Mit der Demoszene ist erstmals eine digitale Kulturform in das UNESCO Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes in Deutschland aufgenommen worden, wie der als Antragsteller mit der Kampagne „Demoscene – The Art of Coding“ in Aktion getretene Kölner Verein Digitale Kultur e.V. bekannt gibt: „Mit der Entscheidung der Kulturministerkonferenz vom 19.03.21 wird die Demoszene in das Deutsche UNESCO Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Diese Entscheidung ist bahnbrechend, ist es doch das erste Mal in der Geschichte der UNESCO in Deutschland, dass mit der Demoszene eine genuin digitale Kulturform aufgenommen wird. Bisher sind weder Games noch Wikipedia oder YouTube in die Listen des immateriellen Kulturerbes eingegangen.“
„Die Demoszene setzt sich als technisch-kreative Kulturgemeinschaft seit Dekaden über jedwede Grenzen hinweg und versteht sich im besten Sinne als transnational. Gerade in der Pandemie ist es der richtige Zeitpunkt, digitale Kultur ernst zu nehmen, mit all seinen Chancen, der vielfältigen Geschichte und auch den Herausforderungen, denen wir in der digitalen Kultur begegnen im Hinblick darauf, was es noch weiterzuentwickeln gilt in Communities!“, so Tobias Kopka vom Digitale Kultur e.V.
Andreas Lange von EFGAMP e.V., der für die Koordination der internationalen Anträge bei The Art of Coding verantwortlich ist, ergänzt: „Da sich die Demoszene wesentlich in Europa ausgeprägt hat, ist dies auch eine Gelegenheit, eine dezidiert Europäische Kulturpraxis zu benennen, die als digitale untrennbar mit den heutigen und zukünftigen kulturellen und gesellschaftlichen Gegebenheiten verknüpft ist. Dass nach Finnland nun auch Deutschland die Demoszene als Kulturerbe anerkannt hat, ist eine eindrückliche Bestätigung unserer Initiative.“
Weiter heißt es von den Initiatoren: „Der Erfolg basiert auf der Initiative Art of Coding, unter deren Schirm derzeit auch in anderen Ländern ähnliche Anträge vorbereitet werden. Die Entscheidung in Deutschland stellt einen substantiellen Schritt bei der Anerkennung Digitaler Kultur als lebendige, veränderliche – aber auch historische Kultur – mit zu bewahrendem Wissen, Techniken und Artefakten dar.
Wie die Aufnahme in die Listen des immateriellen Welterbes deutlich gemacht hat, ist es an der Zeit, dass digitale Kultur dezentral, selbst-organisiert, anonym und wettbewerbsorientiert sein kann, und dennoch ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl und eine langlebige Community bilden kann.
Die Demoszene ist eine Kultur mit besonderem Wissen, Geschichten und Traditionen, die man als digitales Brauchtum bezeichnen kann, sich dennoch immer weiterentwickelt. Wie in anderen von der UNESCO anerkannten Brauchtümern geht es auch bei der Demoszene darum, mit der Anerkennung als Kultur, neue Zugänge zu einer Selbstverortung bekommen, was Kultur heute ausmacht.
Dass sich die deutschen Jury-Experten der historischen Tragweite ihrer Entscheidung bewusst gewesen sind, legt die Begründung nahe: ‚Das Expertenkomitee würdigt, dass die bundesweit und international agierende Demoszene bereits seit den 1980er-Jahren spezifische kulturelle Praktiken und virtuelle Ausdrucksformen nutzt, um die lokalen und digitalen Kommunikationsformen miteinander zu verbinden. […] Insbesondere die praxisorientierte und dynamische Weitergabe des generationsübergreifenden Wissens im digitalen Raum betont den lebendigen und zugleich immateriellen Charakter dieser kulturellen Ausdrucksform.‘
Nachdem in Deutschland alle Hürden genommen wurden – die Nominierung durch das NRW Kulturministerium , die Prüfung und Empfehlung durch eine unabhängige Expertenkommission auf Bundesebene und die letztendliche Bestätigung durch die Kulturministerkonferenz der Bundesländer – und die Demoszene bereits letztes Jahr als Finnisches Kulturerbe anerkannt wurde, geht es jetzt daran, in weiteren Ländern Initiativen für Anträge zu unterstützen, die derzeit wie in Frankreich, Polen und Dänemark in Vorbereitung sind. Hat all das geklappt, steht die Königsklasse auf dem Plan: der Beginn eines transnationalen Antrages, dem sich alle Länder anschließen können, die die Demoszene in ihr nationales Kulturerbe aufgenommen haben, um die Demoszene als eigentlich transnationale Kultur, die wenig an nationalen Identitäten interessiert ist, adäquat ins internationale Kulturerbe aufzunehmen.“
Auf jeden Fall verdient! Bin damals mit meinem Atari ST damit in Berührung gekommen. Was die Jungs und Mädels aus ein paar Kilobytes rausgeholt haben war schon unglaublich. Der Atari konnte damals nur vier Soundspuren auf einmal wiedergeben und an dedizierte Grafikkarten war noch lange nicht zu denken. Der MS Flight Simulator lief noch nichtmal in Farbe!
Habe zu der Zeit mit Basic angefangen und bin immer noch beeindruckt was die Leute mit Grafik&Ton gezaubert haben.
Schön, dass das geklappt hat. Als nächstes dann in den Niederlanden?