Als passionierter Konsolen-Zocker der ersten Stunde konnte ich mit Mobile Games nur in den allerseltensten Fällen etwas anfangen. Eine der wenigen Ausnahmen war inmitten meiner Studienzeit in den 2010er Jahren das von EA gepublishte Die Simpsons: Springfield (oder im Original: The Simpsons Tapped Out).
In diesem Spiel kann man die Heimatstadt der Simpsons – nachdem sie in einer atomaren Explosion vaporisiert wurde – selber aufbauen, in regelmäßigen neuen Quests Charaktere und Gebäude freischalten und in saisonal wechselnden Events einmalige Dekorationen und Objekte gewinnen. Allerdings nicht mehr lange – EA zieht dem Spiel zum Anfang des kommenden Jahres den Stecker.
Die Simpsons: Springfield – 70 Donuts für Duffman?
Alto’s Odyssey, Golf Blitz, Pokémon Go und natürlich auch die ein oder andere obligatorische Runde Candy Crush – die Spiele, die mich jedoch langfristig zockend ans Smartphone gefesselt haben, kann man an einer Hand abzählen. Die Simpsons: Springfield gehörte, kurz nach seinem Release Anfang 2012, jedoch definitiv dazu. Mit meinem damaligen Mitbewohner wetteiferte ich gewissermaßen, wer schneller auf das nächste Level kam und seine Stadt somit erweiterte oder wer mit der erwirtschafteten Kohle die cooleren Gebäude kaufte. Hier und da ging auch mal ein bisschen Echtgeld über die virtuelle Kwik-E-Mart-Theke, um Prämium-Währung (natürlich Donuts) zu erstehen und besondere Charaktere zu kaufen.
Dutzende, vielleicht Hunderte originalgetreue Schauplätze waren im Spiel vorhanden; natürlich Moe’s Taverne, das Atomkraftwerk oder die Grundschule, im Laufe der durch Updates immer größer werdenden Spielwelt – und zum Leidwesen meines dürftigen Handyspeichers auch Datei – aber auch die Springfield Heights, die Monorail und sogar ein komplettes Krusty Land. Zu Weihnachten, Halloween oder Ostern gab es kreative Events, die regelmäßige Besuche in der Stadt – oder deren der Ingame-Freund*innen – mit begehrenswerten Goodies belohnt haben.
Über Jahre hinweg war mir das (by the way Gratis-) Spiel einen fast täglichen Besuch wert, wurde durch die wechselnden Events, die mit Mini- und Glücksspielen lockten, so gut wie nie eintönig. Über 300 Updates, 831 Charaktere und mehr als 1.400 Questlines hattes das Spiel laut EA in den vergangenen zwölf Jahren zu bieten. Autor*innen der Simpsons-Serie brachten Gags mit ein und sogar die Originalsprecher*innen liehen den bekanntesten Charakteren für ein paar Sätze ihre Stimmen.
Vier Monate bis zum Exodus
Am 24. Januar 2025 schaltet EA die Server zu Die Simpsons: Springfield ab, wie der Publisher auf der Facebook-Seite (daran seht ihr, wie alt das Spiel ist) des Mobile Games verkündet. Aus den Download-Stores verschwindet es schon am 31. Oktober – pünktlich also zum Gruselfest Halloween, das im Spiel (wie auch in der Zeichentrickserie) immer ein besonderes Highlight war.
„Die Entscheidung, diese zwölfjährige Reise zu beenden, ist sehr emotional“, heißt es. „Es war eine Freude, zu sehen, wie ihr eure eigenen Versionen von Springfield gebaut habt. Wir bedanken uns aufs Herzlichste bei euch, den Spielerinnen und Spielern, die das alles möglich gemacht haben.“ Über die kommenden Wochen sollen Items aus den vergangenen zwölf Jahren zurück in die Ingame-Stores kommen, die mit Ingame-Geld gekauft werden können, wie es in einem Q&A mit der Fan-Seite TSTO Addicts heißt. Echtgeld kann in dem Spiel bereits jetzt nicht mehr ausgegeben werden.
Jetzt noch mit dem Spiel anzufangen, wäre töricht. Aber allen, die ihren Account noch haben und deren Springfield-Bewohner*innen seit Jahren ein Thumbs-up-Symbol über dem Kopf schweben, weil sie ihre Aufgaben beendet haben, sei ans Herz gelegt, vielleicht noch ein letztes Mal in Die Simpsons: Springfield vorbeizuschauen, bevor die Stadt wieder verschwindet – dieses Mal für immer.
Quellen: Facebook / The Simpsons: Tapped out, tstoaddicts.com