Diesen Juli geht es heiß her, denn bei den Mitgliedern der Redaktion zu Hause laufen die Lüfter ihrer bevorzugten Hardware auf Hochtouren. Manch eine*r hat im Steam Summer Sale ein ordentliches Sümmchen abgedrückt oder ist vielleicht noch damit beschäftigt, endlich von früheren Einkäufen Gebrauch zu machen. Abgesehen davon haben auch Neuerscheinungen teilweise das Interesse der Redakteur*innen geweckt.
Sowohl aus klassischen Videospielreihen mit weitreichendem Einfluss, wie etwa Assassin’s Creed oder unbekannteren Titeln wie Minute of Islands wird geschöpft. Auf welche Perlen wir in unseren aktuellsten Sessions gestoßen sind und ob nicht leider faule Eier mit dabei waren, wollen wir euch in dieser Ausgabe von „Was spielt die Redaktion?“ natürlich nicht vorenthalten:
Sören – Star Wars Jedi: Survivor
Meinen zuletzt einwöchigen Urlaub habe ich bestmöglich genutzt und endlich angefangen, ein paar Spiele durchzuspielen, damit sie nicht mehr unnötig viel Speicherplatz auf meiner SSD einnehmen. Oder dem Steam Deck, denn dort habe ich anlässlich von Furiosa ein weiteres Mal Mad Max angeworfen – eine immer noch überraschend gute Umsetzung der postapokalyptischen Vorlage, auch wenn man ihr deutlich anmerkt, dass die Entwickler*innen kurzerhand die Ubisoft-Formel mit Batman-Kampfsystem gemixt haben. Spaß hat’s trotzdem gemacht.
Die meiste Zeit habe ich allerdings mit Star Wars Jedi: Survivor verbracht. Eigentlich wollte ich das sogar schon zum Release spielen, da mir der Vorgänger viel besser gefallen hat als seinerzeit angenommen. Doch dann kamen die Berichte rund um die technischen Schwierigkeiten auf, insbesondere am PC. Ich verzichtete also erst einmal… bis das zweite Abenteuer von Cal Kestis im Game Pass aufschlug, zum Glück noch vor der kommenden Preiserhöhung seitens Microsofts. Glück gehabt, möchte man meinen.
Technisch hat sich leider in den etwa 14 bis 15 Monaten seit der Veröffentlichung nicht so viel getan: Noch immer leidet Star Wars Jedi: Survivor am PC unter etlichen Stotteranfällen, die hin und wieder doch sehr frustrierend sein können. Was schade ist, denn hinter den Problemen verbirgt sich eines der besten Star Wars-Spiele. Im Grunde hat Respawn aus dem Feedback am Vorgänger die richtigen Schlüsse gezogen und fast alles besser gemacht – kein so riesiger Sprung wie der von Assassin’s Creed zu Assassin’s Creed 2, aber dennoch ist Kestis’ zweiter Videospieleinsatz ein ordentlicher Satz nach oben.
Das Leveldesign und der Erkundungsdrang sind
um ein Vielfaches besser, auch wenn mir Koboh als Planet eine kleine Ecke zu groß ist, die Kämpfe spielen sich dank der neuen Lichtschwert-Variationen deutlich angenehmer und die Platforming-Sektionen sind ein wahrer Genuss. Hinzu kommt, dass auch die Geschichte zu überzeugen weiß, da Respawn es weiterhin versteht, wie cool man Star Wars inszenieren kann. Am Ende habe ich gut 36 Stunden in Star Wars Jedi: Survivor verbracht und muss sagen: Wäre die Technik besser, wäre es ein ernsthafter Kandidat für meine Top 5 des aktuellen Jahrzehnts gewesen. Ich hoffe, dass beim dritten Teil eine ganze Ecke mehr Sorgfalt betrieben wird.
Arlene – Eine komplizierte Beziehung zu Luigi’s Mansion 3
Während ich vor wenigen Wochen Luigi’s Mansion 2 HD testen durfte, kam ich nicht umher mich zu fragen, wie eigentlich der neueste Titel der Reihe im Vergleich daherkommt. Um meine Neugierde zu befriedigen, musste ich also zuerst eine Version es Spiels auftreiben. Ich dachte mir: Wo ist man schon besser bedient an Kontakten zu Videospiel-Begeisterten mit gut geführten Spielesammlungen, als in einer Gaming-Redaktion? Und ich wurde nicht enttäuscht, auf Nachfrage hin bekam ich eine bunte Plastikhülle mit der Aufschrift „Luigi’s Mansion 3“ von Jonas in die Hand gedrückt.
Jetzt muss ich leider beichten, dass sich meine verfügbare Zeit für Geisterabenteuer mit dem grünen Bruder als begrenzter herausgestellt hat, als ich wahrhaben wollte. Und wenige Minuten, nachdem ich endlich eine fortgeschrittene Stunde freischaufeln konnte, befand ich mich an einer Stelle im Spiel, die irgendeinen schnellen Kniff von mir verlangt hat, den mein Hirn mir partout nicht ausspucken wollte. Statt das Internet zurate zu ziehen, war ich so genervt, dass ich meine Nintendo Switch trotz einzelnem Bildschirm am liebsten zusammengeklappt hätte.
Jetzt besteht mein Dilemma also darin, dass ich nach dieser ausgedehnten Zeitspanne der Leihgabe eigentlich anstandshalber den Rücktausch einleiten möchte, aber ich schlecht gestehen kann, dass ich schon in der Anfangssequenz versagt habe. Das Problem ließe sich so einfach lösen, wenn ich im nächsten Feierabend einen informierten zweiten Versuch starten würde, aber ich könnte halt auch einfach weiter Stardew Valley spielen. Oder zur Abwechslung mal zeitnah meine Fundstücke aus dem Steam Summer Sale installieren.
Gerrit – Zenless Zone Zero & Minute of Island
Ich muss sagen, dass ich Zenless Zone Zero wirklich mit einer gewissen Spannung entgegengeblickt habe. Obwohl ich Genshin Impact damals nur ein paar Stunden gespielt habe, bevor es mir zu repetitiv und unübersichtlich wurde, gefiel mir das Konzept. Ja, du kannst an allen Ecken und Enden Geld ausgeben und mit einer Glücksspielmechanik die Chance auf neue Charaktere kriegen, bekommst aber auch eine große Welt und hier und da ein paar nette Figuren umsonst. Ich hatte mich nie genötigt gefühlt.
Den Eindruck habe ich auch bei ZZZ nicht, aber dennoch gefällt mir der Aufbau des Spiels nicht so. Die Hack’n’Slay-Parts machen Spaß und spielen sich wuchtig, aber gefühlt befinde ich mich zu drei Vierteln der Zeit in unübersichtlichen Menüs, mäßig unterhaltsamen Cutscenes oder auf dem Bildschirm-„Spielbrett“. Schade – dabei gefällt mir der knallbunte Anime-Style sehr gut, der Soundtrack nimmt mich mit und auch die Charaktere wie Belle, Monica und Billy sind ganz witzig. Für gratis ist es nice to have, wird mich aber wohl nicht langfristig fesseln.
Von meinem Pile of Shame habe ich mir außerdem kürzlich Minute of Islands vorgenommen. Dieses Plattformer-Abenteuer hatte mich einst wegen seines comichaften Grafikstils gepackt. Die Farben sind satt und kräftig, auch wenn die Welt trostlos und endzeitlich ist. Die Stimmung ist melancholisch und das Gameplay weniger herausfordernd als vielmehr im Sinne eines Walking Simulators, der eine nostalgische Geschichte erzählt. Inhaltlich keine leichte Kost, optisch aber eine herausragende.
Ach ja, bei meiner eigenen EM bei EA Sports FC 24 musste ich mich mit Deutschland passenderweise im Viertelfinale Spanien geschlagen geben… allerdings mit 2:3.
Patrick – Assassin’s Creed Syndicate
Beichte aus der Intimschatulle: Vor zwei Jahren habe ich bei einem der unzähligen Steam-Sales Assassin’s Creed Syndicate in meine Bibliothek gehievt – und seitdem nicht mehr schräg von der Seite angeguckt. Noch delikateres Geständnis: Bis zu Syndicate habe ich niemals ein Assassin’s Creed-Spiel nicht mit der Bratzange angerührt. Ich erinnere zwar, wie eine Freundin ihren Desmond Miles mit Begeisterung durch den Dritten Kreuzzug geschwungen hat – was mir damals indes schnurzpiepegal war, da ich mehr an Freundin denn kuttentragenden Akrobaten interessiert war. Das ist jetzt anders, seitdem ich mit Syndicate endlich an das Ḥashshāshīn-Epos angetreten habe.
Was soll ich sagen? Ich platze vor Begeisterung. Einerseits hatte Teil neun rund um Animus & Co. einen denkbar niedrigschwelligen Einstand bei mir. Irgendwie kann ich mich dem viktorianischen England nicht erwehren – oder mindestens zeitgenössischer Interpretationen. Und doch: das Werk eines Arthur Conan Doyle habe ich verschlungen, allen voran natürlich die weltberühmten Sherlock-Holmes-Detektivgeschichten. Jetzt also Assassin’s Creed Syndicate. Mit der Zutatenliste, die Ubisoft hier auftischt, musste das Open World-Mahl mit Rollenspiel-Beilage munden.
Das Protagonist*innen-Geschwisterpaar Evie und Jacob Frye, das sich Screwball-Comedy-artig Einzeiler vor den Latz knallt, umarme ich innigst. Die frei begehbare Spielwelt, die in jeder Sekunde zum Erforschen und Aufschlitzen – oder einfach nur zum Sightseeing entlang des Westminsterpalast, Buckingham Palast und anderen ikonischen Touristen-Magneten einlädt, bereise ich jetzt nahezu täglich.
Ganz ehrlich: Wie ich mich zusammen mit Evie (die ich viel lieber spiele als ihren schlitzohrigen Bruder Jacob) mittels Greifhaken den Victoria Tower hoch- und an den Wachen mit ihren Katzenfell-Mützen vorbeischleiche, war für mich eine der schönsten Spielerfahrungen jüngster Zeit. Bisher habe ich über 15 Stunden in Syndicate versenkt – und ich hoffe, ich werde noch mindestens 15 weitere Stündchen im viktorianischen London zubringen. Die Lektion des Anekdötchens: Auch Games mit fast zehn Jahren auf dem Kreuz liefern ab.