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Cyberpunk 2077: Verlorenes Vertrauen, vernachlässige Last-Gen-Konsolen, ignorierte Warnsignale und Rückerstattungsprobleme

Verlorenes Vertrauen, vernachlässige Last-Gen-Konsolen, ignorierte Warnsignale und Rückerstattungsprobleme

© CD Projekt RED / Bandai Namco Entertainment Europe

Nach dem gestrigen Statement von CD Projekt Red, das sich mit dem Status von Cyberpunk 2077 befasste und sich direkt an die Spieler richtete (wir berichteten), hat die Führungsriege des Studios den Investoren Rede und Antwort gestanden (zum Transkript).

Kurz zusammengefasst erklärten sie, dass sie die Komplexität der Probleme unterschätzt hätten, vor allem die Optimierung des Spiels für die PlayStation 4 und die Xbox One (S). Sie wollten eigentlich mit einem Update zum Verkaufsstart die (größten) Probleme aus der Welt schaffen, haben das geplante Unterfangen in dem Zeitraum aber nicht mehr geschafft – auch Microsoft und Sony als Plattformpartner hatten wohl darauf vertraut. Weil sie so lange an diesem Patch für die „alten Konsolen“ gearbeitet hatten, konnten sie eine testbare Version für Reviewer/Kritiker auch erst einen Tag vor dem Verkaufsstart rausgeben, was natürlich den Eindruck unterstützte, als würden sie etwas zurückhalten wollen. Generell wurde erneut bekräftigt, dass die Probleme angehen und beheben wollen. Außerdem wollen sie das verlorene Vertrauen irgendwie zurückgewinnen.

Adam Kicinski (Joint-CEO von CD Projekt): „Nach drei Terminverschiebungen waren wir als Vorstand zu sehr darauf fokussiert, das Spiel zu veröffentlichen. Wir haben das Ausmaß und die Komplexität der Probleme unterschätzt und wir haben die entsprechenden Warnsignale ignoriert, dass wir zusätzliche Zeit brauchen, um das Spiel für die Last-Generation-Konsolen [PS4 und Xbox One (S)] zu optimieren. Das war der falsche Ansatz und dieser widersprach eigentlich auch unserer Geschäftsphilosophie. Hinzu kommt, dass wir das Spiel während der Previewkampagne hauptsächlich auf PCs gezeigt haben. Dadurch haben wir das Vertrauen der Gamer und den Ruf, den wir uns über einen großen Teil unseres Lebens aufgebaut haben, verloren. Deshalb konzentrieren sich unsere ersten Schritte ausschließlich darauf, diese beiden Dinge wiederzugewinnen. Wir konzentrieren uns darauf, Cyberpunk auf Last-Gen-Konsolen zu reparieren. Die erste substantielle Ladung an Fixes wurde schon über das Wochenende veröffentlicht. Die nächsten Fixes werden innerhalb der nächsten sieben Tage veröffentlicht. Große Updates sind für Januar und Februar [2021] geplant, zusammen mit kleineren Fixes. Natürlich werden auch die PC-Spieler regelmäßig Updates und Fixes erhalten, um das Spiel zu verbessern. Wir werden alles tun, um zu beweisen, dass wir unseren Werten treu bleiben und hoffen, dass wir mit unseren Bemühungen das verlorene Vertrauen wiederherstellen können.“

Michal Nowakowski (Board Member Responsible for Publishing) sagte über den Zustand der Umsetzung für PlayStation 4 und Xbox One (S): „Es geht eher darum, dass wir – wie bereits erwähnt – eher auf den PC und die Next-Gen-Versionen geschaut haben und nicht auf die Current-Gen. Wir haben definitiv nicht genug Zeit damit verbracht, uns das genau anzusehen. Ich würde nicht sagen, dass wir irgendeinen externen oder internen Druck verspürt haben, das Spiel an diesem Datum zu veröffentlichen – abgesehen von dem normalen Druck, der für jede Veröffentlichung typisch ist. Das war also nicht der Grund. Was den Zertifizierungsprozess und die Drittanbieter [Microsoft und Sony] angeht – das ist definitiv unser Problem. Ich kann nur vermuten, dass sie darauf vertraut haben, dass wir die Dinge bei der Veröffentlichung in Ordnung bringen werden und das ist offensichtlich nicht so gekommen, wie wir es geplant hatten.“

Die Aussage, dass man sich bei der Entwicklung von Cyberpunk 2077 eher auf die „nächste Konsolen-Generation“ konzentriert hätte, steht allerdings im Widerspruch zu einer Aussage von Michal Nowakowski. Anfang 2020 sagte er in einem Interview, dass man sich innerhalb des Studios zwar bereits mit der neuen Konsolengeneration befasst hätte, man sich für Cyberpunk aber auf die aktuellen Plattformen konzentrieren würde (wir berichteten).

Welche Erwartungen die Spieler auf PlayStation 4 und Xbox One (S) an die Verbesserungen von Cyberpunk 2077 haben können, dazu sagte er weiter.

Michal Nowakowski: „Wir haben auch gesagt [im gestrigen Statement], dass, wenn sie erwarten, dass das Spiel in Bezug auf die Performance gleichwertig mit, sagen wir, Next-Gen- oder PC-Systemen sein könnte, das wird definitiv nicht der Fall sein. Damit will ich nicht sagen, dass es ein schlechtes Spiel sein wird – aber wenn die Erwartungen, z.B. in Bezug auf die Grafik oder andere Performancesaspekte, so sind, dann sagen wir ganz offen, dass das nicht der Fall sein wird. Es wird aber ein gutes, spielbares, stabiles Spiel sein – ohne Glitches und Abstürze. Das ist der Plan.“

Warum das Rollenspiel zuvor nur auf PC, PlayStation 4 Pro, PlayStation 5, Xbox One X und Xbox Series X gezeigt wurde und nicht auf den alten Konsolen, dazu äußerte sich Marcin Iwinski (Joint-CEO) folgendermaßen: „Zur (…) Frage – bezüglich der Nichtvorführung der Konsolenversion – wir haben tatsächlich Konsolenmaterial gezeigt, aber nie auf den Last-Gen-Konsolen. Der Grund dafür ist, dass wir das Spiel bis zur letzten Minute für die Last-Gen-Konsolen überarbeitet haben und wir dachten, wir würden es rechtzeitig schaffen. Leider führte das dazu, dass wir das Spiel erst einen Tag vor der Veröffentlichung an die Reviewer/Rezensenten/Kritiker geben konnten, was definitiv zu spät war und die Medien nicht die Chance hatten, es richtig zu rezensieren. Das war nicht beabsichtigt; wir haben nur bis zum letzten Moment am Spiel gefeilt.“

Während CD Projekt Red in ihrer gestrigen Stellungnahme von möglichen Rückerstattungen auf PlayStation und Xbox sprachen (auch in den jeweiligen digitalen Stores), scheinen diese Anfragen größtenteils vom Kundendienst der jeweiligen Plattformen abgelehnt zu werden. Diverse PlayStation-Nutzer teilten mit, dass sie trotz der Aussage von CD Projekt Red nicht für eine Rückerstattung qualifiziert wären und sie auf die Patches für Januar und Februar warten sollten, die das Spiel angeblich reparieren werden. Eine Reihe von Tweets von CP2077-Käufern wurden in diesem Thread auf Resetera zusammengestellt. Allem Anschein nach hat hier die Kommunikation zwischen CD Projekt und Sony bzw. Microsoft nicht geklappt.

  1. Antimuffin hat geschrieben: 22.12.2020 19:09
    ISuckUSuckMore hat geschrieben: 15.12.2020 18:28 8 Jahre Entwicklung. Und alle so: Huuuch, das läuft ja irgendwie mal so gar nicht auf der PS4! Oh Gott oh Gott, wie konnte das denn nur passieren? -.-
    Das Spiel war erst 2016/2017 richtig in Entwicklung, nachdem der letzte Witcher 3 DLC raus kam.
    Das ist die Aussage von CDPR. Die würde ich auch immer so kurz wie möglich angeben.
    Spiel gut: "Guck mal, was man in der kurzen Zeit geschaffen hat."
    Spiel schlecht: "Die Entwicklungszeit war ja auch viel zu kurz."

  2. ISuckUSuckMore hat geschrieben: 15.12.2020 18:28 8 Jahre Entwicklung. Und alle so: Huuuch, das läuft ja irgendwie mal so gar nicht auf der PS4! Oh Gott oh Gott, wie konnte das denn nur passieren? -.-
    Das Spiel war erst 2016/2017 richtig in Entwicklung, nachdem der letzte Witcher 3 DLC raus kam.
    Unter 4 Jahre sind definitiv zu wenig Zeit für 5 (eigentlich 7) Plattformen für so ein ambitioniertes Rollenspiel.

  3. Wenigstens gab es keinen "Lederrucksack" in der CE.
    @Some guy
    Jup, deswegen war TW2 auch der Sweetspot. TW3 hat zwar noch funktioniert, war meiner Meinung nach aber nicht mehr die gleiche inhaltliche Qualität. Außerdem war Triss in Teil 2 noch nackt! :Häschen:

  4. listrahtes hat geschrieben: 21.12.2020 13:00 Die Art der Veröffentlichung und Zeitpunkt ist eben rein auf kurzfristige Geldmaximierung zuückzuführen und das sind nun mal die Investoren.
    Für Investoren wäre es an sich auch besser wenn sich ein Produkt verschiebt und dafür dann als ein Meilenstein der Videospielgeschichte gepriesen wird, das verspricht dann mehr und vor allem langfristigere Einnahmen, weil sich damit jeder nahezu blind das nächste Spiel von denen auch holen wird. Ganz zu schweigen von DLC die mehr "low effort" sind und sich dann auch wie nichts gutes verkaufen. Das kann man denen genauso wenig generell vorwerfen wie jedem anderen, der dabei involviert war und für die man sich ähnliche Gründe zusammenschreiben kann.
    Von Berichten, die ich so gehört habe beschleicht mich eher das Gefühl, dass die Firmen sobald sie an der Börse sind zugrunde gehen weil danach ohne Ende eingestellt wird und man die Teams quasi nicht wiedererkennt. Ein 20-Mann-Entwicklerteam mit einer gemeinsamen Vision schafft einfach ein zusammenhängenderes Produkt als eins mit 400 über verschiedene Nationalitäten verstreut, wo dann pausenlos Leute kommen und gehen und die eine Hand teilweise nicht weiß, was die andere tut.

  5. D_Sunshine hat geschrieben: 21.12.2020 10:28
    Ryan2k6 hat geschrieben: 21.12.2020 10:07 Ja klar, Investorentäuschung...die Investoren waren vermutlich die, die am meisten Druck für ein Release gemacht haben und jetzt wo es nicht so gut aussieht wollen die klagen.
    Michał Nowakowski, Board Member responsible for publishing hat geschrieben:I wouldn’t say that we felt any external or internal pressure to launch on the date –other than the normal pressure, which is typical for any release. So that was not the cause.
    Wobei das ja nun nichts widerlegt. Klar ist das der Zustand des Spiels allen Beteiligten vor Veröffentlichung klar war. Z.T. sind das auch keine bugs sondern imo schlichtweg massive Probleme (KI) während Entwicklung ähnlich ME Andromeda.
    Kein Entwickler will ein derartiges Schrottprodukt veröffentlichen. Die Art der Veröffentlichung und Zeitpunkt ist eben rein auf kurzfristige Geldmaximierung zuückzuführen und das sind nun mal die Investoren. CDPR ist da auch nicht anders als EA..e.tc. Die Leute müssen sich einfach davon verabschieden das CDPR irgendwie anders wäre als andere majors. Im Gegenteil das war imo mit die übelste Veröffentlichung eines Spiels seit langem.

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