Welche ist die erfolgreichste Videospielreihe unserer Zeit? Wenn als Antwort nicht gerade Super Mario, Minecraft oder Tetris fallen, dürfte sich das Gespräch dieser Tage schnell in Richtung GTA 6 bewegen. Der vor bald einem Jahr veröffentlichte Trailer zu Grand Theft Auto 6 konnte seit Veröffentlichung 210 Millionen Aufrufe generieren – und hat dazu geführt, dass die Zuhörerzahlen von Tom Petty auf Spotify explodieren.
GTA ist also eine Erfolgsgeschichte, die unter kalifornischer Sonne stattfindet, nicht im diesigen Gütersloh in Nordrhein-Westfallen, oder? Falsch gedacht: Die Keimzelle für die heutige Millionenseller-Reihe wurde auch im bevölkerungsdichtesten Bundesland gelegt – und durch kurzsichtiges Geschäftsgebaren frühzeitig zerschlagen. Eine deutsche Manager-Geschichte.
GTA-Flair mitten auf Deutschboden
Wer heutzutage den Namen Thomas Middelhoff in den Mund nimmt, steckt entweder bis zum gestärkten Kragen im Studium der Betriebswissenschaften, oder hat mal bei Karstadt gearbeitet – um dort in der Abteilung für Unterhaltungsmedien ein Spiel namens GTA zu entdecken. Wir schreiben das Jahr 1997, die Girlband Tic Tac Toe erklimmt die Charts – und in den Händlerregalen wird erstmals ein Videospiel angeboten namens GTA – Grand Theft Auto.
Entwickelt wurde der Großstadtganoven-Spaß mit isometrischer Draufsicht von einem Entwicklerstudio, das damals noch auf den Namen DMA Design hörte, sich vor allem als Schöpfer die Lemmings-Spiele einen Namen gemacht hatte. Und auch der neueste Titel GTA war von Erfolg gekrönt – sowohl bei unseren Nachbarn überm großen Teich als auch in heimischen Landen, weiß Music Business Worldwide zu berichten.
Wer auf die Spieleverpackung dieses allerersten GTAs blickt, wird, neben der stilisierten Cover Art mit urbanen Schnappschüssen, am unteren Rand zwei Firmenlogos sehen. Einmal ein buntes Männchen, dessen Körper aus Buchstaben DMA gebildet werden – das Logo von DMA Design. Dann eine Bildmarke zu BMG Interactive, jener Firma, die GTA damals herausgebracht hat und zur Computerspielsparte zur Bertelsmann Music Group (BMG) gehörte – die wiederum Teil des Medienimperium Bertelsmann war, ansässig in Gütersloh in Nordrhein-Westfalen.
GTA: (K)eine deutsche Geschichte
Doch das Engagement des großen, deutschen Players im Bereich Videospiele endete schneller, als Trevor Philips mit seinem Duke O’Death den Asphalt zum Brennen bringt. Als dieser Tage „gefallener Star am deutschen Management-Himmel“, wie GamesMarkt schreibt, entschied Thomas Middelhoff in seiner Funktion als Vorstandsvorsitzender von Bertelsmann: Die Abteilung Games wird an den US-Publisher Take-Two Interactive verkauft – mitsamt Rechten an GTA.
Laut den britischen Kolleg*innen von MCV/DEVELOP soll BMG Interactive an Take-Two für einen Schnäppchenpreis von neun Millionen US-Dollar über die Ladentheke gegangen sein – ein schmaler Obolus, wenn man bedenkt, dass alleine GTA 3 später rund 500 Millionen US-Dollar eingefahren hat. Abseits solcher Zahlenspielereien hatte damals, in denen späten 90er-Jahren, natürlich niemand eine Glaskugel und hätte mit Sicherheit die Erfolgsgeschichte GTA voraussagen können.
Übrigens: Wer die GTA-Historie von 1997 bis 2022 zurückverfolgen möchte, für die oder den könnte nachstehender fast Fünfzehnminüter lohnen.
Auch denkbar, das damalige DMA Design konnte erst unter Take-Two florieren und zu heutiger Größe als Rockstar North heranreichen. Beispielsweise soll BMG Interactive Büros in über 27 Ländern geöffnet haben – was zu finanziellen Verlusten führte. So oder so erinnert dieser Kurzausflug in die Gaming-Geschichte aber daran, welchen Irrungen und Wirrungen auch der Wirtschaftssektor Videospiel ausgesetzt ist – und das der heutige Megaseller GTA zumindest in seinen Anfangsjahren eng mit Deutschland in Verbindung steht – genauer mit Gütersloh in Nordrhein-Westfalen.
Apropos Kriminelle, die Autos knacken: GTA 6 wirkt gerade täglich in der Fachpresse auf Details hin abgeklopft – was manchmal mit Autowäsche zu tun hat.
Quellen: MusicBusinessWorldwide, RedaktionsNetzwerk Deutschland, GamesMarkt, MCV/DEVELOP, YouTube / @I3ashix