Wer meine Tests oder Kolumnen auf 4Players liest, der weiß: Ich lege viel Wert auf Musik, denn zu einem guten Videospiel gehört auch ein grandioser Soundtrack dazu – eine Qualität, die sich NieR Replicant und NieR Automata definitiv beide auf die Fahne schreiben können.
Die Tour vom NieR: Orchestra Concert 12024 [the end of data] durfte ich mir also nicht entgehen lassen: Ein Orchester samt Chor, die mir die besten Songs aus den beiden Japano-Titeln live um die Ohren klatscht? Na, aber bitte doch! Ich verbrachte meinen letzten Samstagabend also im Tempodrom in Berlin und habe einige Eindrücke für euch im Gepäck.
NieR Replicant und Automata: Vorfreude ist die schönste Freude
Die Tickets waren bereits nach wenigen Minuten ausverkauft, die Schlangen vor der Konzerthalle in Berlin Mitte länger als der Abspann der beiden Spiele: Dass NieR Replicant und NieR Automata auch in Deutschland eine rege Fangemeinde haben, konnten die vielen Besucher, egal ob verkleidet oder nicht, eindrucksvoll unter Beweis stellen.
Um 19 Uhr war Einlass, um 20 Uhr sollte das Konzert beginnen: Fast alle waren früher da und von den Merchandise-Produkten, die an einem Stand im Tempodrom angeboten wurden und klassische Konzertmitbringsel wie T-Shirts und CDs einschlossen, bereits in der 20-minütigen Pause kaum noch etwas übrig – den offiziellen Soundtrack von beiden Spielen konnte ich mir aber glücklicherweise noch schnappen.
Die Vorfreude war groß, das Publikum noch größer und als alle sich auf ihren Plätzen einfanden, während das aufgeregte Gemurmel sich mit dem Einspielen des Orchesters vermischte, verbreitete sich die Atmosphäre für einen atemberaubenden Abend im gesamten Saal. Vorhang auf für Dirigent Eric Roth, der die akustische Vorstellung mit einigen Worten von Komponist Keiichi Okabe einleitete und anschließend mit dynamischen Bewegungen durch den ersten Song führte.
Futter für Ohren UND Augen
Nach dieser kurzen Einführung zum Abend samt Atmosphäre und Andrang soll es nun aber natürlich ganz um den wahren Star gehen: Die Musik von NieR Replicant und NieR Automata. Knapp zweieinhalb Stunden erfüllten Streicher, Klavier und Blasinstrumente den Raum mit mal harmonischen und mal hetzenden Melodien; sorgte der anschwellende Chor für Tränen in den Augen oder kribbelnde Gänsehaut.
Die Songauswahl stellte entsprechend einen Querschnitt des auditiven Umfangs der beiden Spiele dar: Von ruhiger Ambiente-Untermalung wie City Ruins oder Snow in Summer über epische Kampf-Themes wie Deep Crimson Foe, Fleeting Words oder Shadowlord bis hin zu der vollen vokalen Power, nicht zuletzt auf die Bühne gebracht durch die beiden Sängerinnen Emi Evans und J’Nique Nicole, bei Klassikern wie Weight of the World oder A Beautiful Song.
Vor allem letzterer war mein persönliches Highlight des Abends: Die Mischung aus Sanftmütigkeit und Kampfgeist, die der Song ausstrahlt, und der perfekte Einklang von Orchester, Chor und den gewaltigen Stimmen der Vokalistinnen, beeindruckte mich live noch mehr als damals beim Spielen von NieR Automata. Als Abschluss des Konzerts gab sich mit dem Theme von Kainé dann nochmal ein echter Fan-Favorit die Ehre.
Spannend und für mich derweil auch neu: Die Live-Musik wurde von einer Videoinstallation begleitet, die passende Szenen aus den Spielen sowie einige eigens für das Konzert erstellte Animationen gezeigt hat, und damit auch etwas fürs Auge bot. Dazu kam eine vorher aufgenommene Lesung mit 2B und 9S, natürlich vertont von ihren englischen Synchronsprechern Kira Buckland und Kyle McCarley, die eine neue, emotionale Anekdote aus dem Leben der beiden Androiden zwischen die Songs eingeflochten hat.
Musikalische Möglichkeiten
Nun sind die beiden Konzerttermine in Berlin längst vorbei und Bangkok oder Atlanta für die meisten von euch vermutlich keine Option, nur um ein zweistündiges Konzert mit der Musik von NieR Replicant und NieR Automata zu erleben. Trotzdem könnt ihr, abseits meiner hoffentlich unterhaltsamen Beschreibungen des Abends, etwas aus diesem Artikel mitnehmen. Der Soundtrack von NieR Automata beispielsweise ist vollständig bei Spotify zu finden, beide sind bei Apple Music, Amazon und YouTube und wer die guten Stücke auch gerne bei sich im Regal stehen hat, greift auf CDs oder Schallplatten zurück.
Ganz unabhängig von den beiden Spielen möchte ich euch aber auch einfach ans Herz legen, nach Konzerten mit Videospielmusik Ausschau zu halten, wenn ihr diese gerne hört. Einzelne Touren zu bestimmten Soundtracks finden immer mal wieder statt und wer keinen Wert auf spezielle Titel legt, wird bei wiederkehrenden Veranstaltungen wie Video Games Live oder dem Game Music Festival fündig. Und völlig ohne Reise- oder Ticketkosten könnt ihr euch seit Kurzem neue Nintendo-Konzerte zu The Legend of Zelda und Splatoon bei YouTube reinziehen.
Transparenzhinweis: Square Enix hat uns kostenlos Karten für das Konzert zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme auf die Berichterstattung gab es nicht, es bestand keine Verpflichtung zur Veröffentlichung.