Nur noch wenige Wochen verstreichen, dann dürfen wir mit Weltraum-Heldin Kay Vess die weit, weit entfernte Galaxis durchpflügen. Auch, wenn speziell verbesserungswürdige Schleichpassagen und (eigentlich ganz kanonisch) strunzdumme Sturmtruppler uns in der Vorschau daran zweifeln lassen, ob die Macht mit Ubisoft und Massive Entertainment ist, freuen wir uns wie Nix auf den Release am 30. August.
Wer sich darauf einlässt, kann ihrer oder seiner Vorfreude einen Dämpfer verpassen. Wie? Natürlich mit dem Internet, wo sich Nutzer hinter einem Pseudonym verschanzen – und Schmugglerin Kay Vess ins Visier nehmen, weil sie „nicht attraktiv genug“ ist. Unsere englischsprachigen Kolleg*innen von der Washington Post haben sich mit dem Creative Director ins Benehmen gesetzt, den Mann um ein Statement zur toxischen Internetkultur gebeten.
Wieso reden alle über diese Ubisoft-Spiele?
Ubisoft allgemein und Julian Gerighty (The Division) speziell, der Creative Director von Star Wars Outlaws, können einem leidtun. Zuerst wird die spielerisch wertvolle Erzählung aus dem Sternenkrieg eines George Lucas despektierlich mit der Uncharted-Reihe verglichen, dann watschen Kommentatoren unter dem neuen Gameplay-Video Outlaws scheinbar wegen mangelnder Grafikleistung und Performance ab. Letztlich wäre da noch Ubisofts Baustelle Assassin’s Creed Shadows, auf der sich Firmenchef Yves Guillemot mindestens symbolisch schützend vor seine Mitarbeitenden stellt.
Jetzt hat wieder Julian Gerighty mit einer Wortmeldung bei der renommierten Washington Post die Hand gehoben – eingeflochten in eine Review, wo sich der Autor nach zwei Stunden Anspielen von Star Wars Outlaws dem Open-World-Titel durchaus zugeneigt zeigt. An einer Stelle wird das Gespräch auf die fehlgeleitete Wut in der Online-Diskussion rund um Videospiele gelenkt – insbesondere dann, wenn es um Diversität und Repräsentation geht. Im Fall von Star Wars Outlaws: Wird die weibliche Heldin Kay Vess für ihr Aussehen in die Mangel genommen – etwas, was wir alle als Lookismus kennen. Gerighty sagt über die Bildschirmheldin:
„Kay soll nahbar sein, eine Diebin, die durch unsere Geschichte stolpert, schlechte Entscheidungen trifft – gewürzt mit viel Humor, Demut, aber auch Härte. Das war mir alles wichtig. Und, hey, sie ist wunderschön. […] Das [Diskussionen im Internet über Kays Aussehen] ergibt alles keinen Sinn. Man sollte seine Zeit nicht dafür hergeben oder sich darauf einlassen. Wenn ihr euch auf böswillige Menschen einlasst, fallen die Zwischentöne weg und die Möglichkeit für echten Dialog erstickt.“
Julian Gerighty (Creative Director bei Massive Entertainment)
Nichts für Fan-Liebe: Haifischbecken Internet
Gerighty schiebt abschließend hinterher, was am Ende des Tages für einen Entwickler, der schlicht ein wertiges Videospiel herausbringen möchte, wirklich zählt: „Alles, was wir tun können, ist, das bestmögliche Spiel zu machen.“ Unter dem Artikel der Washington Post hauen sich die Leser*innen direkt, leider kaum überraschend, gegenseitig auf den virtuellen Kopf – in einem Tonfall, den Obi-Wan persönlich wohl mit „wie unzivilisiert“ quittieren würde.
Apropos Outlaws, Kay Vess und überhaupt: Ob die Macht (und euer Rechenknecht) mit den Systemanforderungen von Star Wars Outlaws sind, erfahrt ihr auf der Produktseite des Spiels.
Quellen: The Washington Post, Amadeu Antonio Stiftung, TVLine