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IKEA: Horror-Spiel muss Ähnlichkeiten zum schwedischen Möbelhaus ändern

Horror-Spiel muss Ähnlichkeiten zum schwedischen Möbelhaus ändern

Bis auf gelegentliche Versuche, Gaming-Peripherie und -Möbel zu verkaufen, hat der schwedische Konzern IKEA, berühmt für Regale und Fleischbällchen, wenig mit Videospielen am Hut.

 

Das soll sich jetzt ändern: Nicht etwa, weil IKEA in die Entwicklung einsteigt und ein eigenes Spiel produziert, sondern weil es Einfluss auf den Titel eines Solo-Entwicklers nehmen will. The Store is Closed, das Projekt von Jacob Shaw, weist IKEA nämlich eindeutig zu viele Parallelen zum blau-gelben Möbelhaus auf.

IKEA: Brief an den Entwickler von This Store is Closed

Um einen Rechtsstreit zu vermeiden und gleichzeitig bestehende Ähnlichkeiten zum schwedischen Konzern aus dem Leben zu schaffen, hat der Rechtsbeistand von IKEA einen Brief an Shaw geschrieben (via PC Gamer). Dort weist man den Entwickler darauf hin, dass das noch nicht veröffentlichte Spiel eindeutige Parallelen zu IKEA aufweist, und zwar „ohne Autorisierung“.

„Ihr Spiel nutzt ein blaues und gelbes Schild mit einem skandinavischen Namen am Laden, ein blaues, Box-artiges Gebäude, gelbe, vertikal gestreifte T-Shirts, die identisch sind mit denen, die von IKEA-Personal getragen werden, einem grauen Weg auf dem Boden, Möbel, die aussehen wie IKEA-Möbel und Produktbeschriftungen, die aussehen wie IKEA-Beschriftungen. All die erwähnten Anhaltspunkte suggerieren, dass das Spiel in einem IKEA-Kaufhaus stattfindet.“

Auch wenn nicht direkt von einer Klage die Rede ist, sind die Forderungen von IKEA eindeutig und im Brief findet nicht umsonst der angeblich betroffene Paragraph des US-amerikanischen Trademark-Gesetzes explizite Erwähnung. Obwohl es in dem Brief heißt, Shaw könne einfach entsprechende Änderungen am Spiel vornehmen, da er das Spiel nicht vor 2024 veröffentlichen will, gab ihm IKEA zehn Tage Zeit, um alle Parallelen zum Möbelhaus zu entfernen.

 

Planänderung für Solo-Entwickler Jacob Shaw

Shaw, der online unter dem Alias Ziggy Game Dev auftritt, nannte sein Projekt auf Reddit selbst „Ein unendliches IKEA-Spiel“, wobei er sich neben den Ähnlichkeiten zum schwedischen Möbelhaus auch auf die prozedural generierten Labyrinthgänge bezieht. Auf der Kickstarter-Seite des Spiels findet der Name IKEA hingegen keine Erwähnung, das Möbelhaus selbst bezieht sich vor allem auf die gezogenen Vergleiche von Gaming-Outlets und Kommentarschreibern.

Die von IKEA geforderten Änderungen will er trotzdem durchführen, auch wenn er mit der bald endenden Kickstarter-Kampagne eigentlich alle Hände voll zu tun hat, wie er Kotaku erzählt: „Aber jetzt muss ich verzweifelt die gesamte Optik meines Spiels anpassen, damit ich nicht verklagt werde.“

Während Shaw die Farben und den Namen seins digitalen Möbelhauses natürlich ändern kann, bereiten ihm andere Aspekte größeres Kopfzerbrechen: „Ich habe generische Möbel-Asset-Packs gekauft, um das Spiel zu machen.“ Was IKEA damit meint, dass seine Möbel an Billy, Ektorp und Co. erinnern sollen, könne der Entwickler also nicht nachvollziehen.

Worum geht’s in This Store is Closed?

Die Idee hinter This Store is Closed ist eigentlich eine simple und beruht auf dem Konzept von SCP-3008. SCPs, deren Abkürzung für „Secure, Contain, Protect“ steht, gehören zur SCP Foundation, eine Art kollektives Schreibprojekt im Internet, bei dem sich kreative Autoren auf aller Welt unheimliche Geschichten einfallen lassen, oft zu alienartigen Kreaturen, die unter Verschluss gehalten werden.

SCP-3008 ist dabei ein Möbelhaus, das an IKEA erinnern soll, und eintretende Besucher mit seinen stets ändernden Gängen gefangen hält: Die Beschreibung eines unendlichen IKEAs trifft also den Nagel auf den Kopf. Weil sich neben den menschlichen Besuchern aber auch weniger menschliche Gäste innerhalb von SCP-3008 befinden, wird der Aufenthalt dort schnell zu einem Kampf ums Überleben.

Entsprechen will euch This Store is Closed ein Survival-Multiplayer-Erlebnis servieren, bei dem ihr euch gegen die fiesen Kreaturen innerhalb des nie enden wollenden Möbelhauses wehrt, während ihr euch die dort herumstehenden Regale, Sessel und andere Stücke zu Nutze macht. Die Kickstarter-Kampagne von This Store is Closed endet in zwei Tagen, hat mit über 70.000 Euro das siebenfache des Ziels erreicht und soll das Spiel auf den PC, die Xbox Series X | S und die PlayStation 5 bringen.

Kommentare

6 Kommentare

  1. Akabei hat geschrieben: 02.11.2022 16:48 Ich weiß nicht einmal, ob eine Ähnlichkeit zum Möbelhaus überhaupt vorliegen muss.
    Wenn man vor Gericht geht, ja, sollte idealerweise, wenn man als schwedischer Möbelhausbetreiber sicher gewinnen möchte. Ansonsten möchte der schwedische Staat gerne anmerken, dasss IKEA nicht die Rechte hat allen die Verwendung der Farbkombination Gelb auf Blau zu verbieten.
    Bei der Dieselstörmer-Sache hat meines Wissens aber niemals ein Gericht entschieden, sondern das zuständige EU-Amt hat lediglich dem Widerspruch der Klamottenfirma stattgegeben, weil die Wortmarke "Diesel" auch für Spiele eingetragen war. Dass Diesel aber niemals Spiele unter diesem Namen veröffentlicht hat und dies auch nie vorhatte, war für das EUIPO aber gar nicht maßgeblich. Nur der rein formale Eintrag von "Diesel" auch für Spiele.
    BlackForest Games hätten gute Chancen gehabt per Klage eine Teillöschung der Wortmarke für den Spielebereich zu erreichen, aber für juristische Auseinandersetzungen gab es halt kein Budget. Und auch nicht für Recherche, denn solche simplen Dinge (ist "X" geschützt und wenn ja, für was?) lassen sich wirklich selbst mit vergleichsweise geringem Aufwand herausfinden. Und gerade wenn man ein kommerzielles Produkt benennt, sollte nach einer ersten Eigenprüfung wirklich das Geld über sein, damit ein Markenanwalt zwei, drei Begriffe umfassend checkt. Damit es eben KEINE bösen Überraschungen gibt. Das ist alles kein Hexenwerk!
    Wie auch immer, hat sich ja nun erledigt ... und die Köttbullar im IKEA-Restaurant sind trotzdem lecker :)

  2. Ich weiß nicht einmal, ob eine Ähnlichkeit zum Möbelhaus überhaupt vorliegen muss.
    Black Forest Games wollte in DieselStörmers auch weder Jeans verkaufen, noch hatte das Logo eine Ähnlichkeit mit dem der Bekleidungsfirma. Die Geschichte fand ich damals komplett lächerlich, weil die erste Assoziation bei 99% der Menschen mit Sicherheit nicht Jeans wäre, wenn man sie nach "Diesel" fragt. Trotzdem hieß das Spiel dann letztendlich nicht mehr DieselStörmers sondern Rogue Stormers.

  3. Ploksitural hat geschrieben: 02.11.2022 15:19 Verständlich seitens IKEA und für den Entwickler die beste PR, kostenlos und weltweit wird sein Spiel derzeit in News erwähnt.
    Dass IKEA eventuell etwas dagegen haben könnte ... keine Frage. Aber so glasklar ist die Sache nicht.
    Ich habe vorhin ein wenig recherchiert und KEINE Wort- oder Bildmarke gefunden, nach der sich IKEA "Gelbe Schrift auf blauem Hintergrund im Kontext Möbelhaus" gesichert hat. IKEA müsste also einen Richter überzeugen, dass die Ähnlichkeiten zu IKEA groß genug seien, um eine Markenrechtsverletzung zu sein. Der Entwickler könnte aber im gleichen Zug mit Kunst- und Satirefreiheit kontern und hätte ebenso valide Argumente. Jetzt hat der Entwickler aber nicht die Kohle für so einen Prozess. Also bekommt IKEA seinen Willen, nur weil man um Größenordnungen mehr Geld zur Verfügung und nicht, weil ein Richter Recht gesprochen hat.
    Sicher, der Entwickler bekommt Aufmerksamkeit, aber grundsätzlich ist diese reziproke Schutzgelderpressung nicht in Ordnung, obwohl sie leider, leider vollkommen legal ist.

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