Die Hochzeiten von Animal Crossing: New Horizons sind schon länger vorbei. Auch wenn das Spiel noch nicht ganz tot ist und von seinen treuesten Fans weiterhin viel Hingabe erfährt, rechnet mittlerweile niemand mehr mit einer Content-Auffrischung.
Es mag noch eine Weile dauern, bis es so weit ist, aber die Gedanken ausgebrannter Spieler und sehnsüchtiger Fans liegen momentan bereits bei einem Nachfolge-Titel. Fragt sich bloß, wie der überhaupt aussehen könnte.
Die Ausgangslage zum nächsten Animal Crossing-Spiel
Animal Crossing New Horizons trat, anders als der Avatar, auf den Plan, als die Welt es am meisten brauchte: Im Rückblick auf die Pandemie berichten viele Spieler, dank der knuffigen Lebenssimulation einen virtuellen Rückzugsort gefunden zu haben, der sie durch eine schwere Zeit brachte. Mit dem Versprechen einer idyllischen Insel, die sich zum eigenen Happy-Place ausgestalten lässt, bediente Nintendo vorherrschende Sehnsüchte nach harmlosem Eskapismus.
Es sind aber nicht nur die angeschwemmten Neuankömmlinge, welche sich an New Horizons erfreuten und teilweise weiterhin erfreuen: Auch langjährige Fans der Reihe finden an dem aktuellen Ableger Gefallen. Entsprechend erfolgreich fiel die Bilanz zu dem Titel letztendlich aus. Trotzdem wurde die laufende Aufwertung des Spiels in Form von Updates verhältnismäßig schnell lahmgelegt.
Einen nächsten Lichtblick für neues Konsolenfutter mit Tom Nook und Konsorten kann momentan nur noch ein Nachfolger an den Himmel zaubern. Ob dieser überhaupt erscheinen soll, steht nach der Siegestour von New Horizons wohl kaum Frage: Stattdessen bleibt offen, was sich Nintendo für die Zukunft der Inselbewohner ausdenken wird. Um der Antwort näherzukommen, habe ich ordentlich roten Faden in Kork gepinnt und versuche mich nun an einer eigenen Prognose.
Animal Crossings: New Horizons 2 oder komplette Neuerfindung?
Der gröbste Teil der Einordnung eines neuen Animal Crossing Spiels besteht darin, festzustellen, ob das Spielkonzept sich neu erfindet oder nach Vorlage gearbeitet wird. Es mag vor allem am guten Timing gelegen haben, aber New Horizons hat sich mehr als dreimal so oft verkauft wie der Vorgänger New Leaf. Gemessen daran scheint es naheliegend, dass Nintendo ihre neueste Kreation im Franchise als Schablone für weitere Teile verwenden will.
Ein Indiz hierfür ist auch die Art und Weise, wie der Konzern mit The Legend of Zelda zu verfahren plant Breath of the Wild Let’s Go to the City Wild World New Leaf
New Horizons hat zwar auch keine gewagten Schritte vorgenommen, aber dafür endlich den lang gehegten Fan-Wunsch nach frei platzierbarem Außendekor und Terraforming erfüllt. Dass allein diese Features so lang auf sich haben warten lassen, zeigt, wie vorsichtig das Team um Animal Crossing mit Veränderungen umgeht. All das in Betracht gezogen, würde es also wenig überraschen, wenn Nintendo sich dazu entschließt, auf der sicheren Seite zu bleiben und mit dem nächsten Animal Crossing-Teil stringent auf New Horizons aufzubauen. In diesem Fall gäbe es nur kleinere Neuheiten wie zum Beispiel mehr landschaftliche Vielfalt, zusätzliche Sammelaufgaben oder abwechslungsreichere Events.
Da vor allem der Fokus auf freie Gestaltung bei New Horizons die Community dazu gebracht hat, viele Stunden ins Dekorieren zu versenken und ihre Kreationen anschließend online fleißig miteinander zu teilen, ist vorstellbar, dass vor allem dieser Aspekt ausgeweitet wird: Möglicherweise geben die Entwickler künftig Fassaden oder die Innenräume neuer Bauwerke für den eigenen Anstrich frei. Im gleichen Wisch könnten auch die Rufe nach Anpassungen der bestehenden Terraforming- und Crafting-Mechaniken endlich Gehör finden.
Was ist mit der Nostalgie?
Einer der Hauptkritikpunkte an Animal Crossing New Horizons bezieht sich auf die Leblosigkeit der tierischen Inselbewohner. Früher bestand ein Großteil des Spielspaßes in der Lebenssimulation darin, sich ihre witzigen und cleveren Dialoge zu Gemüte zu führen. Sie konnten naiv, leidenschaftlich, fies, albern und noch so vieles mehr sein, je nachdem, wen von ihnen man wo und in welcher Stimmung antraf. New Horizons hat die Gesprächsoptionen deutlich eingekürzt und flach gebügelt, häufige Wiederholungen nichtssagender Phrasen sind vorprogrammiert.
Die bloß äußerlich noch bunten Charaktere werden deshalb von vielen Spielern lediglich als weitere Deko-Objekte gehandelt. Wie stehen die Chancen, dass Nintendo den Forderungen nach wieder interessanteren NPCs Folge leistet? Meiner Einschätzung nach leider schlecht, denn der Shift hin zum reinen Kreativ-Sandkasten lässt nicht mehr viel Raum für rein textbasierte Spielereien wie etwa Versicherungsvertreter Fred, Resetti oder Dr. Samselt, die allesamt rausgekegelt wurden.
In gewisser Weise ist das auch verständlich, denn die Langzeitmotivation kommt für die meisten durch den Wunsch zustande, das Beste aus der eigenen Insel herauszuholen und nicht etwa Gespräche mit Polygon-Blöcken, die sich, egal wie vielfältig sie sind, irgendwann zwangsläufig wiederholen werden. Trotzdem tut es weh sich vorstellen zu müssen, dass der ursprüngliche Charme von Animal Crossing wohl ein Relikt seiner Zeit bleiben wird.
Nostalgiker haben allerdings noch weitere Vorschläge für den nächsten Titel auf Lager: zum Beispiel sollen die Mini-Spiele aus New Leaf, die späteren Upgrades für Nooks Laden und Zwischenstops wie das Postamt zurückkehren. Während die Mini-Games Gefahr laufen, weiterhin von der eingeschlagenen Ästhetik-Route überschattet zu bleiben, haben Nooks Geschäft beziehungsweise die gesamte Einzelhandelslandschaft eine Chance, bessere Zeiten zu sehen: mit mehr Design-Optionen gehen eventuell auch diversere Verkaufsflächen einher. Ähnlich verhält es sich mit den Behörden, die einen Platz unter dem größer werdenden Pool an gestaltbaren Gebäuden finden dürften.
Fazit
Animal Crossing hat seine Fans dazu trainiert, genügsam zu bleiben, was Neuerungen betrifft. Die meisten von ihnen schreien nach naheliegenden Verbesserungen oder wünschen sich Inhalte von früher zurück. Nintendo wird sich mit keinem Vorhaben zu weit aus dem Fenster lehnen und vor allem versuchen, die breite Masse, welche sich durch New Horizons angesprochen gefühlt hat, weiter an das Spiel zu binden. Das bedeutet einerseits keine großen Experimente wie ein Großstadt-Setting oder der Wegfall von Terraforming und andererseits auch keine Priorisierung der kleineren Kerngruppe ursprünglicher Fans.
Gemessen an den bisherigen Entwicklungszeiträumen wird es vermutlich in etwa noch weitere drei bis vier Jahre dauern, bis ein nächster Animal Crossing-Teil Realität wird. Dann werden wir sehen, ob der Cozy Game-Klassiker vielleicht doch noch für eine Überraschung gut ist. Um sich die Zeit bis dahin zu vertreiben, könnten sich ein Blick auf unsere fünf Alternativen zu Animal Crossing