Als Devolver Digital im Juni 2022 The Plucky Squire aus dem Hut gezaubert hat, dürften die Herzen von Indie-Liebhabern und Fans besonderer Ästhetiken gleichermaßen höher geschlagen haben.
Die kreative Mischung aus 2D-Bilderbuch-Optik und 3D-Spielzeug-Stil, der sich mit seinen Plastikfigürchen direkt neben das Remake von The Legend of Zelda: Link’s Awakening einreihen kann, gehört jedenfalls schon jetzt zu den spannendsten Ideen seit langem. Nachdem ich Recke Jot auf der gamescom bei seinen ersten Schritten begleitet habe, schmerzt die jüngste Verschiebung ins nächste Jahr nun umso mehr.
The Plucky Squire: Über Sprache, Inspirationen und das Spiel mit den Worten
Auch wenn ich noch nicht selbst Hand anlegen durfte, konnte ich den Entwicklern beim Spielen von The Plucky Squire ausführlich über die Schulter schauen und nach Lust und Laune über ihr Baby ausfragen. Mit vor Ort war unter anderem James Turner: Er ist nicht nur einer der beiden Chefs des verantwortlichen Entwicklerstudios All Possible Futures, sondern steuert auch den markanten Look bei. Für Pokémon-Fans ist Turner derweil kein unbekannter Name: In seiner Rolle als Art Director bei Game Freak designte er unter anderem die Pokémon Trombork, Golgantes, Schlingking und Mortipot.
Während ich den unglaublich charmanten Artstyle von The Plucky Squire in Bewegung bewundere, plaudert Turner aus dem Nähkästchen und bestätigt meinen Verdacht, dass als spielerische Inspiration unter anderem The Legend of Zelda: A Link to the Past hergehalten hat. Das Top-Down-Gameplay, bei dem Gegner mit dem Schwert besiegt und Rätsel gelöst werden müssen, erinnert nämlich durchaus an den SNES-Klassiker mit dem grüngezipfelten Helden.
Schalter- und Schiebepuzzle sind dabei zwar auch an der Tagesordnung, der Gameplay-Star von The Plucky Squire ist aber die Wortwechsel-Mechanik. Da sich Protagonist Jot und seine Gefährten Violet und Thrash durch ein Bilderbuch bewegen, stolpern sie immer wieder über kurze Textpassagen, die die Landschaft beeinflussen. Versperrt euch ein riesiger Käfer den Weg, könnt ihr ihn spielend leicht in ein mickriges Insekt verwandeln, indem ihr das Wort „groß“ im entsprechenden Satz durch das Wort „klein“ ersetzt.
Weil die Textpassagen im Bilderbuch zwischen den vielen Objekten Platz finden müssen, überrascht mich Turners nächste Aussage: The Plucky Squire soll neben Englisch noch in einer Reihe weiterer Sprachen erscheinen, darunter auch in Deutsch. Damit das klappt, ist die Übersetzung bereits Teil des Entwicklungsprozesses und erfolgt nicht erst im Nachgang, wenn das Spiel schon fertig ist. Ein ambitioniertes Unterfangen, das sich auszahlen dürfte.
Aus Liebe zur Kreativität
Die Optik lässt es schon erahnen: The Plucky Squire soll ein Abenteuer für Groß und Klein werden und hat deshalb auch eine positive Message im Gepäck. Was Sprache bewirken kann, will das Spiel genauso vermitteln wie die erfüllende Liebe zur Kreativität, die auch das Heldentrio bestehend aus dem Schreiberling Jot, der Künstlerin Violet und dem Musiker Thrash vorlebt. Damit es bunt und einfallsreich im Bilderbuch bleibt, müssen die drei dem Bösewicht Humgrump das Handwerk legen und dabei auch ihre vertraute Welt verlassen, um in das umliegende Kinderzimmer zu gelangen.
Dort schlummern nämlich mächtige Gegenstände, mit denen sich die Seiten des Buches manipulieren lassen, um die Landschaft aus Papier und Farbe zu beeinflussen und in ihrem Abenteuer voranzukommen. Hier kommt der erwähnte Wechsel von 2D zu 3D zum Tragen: Durch ein Portal tritt Jot in die echte Welt und tauscht sein comichaftes Design gegen den Look einer Plastikfigur ein. Die Passagen im Kinderzimmer seien eher linearer Natur, wie Turner erzählt, weshalb man sich für eine feste Kameraperspektive entschieden hat.
Kreativ soll es übrigens auch spielerisch werden: Neben der erwähnten Gameplay-Mischung aus Kämpfen und Rätseln will The Plucky Squire mit jeder Menge Minispielen aufwarten. In der halben Stunde, die ich am Stand von Publisher Devolver Digital zuschauen durfte, mussten die Entwickler unter anderem flutschige Fische mit bloßen Händen fangen oder Insekten mit Pfeil und Bogen besiegen. Man wolle den Spieler immer wieder zum Staunen bringen, so Turner. Keine Mechanik soll sich abnutzen, weshalb der Umfang die zehn Stunden-Grenze eher nicht überschreiten wird.
Welche Minispiele die optische Indie-Perle noch bereithält, erfahren wir dann irgendwann nächstes Jahr, wenn The Plucky Squire für die Nintendo Switch, die PlayStation 5, die Xbox Series X | S und den PC erscheint. Mein gamescom-Aufenthalt bei Devolver Digital hat übrigens noch ein bisschen länger gedauert: In meiner Hands On-Vorschau zum Bohrspaß Pepper Grinder erfahrt ihr, welche Bodenschätze der Publisher noch in petto hat.