Die Pokémon-Reihe schreibt sich ihre Kinderfreundlichkeit seit ihrem Debüt in den 1990ern auf die Fahne, da bilden auch die vor kurzem erschienenen Spiele Karmesin & Purpur keine Ausnahme.
Wer die Taschenmonster mal in einem weniger friedlichen Kontext erleben will und sich schon immer gefragt hat, was passiert, wenn man den Spielern in einer Welt voller bunter Kreaturen ein paar Schusswaffen in die Hand drückt, der ist sicher schon über Palworld gestolpert. Die bizarre „Pokémon-Kopie“ hat neben knuffigen Monstern nämlich auch Maschinengewehre und Sklavenhandel im Gepäck.
Palworld: Eine süße Fassade verbirgt Sklavenhandel und Zwangsarbeit
Wie skurril dieser Kontrast wirklich ist, zeigt auch der aktuelle Trailer zum Projekt von den Craftopia-Entwicklern. Während die erste Hälfte des rund anderthalb-minütigen Trailers noch die mal mehr, mal weniger originellen Monster namens Pals in den Vordergrund stellt, folgt in der zweiten Hälfte eine extreme Wendung.
Urplötzlich tauchen nämlich Spielercharaktere auf und zielen mit realistisch aussehenden Schusswaffen auf die wilden Kreaturen – Pokémon meets Fortnite quasi, zumindest hinsichtlich der Comic-Optik. Als wäre das noch nicht bizarr genug, bekommen die Pals aber auch selbst ein paar Waffen in die Hand gedrückt und dürfen sich am Kugelhagel beteiligen.
Dabei kommt die harte Realität der Spielwelt mit Sklavenhandel und Zwangsarbeit im neuen Trailer noch nicht einmal zum Vorschein. Denn Palworld will eine Reihe ernster Themen behandeln, wie es in der Steam-Beschreibung des Spiels heißt: „Ihr könnt Pals züchten, kämpfen, bei der Farmarbeit helfen oder in Fabriken arbeiten lassen. Ihr könnt sie auch verkaufen oder schlachten, um sie zu essen. Das ist allerdings per Gesetz verboten.”
Gut, der Sklavenhandel und das Essen der knuffigen Monster ist also nicht erlaubt, aber die auf Screenshots zu sehende Waffenproduktion mit kleinen grünen Eichhörnchen scheint in Palworld keine Probleme mit dem Gesetz zu verursachen – da können Kriegstreiber beruhigt aufatmen.
Eine kunterbunte Gameplay-Mischung
Spielerisch soll euch in Palworld allerdings mehr erwarten als eine Mischung aus Monstersammeln und Third-Person-Shooter. Mit Survival-Elementen, Crafting, Farming und Basisbau will das Projekt von Entwicklerstudio Pocketpair Gameplay-Aspekte aus zahlreichen Genres und populären Spielen wie Ark: Survival Evolved, Stardew Valley und Rust vereinen.
Außerdem soll Palworld Multiplayer-Funktionen bieten, damit ihr euch zusammen mit Freunden auf den Rücken der Pals schwingen und die offene Welt der wilden Genre-Mischung erkunden könnt. Ob man diese Ambitionen umsetzen kann, erfahren wir dann voraussichtlich 2023, wenn Palworld auf dem PC erscheinen soll.
Droht Palworld ein Copyright-Strike von der Pokémon Company?
Vorausgesetzt, es kommt zu einem Release und die Pokémon Company lässt Palworld nicht mit einem kostspieligen Copyright-Strike einstampfen. Rechtliche Schritte hat das japanische Unternehmen bislang zwar genauso wenig eingeleitet, wie es Palworld überhaupt kommentiert hat, doch die Vermutung liegt gerade angesichts einiger Kreaturen-Designs ziemlich nahe.
y’all are NOT subtle pic.twitter.com/glsNyXBwxU
— Fizzy // Lucas ⛄ï¸â„ï¸ (@FrappeFizzy) December 4, 2022
Besonders im aktuellen Trailer sind erneut einige Monster zu sehen, die bekannten Pokémon beinahe bis aufs Haar gleichen. Luxtra, Meganie und Wolly sind da nur drei Beispiele von vielen, bei denen die Entwickler von Palworld die Hausaufgaben alles andere als subtil abgeschrieben haben – wie auch Nutzern auf Twitter aufgefallen ist. Dass man die Pals mit kleinen Bällen einfängt, dürfte eine Abgrenzung ebenfalls schwierig machen.
Takuro Mizobe, der CEO von Pocketpair, streitet solche Vorwürfe hingegen ab.In einem Interview mit The Gamer gab er sich verwundert darüber, wo die Vergleiche zu Pokémon herkommen: „Um ehrlich zu sein, wusste ich nicht, dass das Internet es als Pokémon mit Waffen bezeichnet. Das ist kein populäres Meme in Japan. Es könnte eine glückliche Sache sein, dieses Meme zu haben, aber es war definitiv keine Absicht. Pocketpair versucht, ein ganz anderes Spiel als Pokémon zu machen.“ Na, ob die Pokémon Company das gelten lässt?
Also, ich hatte mir schon ein ernsteres Pokémon gewünscht. Aber gleich so? Die Idee an sich finde ich schon echt geil, vor allem da im Animé auch Schusswaffen vorkamen, was einer Episode einen Bann eingebracht hatte. Fühlt sich aber trotzdem irgendwie falsch an.
Nur wie der CEO felsenfest davon überzeugt zu sein scheint, dass es kein Pokémon-Klon ist, verwirrt mich. Vielleicht wäre vehementes Leugnen aber auch klüger, statt "Yepp, wir haben geklaut und manche sind tatsächlich nur Palette swaps der Originale!" zu sagen.