In diesem Jahr, genauer gesagt im August, feiern wir unser 20-jähriges Jubiläum als Spiele-Magazin; dazu wird es noch einige Überraschungen geben. Aber wir wollen die Gelegenheit auch nutzen, um Formate und Strukturen zu modernisieren. Zum einen werden wir die Spiele des Jahres 2020 für euch und uns anders gestalten – noch ist vieles denkbar, aber ihr werdet z.B. mehrere Kategorien mit gewichteten Stimmen zur Abstimmung haben und Neuauflagen fallen für alle raus. Einige eurer Ideen sind also bereits eingeflossen, weitere sind willkommen!
Außerdem haben wir unser Genre-System angepasst (dazu gibt es auch einen 4Players-Talk): Bisher gab es ja Hauptgenres wie „Action“ und darunter mehrere Subgenres wie „Action-Adventure“, „Beat‘ em Up“ oder „Arcade-Action“, beim „Shooter“ fanden sich Exoten wie „Western-Shooter“ oder „Fantasy-Shooter“ und beim „Rollenspiel“ so etwas wie „3D-Rollenspiel“ und „2D-Rollenspiel“. Kurzum: Das war stellenweise veraltet oder verwirrend. Wir haben das auch nie richtig erläutert.
Was haben wir gemacht? Die Subgenres gibt es nicht mehr! Dafür haben wir jetzt 14 Hauptgenres , darunter viele bekannte wie „Rollenspiel“ oder „Shooter“, aber wir haben die schwammige „Action“ und die „Geschicklichkeit“ komplett aufgelöst, um daraus konkretere Genres wie das „Action-Adventure“, den „Plattformer“ oder „Musik & Party“ zu schaffen. So haben wir auch einige neue Genres wie „Crafting & Survival“ definiert. Ihr könnt sicher sein, dass wir lange darüber diskutiert haben; letztlich ist unser reformiertes System kein Königsweg, auf dem alle Spiele ohne Zweifel in die richtige Kategorie wandern, sondern ein Kompromiss. Aber als Redaktion kommen wir mit dieser Anpassung aktuell besser klar – obwohl es natürlich Grenzfälle gibt, die in zwei oder drei Schubladen passen würde. Hier sind die 14 Kategorien:
Action-Adventure (hier finden sich Abenteuer mit Story, in denen Erkundung, Kampf und evtl. Akrobatik und Rätsel im weitesten Sinne vorkommen, also Spiele wie Tomb Raider, Uncharted, Shadow of the Colossus, Metroid Prime, Horizon Zero Dawn, The Legend of Zelda oder The Last of Us 2 und Death Stranding, aber auch Resident Evil 3, Alien Isolation, Styx, Metal Gear Solid, Tenchu oder Splinter Cell – also auch alles, was als Subgenre bisher unter Survival-Horror und Stealth-Action eingeordnet war. Hinzu kommen Kampf-Abenteuer wie Onimusha, Bayonetta, Devil May Cry oder Sekiro.)
Adventure (das Genre behalten wir und es wird weiter sowohl Point&Click-Abenteuer à la Monkey Island, Edna bricht aus oder Blacksad: Under the Skin als auch Storytelling-Experimente im Stile eines Dear Esther oder Firewatch und moderne Erzählabenteuer wie What Remains of Edith Finch, Heaven’s Vault oder Draugen umfassen; auch Spiele, die sich mit Texten der Visual Novel nähern sind hier eingeordnet. Im Gegensatz zum neuen Genre Logik & Kreativität muss die Story hier eher im Vordergrund stehen als das reine Knobeln. Auch da wird es Grenzfälle geben.)
Arcade-Action (hier finden sich Spiele, in denen Hand und Auge wie anno dazumal in der Spielhalle in Shoot’em Ups koordiniert werden, in denen Kampagne oder Story nur Beiwerk sind, also Spiele wie Super Stardust, Resogun, Geometry Wars etc., dazu alle Flipper, Action à la Bomberman, aber auch Spiele, in denen es um kurzweiligen Actionspaß in größerem Maßstab geht wie etwa in Ace Combat oder World of Warships – die tangieren natürlich schon den Shooter)
Logik & Kreativität (hier geht es um Puzzlegames, reine Knobelspiele wie Tetris, Dr. Kawashima oder Baba Is You, aber auch um Abenteuer, in denen das Nachdenken, Kombinieren und Auflösen von Sackgassen wie in Portal, The Talos Principle oder The Witness im Vordergrund steht; hinzu kommen Baukästen, die vom Spieler kreative Arbeit verlangen, um später in eigenen Levels diversen Minispielen oder Genres nachzugehen; also alles von Super Mario Maker über LittleBigPlanet bis Dreams)
Musik & Party (alle Spiele aus den Subgenres Partygames und Musikspiel, alles von RockBand, SingStar & Co bis Avicii: Invector, Audica und auch Quiz-Spiele wie You Don’t Know Jack)
Plattformer (hier werden alle klassischen Jump&Runs wie Rayman, Sonic und Mario, aber auch alle kämpferischen Hüpf-Abenteuer wie Hollow Knight, Blasphemous, Ori, Dead Cells & Co einsortiert. Wenn Sprungakrobatik mit Kampf im Vordergrund steht, passt hier auch ein Mirror’s Edge hinein. Wir haben uns übrigens bewusst gegen „Metroidvania“ oder „Roguelike“ als Genres entschieden, weil diese Prinzipien auf viele andere Genres übertragbar sind)
Prügeln & Kämpfen (Alle klassischen Beat’em Ups und Fighting Games von Soul Calibur bis Streets of Rage, aber auch Musou-Action à la Dynasty Warriors und auf den Kampf fokussierte Spiele wie For Honor gehören dazu)
Rennspiel (hier bleibt alles beim Alten: wir haben erst überlegt, ob wir den Arcade- oder Future-Racer von der Simulation trennen, aber letztlich sollte die Mechanik des Rennspiels im Vordergrund stehen, so dass alles von Mario Kart über WipeOut und Gran Turismo bis iRacing hier eingeordnet wird – was nicht heißt, dass wir bei einer reformierten Wahl zum Spiel des Jahres nicht vielleicht Sieger in speziellen Kategorien küren)
Rollenspiel (hier gibt es nur eine Veränderung: Taktik-Rollenspiele wie Disgaea oder Fire Emblem fliegen raus und wandern in die Strategie, weil sie im Kern die Taktik im Gelände und den Kampf zwischen Gruppen abbilden; es bleibt aber dabei, dass sich hier unterschiedliche Facetten von Diablo 4, Dark Souls 3, Wasteland 3, The Elder Scrolls 6 bis Disco Elysium ein Genre teilen)
Shooter (hier bleibt alles beim Alten, so dass sich vom Taktik-Shooter eines Rainbow Six: Siege bis zum Ego-Shooter der Marke Doom Eternal oder Online-Shooter à la The Division alles trifft; hinzu kommen Lightgun-Shooter und Spiele, die über ihre Perspektive und den Ballerfokus hinein passen, darunter ein Fortnite, Rebel Galaxy Outlaw oder Descent; da gibt es natürlich eine Nähe zur Arcade-Action)
Simulation (den Begriff fassen wir nicht streng physikalisch, sondern eher offen, so dass nicht nur „Serious Games“, sondern neben einem Sims oder all den Alltags-Simulationen der Landwirtschaft und Fahrzeuge, auch ein Elite Dangerous, ArmA oder War Thunder hier auftauchen, die zumindest etwas Komplexeres als einen Shooter simulieren wollen – selbst wenn sie letztlich weit weg sind von der realen Abbildung; aber wir müssen hier mehr Spiele als den Microsoft Flight Simulator listen, um ein Genre zu rechtfertigen)
Sport (Fußball, Eishockey, Tennis, Golf, Basketball, Football & Co, aber auch Boxen und MMA als kämpferische Sportarten oder all die Lizenzspiele zu Olympischen Spielen & Co und die Football Manager gehören dazu)
Taktik & Strategie (eigentlich bleibt hier alles bei der alten Strategie, also Runde und Echtzeit zusammen, Civilization, Command & Conquer sowie Total War, aber mit dem Zusatz Taktik & Strategie wollten wir unterstreichen, warum auch bisher als Taktik-Rollenspiele definierte Titel wie Fire Emblem, Disgaea etc. hier aufgehoben sind)
Survival & Crafting (hier haben wir lange diskutiert, aber wir wolten diesem Trend, in dem das Überleben und (oder durch das) Sammeln wirklich im Zentrum steht, eine Schublade verpassen, denn bisher waren alle „Survival-Abenteuer“ unter Simulation eingeordnet; hier werden Abenteuer wie No Man’s Sky, DayZ, Don’t Starve und The Forest auftauchen, aber auch ein Minecraft, das wiederum Logik & Kreativspiel sowie Action-Adventure sein könnte. Ihr seht schon: Grenzfälle wird es immer geben.)
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Zu diesen neuen Genres gibt es auch einen Talk mit Matthias und Micha, in dem wir nochmal einige Beispiele erläutern. Und nicht wundern, falls ihr im Archiv doch noch Spiele als „Action“ oder „Geschicklichkeit“ findet – oder andere Lücken. Wir haben zwar rückwirkend die Datenbank aktualisiert, so dass jedes Subgenre wie „Stealth-Action“ zu seinem definierten Hauptgenre wie „Action-Adventure“ wandern konnte, aber bei allen Titeln, die gar kein Subgenre hatten, war das nicht möglich. Daher wird es weiter diese beiden Hauptgenres im Archiv geben, bis wir sie anpassen. Ab jetzt tragen wir erstmal alle aktuellen Titel mit dem neuen System ein.
Naja ohne Rätsel sind es für mich dann keine Adventure mehr Aber die Wurzeln sind nicht zu verkennen, keine Frage.
Solche Spiele wie what remains of Edith Finch hätten für mich ein eigenes Genre "narrative Exploration" verdient. Wird es da dann noch einen Zusatz in der Beschreibung geben also z.B. adventure - Point&click oder Rollenspiel - Topdown?
Ansonsten finde ich die Änderungen ziemlich gelungen. Einzig befürchte ich, dass das Action Adventure ein wenig zu viel stemmen muss .
Gerade die schon angesprochenen Open World Sachen sind da teilweise semioptimal aufgehoben. AC, das neue Gold of War, Die Batman Arkham Spiele, Ratchet & Clank etc. sind für mich glasklare Action Adventure.
Aber GTA, Red Dead, Horizon, und die hunderttausend Open World Spiele, die uns in Zukunft erwarten, sollten eher ein eigenes Genre "Freiheit" oder "offene Welten und ihre Feinde" bekommen.
Richtig. Und wir arbeiten gerade an einigen größeren und wichtigeren Projekten. Immerhin werden jetzt alle Spiele des Frühlings verschoben, so dass wir alle mehr Zeit haben.
Ein Plaketten-System hätte ich auch für nützlicher befunden, muss aber technisch natürlich auch erstmal implementiert werden. Ist nicht so schwierig, aber die meiste Zeit würde wohl die Migration in Anspruch nehmen, da diese wahrscheinlich zu großem Teil manuell erfolgen muss.