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Assassin’s Creed Shadows: „Werden von denen instrumentalisiert, die Hass schüren“ – Ubisoft hat die Faxen dicke

Nach ewiger Kritik an Assassin’s Creed Shadows schießt Ubisoft nun selbst scharf: Chef-Entwickler Marc-Alexis Coté wählt deutliche Worte.

Screenshot von Assassin's Creed Shadows. Im Hintergrund ist eine Landschaft zu sehen, während im Vordergrund Protagonist Yasuke abgebildet ist.
© Ubisoft / Ubisoft Quebec / bearbeitet mit Adobe Photoshop

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Seit der Enthüllung muss Assassin’s Creed Shadows mit teils deutlicher Kritik an den beiden Hauptcharakteren und dem vermeintlich nicht akkurat dargestellten Szenario leben. Chef-Entwickler Marc-Alexis Coté hat sich nun gegen jene Kritik und vor das eigene Team gestellt.

In einem ausführlichen Statement im Rahmen einer BAFTA-Veranstaltung in London ging der Ubisoft-Angestellte auf allerlei Punkte ein. Er widersprach, dass man intern einer „modernen Agenda“ folgen würde, wehrte sich gegen verschiedenste Vorwürfe und sprach auch darüber, wie sich diese Diskussionskultur auf Mitarbeiter*innen auswirkt.

Assassin’s Creed Shadows: „Historie war schon immer vielfältig“

Um euch kurz abzuholen: Assassin’s Creed Shadows wird zwei Protagonist*innen bieten. Zum einen die rein fiktive Kunoichi Naoe, die quasi den schleichenden Part der Reihe verkörpert, als auch den aus Afrika stammenden Samurai Yasuke, der wiederum bislang in den Gameplay-Videos eher brachial auftritt. Besonders Letzterer war und ist ein ziemlicher Dorn im Auge einer lautstarken Minderheit, die seit Monaten Ubisoft für diese Wahl kritisiert – ungeachtet dessen, dass Yasuke in japanischen Medien schon öfters aufgegriffen und dargestellt wurde, von Videospielen bis hin zu Film und Literatur.

Genau an diese Kritiker richtet sich Marc-Alexis Coté, der Chef-Entwickler von Assassin’s Creed Shadows, wie unsere englischsprachigen Kolleg*innen von Eurogamer berichten. „Bei Assassin’s Creed ging es schon immer darum, die gesamte Bandbreite der menschlichen Geschichte zu erforschen, und diese Geschichte ist naturgemäß vielfältig. […] Während die Darstellung eines schwarzen Samurai im feudalen Japan Fragen und sogar Kontroversen ausgelöst hat, wurde Naoe als fiktive Figur auch wegen ihres Geschlechts kritisch beäugt.“

Weiter heißt es von Coté, dass „Yasukes Präsenz in der japanischen Geschichte eine Tatsache ist“, ebenso wie die „Geschichten von Frauen, die sich den gesellschaftlichen Erwartungen widersetzten“. Naoe und Yasuke seien zwar „historische Fiktion“, aber nichtsdestotrotz würde ihre Berücksichtigung „genau die Art von Geschichte sein, die Assassin’s Creed zu erzählen versucht“.

Dies ist natürlich nichts Neues für die gesamte Reihe – schon das erste Assassin’s Creed fußte auf dieser Idee und wurde mit jedem weiteren Serienteil ausgebaut. Ein Punkt, den auch Coté so sieht und noch einmal deutlich unterstreicht: „Unser Bekenntnis zur Inklusivität beruht auf historischer Authentizität und dem Respekt für unterschiedliche Perspektiven, nicht auf modernen Agenden.“

Unterscheidung zwischen Kritik und Angriffen immer schwieriger

Cotés Vortrag endet damit allerdings noch lange nicht. Er geht außerdem darauf ein, wie es für kreative Teams zunehmend immer schwieriger wird, konstruktive Kritik zu filtern. Man sei mittlerweile herausgefordert, „zwischen echtem Feedback und von Intoleranz getriebenen Angriffen unterscheiden zu müssen.“

Dieses Problem sei nicht einfach zu bewältigen und entsprechend „hart“, da Mitarbeiter*innen mit „Lügen, Halbwahrheiten und persönlichen Angriffen konfrontiert“ werden. „Wenn die Arbeit, in die sie ihr Herzblut stecken, zu einem Symbol der Spaltung verdreht wird, ist das nicht nur entmutigend, sondern kann niederschmetternd sein“, führt der Verantwortliche weiter aus.

Er sei aber stolz auf sein Team, dass trotz dieser schwierigen Zeit an der eigenen Vision festhält. Natürlich kann Coté aber nicht ganz seine unternehmerische Tätigkeit ablegen: So beschreibt er Assassin’s Creed nicht nur als Franchise, sondern die Reihe könne auch eine „Plattform für sinnvolle Erkundung und Reflexion“ sein, eingepackt in „unvergessliches Gameplay“. Die üblichen Floskeln von Verantwortlichen, die Worte nach außen tragen.

Geschichten werden instrumentalisiert

Coté kommt gegen Ende noch einmal auf einen wichtigen Punkt zu sprechen, der natürlich seit der ersten Ankündigung von Assassin’s Creed Shadows eine Rolle spielt: „Die Geschichten, die wir erzählen, die Figuren, die wir erschaffen, und die Spielwelten, die wir aufbauen, werden von denen instrumentalisiert, die versuchen, die Kreativität zum Schweigen zu bringen, Angst und Hass zu schüren.“

Dann wird er sogar noch einmal sehr deutlich, weshalb wir diese Worte einfach mal so stehen lassen wollen:

Wie die Autoren von ‚How Democracies Die‘ so eindringlich dargelegt haben, zerfallen Demokratien, wenn gute Menschen beschließen, zu schweigen. Das Gleiche gilt meiner Meinung nach für unsere kreative Freiheit, wenn wir zulassen, dass Angst unsere Stimme erstickt. Wenn wir uns angesichts von Bedrohungen selbst zensieren, geben wir unsere Macht Stück für Stück aus der Hand, bis sowohl Freiheit als auch Kreativität verkümmern. Das können wir nicht zulassen. Es ist an der Zeit, dass wir als Kreative fest zu unseren Werten stehen, indem wir Geschichten erzählen, die inspirieren, die herausfordern und die den Menschen helfen, sich zu verbinden. Unser Schweigen darf nicht zum Komplizen werden.

Marc-Alexis Coté

Coté weiß natürlich auch, dass diese ständige Auseinandersetzung nicht so einfach ist. Er sei allerdings „Optimist und ein Träumer“ und ist davon überzeugt, dass „Kreativität stärker als Angst“ ist. Ein klares Zeichen, dass man zumindest bei Assassin’s Creed Shadows dem Aufschrei nicht klein beigibt und schon gar nicht davon überzeugt ist, dass „woke“ das große Problem der Ubisoft-Spiele sei.

Ob sich das am Ende auszahlt, bleibt abzuwarten. Spätestens am 14. Februar 2025 wissen wir mehr, denn dann soll Assassin’s Creed Shadows für PC, PS5 und Xbox Series X|S erscheinen. Vermutlich zeitgleich mit dem geplanten Animus Hub.

Quelle: Eurogamer