Angesichts der zunehmenden Menge neuer Releases fällt es nur schwer, den Überblick zu behalten, weshalb potenzielle Perlen wie das Anfang Mai veröffentlichte 1000xResist nur allzu leicht untergehen.
Selbst am 9. Mai, dem Release des Titels, erschienen mit Animal Well, Crow Country sowie Little Kitty, Big City andere Indie-Spiele, die die Diskussionen eher dominierten. Und das ist ziemlich bedauerlich: Denn das narrative Sci-Fi-Adventure hat ebenfalls eure Aufmerksamkeit verdient und bietet trotz minimalem Gameplay maximale Spannung. Wir verraten, worum es in 1000xResist geht und für wen sich ein Blick lohnen könnte.
1000xResist: Die Gefahr der Erinnerungen
Einen Warnhinweis vorweg: Als rein narratives Spiel lebt 1000xResist von seiner Geschichte, weshalb ich diese nur grob anreißen und so wenig darüber verraten möchte wie möglich. Haltet euch deshalb unbedingt von den detaillierten Beschreibungen auf der Steam- und eShop-Seite fern, die viel zu viel verraten und mindestens die Hälfte des rund zehnstündigen Titels vorwegnehmen. Schaut euch den eingebetteten Trailer an und lest diesen Text hier weiter, dann wisst ihr ungefähr, worauf ihr euch einlasst – und könnt die Narrative von 1000xResist so spoilerfrei wie möglich genießen.
Angesiedelt in der Zukunft, in der die Menschheit nach einer Alien-Invasion ausgestorben ist und die einzigen noch auf der Erde existierenden Lebewesen Klone der sogenannten Allmother sind, seid ihr zusammen mit euren Schwestern im Untergrundbunker namens Orchard gefangen, um euer Überleben zu sichern. Als Watcher fällt euch die einzigartige Aufgabe zu, die Geschichte und Erinnerungen der Allmother zu studieren und erlebt so hautnah den Untergang der Zivilisation bis zur Gegenwart des Spiels im Bunker.
Während ihr erfahrt, woher die Allmother stammt und wie sie die jetzigen Lebensverhältnisse aufgebaut hat, blickt ihr hinter den Vorhang und werdet mit Fragen und Konflikten konfrontiert, die euch den Status Quo infrage stellen lassen. Mit seinen philosophischen Konzepten, unzähligen Ebenen und spannenden Sci-Fi-Ideen erinnert 1000xResist durchaus an das von den Entwickler*innen als Inspiration angegebene NieR: Automata – wer gerne auch nach den Credits noch über das Erzählte nachdenkt und auf außergewöhnliche Geschichten und Erzählweisen steht, ist hier genau richtig.
Holt schon mal eure Lesebrille raus
Wichtig zu wissen: 1000xResist ist eine reine Visual Novel. Es gibt absolut kein nennenswertes Gameplay außer dem Herumlaufen durch den Bunker und die Erinnerungen sowie eine Handvoll Passagen, in denen ihr euch auf Knopfdruck zu leuchtenden Orbs heranziehen müsst. Ansonsten heißt es: Mit Charakteren unterhalten und fremden Dialogen lauschen, wenn ihr als Beobachter*in mal wieder eine Erinnerung der Allmother durchlebt. Wen das nicht stört, der darf sich auf gelungenes Writing und eine spannende Geschichte freuen, die noch dazu dank abwechslungsreicher Kameraeinstellungen und Perspektiven interessant präsentiert wird.
Besonders bemerkenswert für ein Spiel dieser Größe: 1000xResist ist vollständig vertont und besitzt eine exzellente englische Sprachausgabe. Das ist, vor allem für textlastige Visual Novels, alles andere als selbstverständlich, trägt eindeutig zur Atmosphäre bei und verleiht den Figuren zusätzlichen Charakter. Zwar ist die Abmischung etwas unausgeglichen, wodurch ihr die Stimmen etwas lauter und die Musik ein bisschen leiser stellen solltet, das lässt sich aber in den Optionen mit wenigen Klicks regeln. Der einzige Wermutstropfen: Es gibt keine deutschen Texte.
Ich lauf mir hier die Hacken wund
Während mich die Geschichte und ihre Figuren voll und ganz in ihren Bann schlagen, gibt es allerdings einen Punkt, der die sonst größtenteils nahtlose Erfahrung etwas trübt. In dem Untergrundbunker, der mit seinen vielen Glasfronten, einem kleinen Wald in der Mitte sowie Rolltreppen und Aufzügen ein modernes und futuristisches Unternehmensdesign rockt, verläuft man sich viel zu leicht: Die Wege sind oft undurchsichtig, es gibt sinnlose Sackgassen und der einblendbare Kompass ist nur geringfügig hilfreich, wenn man mit den vielen Schwestern interagieren will.
Falls euch das nicht davon abschreckt, euch in die bizarre Zukunftswelt von 1000xResist begeben zu wollen, findet ihr das Spiel für 19,50 Euro auf Steam und für 19,99 Euro auf der Nintendo Switch. Deutlich günstiger als der 400 Euro-Skin, den Riot Games zuletzt als Hommage an einen der besten eSport-Spieler aller Zeiten in League of Legends implementierte – und mehr Spaß habt ihr mit dem Spiel vermutlich auch noch.
Quelle: YouTube /Fellow Traveler, 1000xResist auf Steam/im Nintendo eShop