Abseits von Werbung durch Trailer und Promo-Material ist die Berichterstattung eine der wichtigsten Wege, um Aufmerksamkeit für Spiele zu generieren – positive wie negative. Bei Marvel Rivals scheint Entwickler NetEase aber wohl nur eines davon zu wollen.
Content Creator, die an der Alpha-Testphase des Helden-Shooter teilnehmen wollen, mussten nämlich einen Vertrag unterzeichnen, in dem man den Teilnehmern öffentliche Kritik verbat. Mittlerweile hat sich NetEase entschuldigt und will die aufgesetzten Bedingungen zusammen mit den Content Creatorn überarbeiten, um faire Guidelines in Kraft zu setzen.
Marvel Rivals: Content Creator sollten das Spiel nicht öffentlich kritisieren
Wer als Content Creator am Alpha-Playtest von Marvel Rivals teilnehmen wollte, musste vor Erhalt eines Keys einen Vertrag unterschreiben, wie der Streamer Brandon „Seagull“ Larned auf Twitter verriet. Dort teilte er auch einen Auszug des Schriftstücks, genauer gesagt von einem äußerst kontroversen Abschnitt, der die teilnehmenden Creator im öffentlichen Ausdruck ihrer Meinung beschneiden sollte.
Extremely disappointed in @MarvelRivals.
— Brandon Larned (@A_Seagull) May 12, 2024
Multiple creators asked for key codes to gain access to the playtest and are asked to sign a contract.
The contract signs away your right to negatively review the game.
Many streamers have signed without reading just to play
Insanity. pic.twitter.com/c11BUDyka9
„Keine Verunglimpfung: Der Content Creator stimmt zu, keine öffentlichen Statements zu geben oder an Diskussionen teilzunehmen, die der Reputation des Spiels schaden könnten“, heißt es dort als Oberpunkt, womit man sich gleich doppelt absichern wollte. Der Vertrag spezifiziert aber nochmal, was genau zu „schädlichen Statements“ alles zählt.
Da wäre neben dem „Verfassen von verunglimpfenden oder satirischen Kommentaren über spielbezogenes Material, wie beispielsweise Spiel-Features, Charaktere oder Musik“ auch „Böswillige Vergleiche zu Konkurrenten“, die „das Gameplay sowie Unterschiede von Marvel Rivals herabsetzen.“ Auch „subjektive negative Reviews des Spiels“ dürften Content Creator basierend auf dem gespielten Material von Marvel Rivals nicht veröffentlichen.
Statement von NetEase: Vertrag war „unangebracht und irreführend“
In einem offiziellen Statement gegenüber PCGamesN entschuldigte sich Entwicklerstudio NetEase bei den Alpha-Testern und gelobte Besserung. Der Vertrag sei „unangebracht und irreführend“ gewesen, man hoffe darauf, „bedeutendes und fortlaufendes Feedback, Vorschläge und Kritik durch tiefgreifendere Kooperationen“ zu erhalten, versicherte das Unternehmen.
Bei dem Vertrag handelte es sich nur um einen Entwurf für „Langzeit-Kooperationen mit Creatorn, die an Marvel Rivals interessiert sind“ – was den Inhalt allerdings weder erklärt noch rechtfertigt, schließlich ändere sich dessen Problematik auch bei langfristigen Zusammenarbeiten nicht. Nun arbeite man aber an einer neuen Version, die erst live gehen solle, wenn beide Parteien damit zufrieden seien, so NetEase.
Auch den Guidelines zum Erstellen von Nutzer-Rezensionen der Federal Trade Commission, kurz FTC, zufolge, ist der Vertrag problematisch. Dort heißt es: „Wenn du einem Kunden einen Anreiz zum Hinterlassen einer Review gibst, knüpfe daran weder implizit noch explizit die Bedingung, dass diese positiv sein muss“ sowie „Verhindere nicht oder halte Leute nicht davon ab, negative Reviews zu verfassen“.
Ob neue Kooperationen mit Content Creatorn dann weniger restriktiv ausfallen, wird nur die Zeit zeigen – und Transparenz von Seiten der Unterschreibenden. Falls euch derweil ganz unabhängig interessiert, was ihr spielerisch in Marvel Rivals erwarten könnt und welche Helden ihr dort treffen werdet, verraten wir euch an anderer Stelle.