Starfield: Das Abenteuer im Weltraum beginnt
Es ist Donnerstag, der 17. August: Mitten am Abend erhalte ich die seit Wochen langersehnte E-Mail. Die Testversion für Starfield steht endlich bereit. Umgehend wird der Code eingelöst, der über 100 Gigabyte schwere Download via Steam angeworfen. Es ist ein Moment, der einerseits die Vorfreude ins Unermessliche steigerte, immerhin reden wir von einem neuen Spiel eines der bekanntesten Studios der Welt, aber auch gleichzeitig eine Furcht befeuerte. Ich muss dieses Monstrum von Rollenspiel ja nun testen!
Natürlich war mir schon im Vorfeld klar, dass das bei weitem keine einfache Aufgabe wird. Wie schwer es aber wirklich ist, zeigte sich mir erst nach vielen Stunden Spielzeit: Starfield ist ein komplizierter Fall. Von den Stärken Bethesdas, das Erkunden einer unbekannten Spielwelt, bei der ich alle 30 Meter Feldweg vom eigentlichen Ziel abgelenkt werde, spüre ich zu Beginn gar nichts. Ich irre planlos umher, fliege unzählige Planeten an, aber als Entdecker fühle ich mich zu keiner Zeit.
Als Tester stellt man sich dabei zwangsläufig die Frage: Liegt es an mir? Spiele ich Starfield völlig falsch? Bin ich mit den falschen Erwartungen herangegangen? Oder vermittelt Bethesdas Weltraum-Abenteuer etwas gänzlich Konträres zu dem, was man eigentlich sonst von dem Studio kennt? Nach weit über 55 Stunden kenne ich die Antworten auf meine Fragen – und kläre sie für euch in unserer Review.
Der Minenarbeiter mit Liebe für die Eltern
Bevor ich näher auf diese Thematiken eingehe, gilt es erst einmal den Anfang von Starfield zu erleben. Der
beginnt nicht im Charaktereditor, sondern in einer Mine, denn wie in vielen anderen Bethesda-Spielen ist man in den ersten Stunden (mehr oder weniger) ein Niemand. Man hat keine besonderen Kräfte oder andere herausragende Eigenschaften, mit denen man sich vom Rest abhebt. Stattdessen darf man mit der Chefin und einem Kollegen mitlaufen, einen schweren Lasercutter heben und Mineralien abbauen. In diesem Fall handelt es sich aber um ein ganz besonderes Metall – was mein bis dato noch namens- und gesichtsloser Charakter auch zu spüren bekommt.
Kaum fasse ich das Artefakt, wie es später genannt wird, an, folgt eine undeutliche Vision des Weltraums mit anschließender Ohnmacht. In dem Moment weckte Starfield bei mir sofort Erinnerungen an den Start von Mass Effect, aber allzu lang kann ich mich bei dem Gedanken nicht aufhalten. Nachdem mein Charakter wieder aufwacht, geht es endlich in den Editor: Geschlecht, Gesicht, Haare und ein paar körperliche Details werden festgelegt. Wer will kann hier einiges an Zeit verbringen, denn die Möglichkeiten sind ziemlich umfangreich.
Als Rollenspieler sind für mich aber andere Entscheidungen von Belang: Man kann in Starfield optional drei bestimmte Perks festlegen, die den eigenen Hintergrund zuzüglich zu den eingestellten Anfangsfähigkeiten weiter definieren. War man in der Vergangenheit jemand Berühmtes, der nun stets einen Fan beziehungsweise
Stalker an der Backe kleben hat? Hat man sich schon früh ein eigenes Haus gegönnt und startet direkt mit einem Berg Schulden ins Leben? Ist man gläubig oder atheistisch? All das lässt sich mit verschiedenen Traits einstellen, die jeweils einen Vor- und einen Nachteil haben.
Ich entscheide mich zuallererst für Kindersachen, sprich in der Welt von Starfield leben meine Eltern noch. Im Gegenzug muss ich dafür regelmäßig ein paar Credits an diese abgeben, um sie nach meinem Auszug finanziell zu unterstützen. Der Vorteil? Ich kann sie tatsächlich besuchen und mich mit ihnen unterhalten, später kommen sie mich sogar an meinem Arbeitsplatz besuchen und hin und wieder erhalte ich von ihnen auch ein kleines Dankeschön – aber da möchte ich an dieser Stelle nicht zu viel verraten. Es ist jedoch schön, dass diese Traits nicht nach ein paar Minuten vergessen sind, sondern sich über die gesamte Spielzeit hin und wieder bemerkbar machen.
Na ja, es ist halt Fallout 4 IN SPEHSS. Spielt sich identisch, und sieht nahezu gleich aus. Und ich fand F4 richtig, richtig toll. Was mein Problem mit Starfield eigentlich am besten zusammenfasst.
Die einzige Neuerung ist eben das Raumschiff, das auch mehr oder weniger sinnlos ist, weil man eh nur Schnellreise benutzt, bzw. benutzen muss. Andere Elemente aus F4 verbessert es, andere sind wiederum schlechter umgesetzt. Und Letztere sind ausgerechnet Dinge, die ich an F4 echt geschätzt hab.
In Stichpunkten:
-Keine interessanten Orte mehr, die den "Oh, was ist da hinten? Sieht spannend aus, ich guck's mir mal an!"-Reiz wecken.
-Unspektakuläre Kämpfe, weil keine (blutigen) Fetzen mehr fliegen und selbst Blut eine Mangelware ist. Gegner kippen halt ein bisschen theatralisch um und das wars.
-Stupide Challenges fürs Freischalten von Perks. Wieso? Haben echt so viele Spieler danach gefragt, Leveln nervig und zeitraubend zu machen? So Sachen wie "Töte X Gegner mit Gewehren" sind ja noch okay, weil das hat man ruckzuck fertig - aber sobald man mit Krams wie "Benutze 100 Medipacks" ankommt, wird's einfach nur doof, teuer und sehr, sehr grindy. Am schlimmsten sind da echt die Perks, um Rüstungen, Waffen und Schiffe modden zu dürfen... ach ja, und mit der Forschungsstation kommt noch eine Ebene Grind hinzu, weil man die Mods auch noch erforschen muss, bevor man sie überhaupt bauen darf.
-Es ist wieder ein Messi-Simulator weil es zigtausende Ressourcen gibt, Lagerplatz aber unglaublich begrenzt ist. Fallout 76 lässt grüßen.
-Händler haben zu wenig Geld. Lategame-Ausrüstung ist derart wertvoll, dass kein Händler im Spiel sie bezahlen kann, außer wenn man ihnen vorher den halben Laden leerkauft. Dadurch ist das Perk für bessere (Ver)Kaufspreise ziemlich sinnlos. Schiffshändler haben zwar über 100.000, kaufen aber nix an, und Geld mit gekaperten Schiffen verdient man auch nicht, weil man sie zum Verkaufen erstmal registrieren muss - was ungefähr 99% des Schiffswertes kostet.
-Keine...
nach nunmehr gut 170 Stunden reicht es erstmal
es war bis hierhin eine wirklich tolle Zeit, viele tolle Szenen und Quests - gleichermaßen war die Ryujin-Story aber das Schlimmste das ich je in einem Videospiel erlebt habe; chapeau Bethesda
ansonsten kann ich aber nicht verstehen, warum man die immer und immer gleichen Außenposten überall platziert hat
Fallout hatte Hunderte einzigartige Locations und das wäre hier auch drin gewesen - in jedem System einfach 3 4 5 Orte und drum herum meinetwegen das prozedurale Zeug
hin und wieder bin ich über tolle Punkte gestolpert, aber der Großteil wiederholt sich leider nur und der Entdeckerdrang ist bei Weitem nicht so groß wie in der Postapokalypse
aber trotzdem, die Feuergefechte machten bis zum Schluss richtig Spaß und mein Bethesda-Sammelwahn wurde auch hier wieder exquisit befriedigt und der Außenposten sowie die Wohnung in Akila wachsen
aber bis jetzt habe ich das Meiste gesehen und es wiederholt sich nur noch, von daher geht's dann erst nächstes Jahr wieder richtig los wenn der Creation Club und die Mods kommen. Warum der Baumodus so extrem limitiert ist, kann ich aber auch nicht nachvollziehen - es ist doch schon alles im Spiel man, jetzt schaltet es auch frei
Nach jetzt etwas über 30 Stunden über die vergangenen Wochen habe ich leider festgestellt, dass ich einfach nicht mit Starfield warm werde. Ich hab's wirklich versucht, aber es klickt einfach nicht.
Obwohl alles in Starfield im Prinzip eine gute Idee zu sein scheint. Und irgendwie funktioniert trotzdem nichts so gut, wie ich es mir erhofft hatte. Das gilt leider auch für die Handlung, die ich persönlich so unterentwickelt finde, dass ich wirklich ernüchtert war. Na es eigentlich immer noch bin.
Man kann Hunderte von Stunden damit verbringen, jeden Winkel zu erkunden. Aber die Story-Missionen lassen sich wahrscheinlich in einem Dutzend Stunden oder sogar noch weniger durchspielen, aber nicht einmal darauf hatte ich jetzt noch Lust. Oder hätte ich weiter Lust gehabt.
Das Schlimmste für mich an Starfield ist: es ist für mich persönlich einfach ein grundsätzlich uninteressantes fiktionales Universum. Ohne eigene Ideen.
Da half es mir auch nicht, dass die Story-Missionen der repetitivste Aspekt des ganzen Spiels sind. Bis auf wenige Ausnahmen geht es einfach darum, einen neuen Planeten aufzusuchen und ein mysteriöses, scheinbar außerirdisches Artefakt aus einer Höhle zu holen. Die Nebenmissionen waren wesentlich besser gestaltet und teilweise sogar sehr unvorhersehbar im Ablauf. Das war zwischendrin toll.
Es gibt auch einige echt schöne Landschaften und einige sehenswerte Innenräume. Aber ansonsten ist die Technik des Spiels sehr .... mh, unscheinbar. Insbesondere die ständigen Ladepausen. Alter, was ... . Jedes größere Gebäude erfordert eine oder zwei Sekunden lange Ladezeit, und im Inneren gibt es oft noch mehr davon, sogar in Höhlen.
Zusammen mit der für mich netvtötenden Nutzung der Schnellreise, zu der das Spiel bei jeder Gelegenheit ermutigt, war's das für mich, weil ich am Ende die Hälfte meiner Spielzeit auf einen leeren Bildschirm und die kleine kreisförmige Ladeanzeige gestarrt hab.
Jede Planetenoberfläche ist zwar eine andere, aber eben die einzige Verbindung...
Besten Dank, dann braucht man sich ja keine Sorgen machen.
ist dein Laderaum zu klein, dann ist es quasi übervoll und du kannst nichts weiter lagern und musst erstmal Zeug entfernen
an Außenposten kann man das aber alles gut lagern
die Kapazitäten sind zwar lächerlich klein, kann man aber zumindest am PC per console command erhöhen
die Konsole öffnen, den jeweiligen Container anklicken und dann setav carryweight xxx (ich hab 4800 genommen) - muss wohl ein Vielfaches von 32 verwendet werden
so kann ich jetzt neben meiner riesigen Covenant auch mal kleinere, wendigere Raumschiffe fliegen die kaum Lagerraum haben