Die Rum- und Glanzzeiten der Herrscherechsen in Rundfunk, TV und natürlich den Videospielen ist leicht abgestorben. Zu diversifiziert ist das Medienangebot, zu breitgefächert die Franchising-Vielfalt. Die eine Medienmarke mit Mesozoikum-Flair, die sich auf Kinoleinwände und auf Streaming-Mattscheiben hinüberretten konnte, ist Jurassic Park – jetzt besser bekannt als Jurassic World.
Der Park-Simulator Jurassic World: Evolution, oder jenes mit seiner Physik-Engine für das Jahr 1998 seiner Zeit vorauseilende, aber leider unausgegorene, Trespasser – das sind nur zwei Beispiele dafür, dass Dinosaurier und Gaming miteinander harmonieren. Bester Beweise: Der Survival-Horror von Dino Crisis, der inzwischen 25 Jahre zurückliegt – und trotz der kongenialen Resident Evil-Remakes von Capcom links liegengelassen wird. Wir schaffen Abhilfe mit kommenden Gaming-Kleinoden.
Compound Fracture von Iteria Games
Wir haben mal unsere Wunschliste bei Steam durchwühlt und dabei einige Hoffnungsträger ausgegraben, bei denen Fans von Dino Crisis & Co. gierig die Krallen ausfahren. Aber Achtung: kein konkreter Veröffentlichungstermin liegt bei diesen frisch geborgenen Fossilien vor.
Wenn einem das Budget für einen Triple-A-Titel abgeht, wieso eine Grafik-Pracht vortäuschen, wenn man qua Pixel-Look glänzen kann? Könnten sich zumindest die Developer von Compound Fracture gedacht haben, denn ihr Ego-Shooter, der nach einem verloren geglaubten Ballerspiel aus den tiefsten 90er-Jahren aussieht, ist das heimliche Highlight dieser Liste.
Die Geschichte von Zusammengesetzter Bruch, wie der Titel übersetzt etwas sperrig heißt, hört sich nach dem kleinen Einmaleins im Horror-Storytelling an: In einer Einrichtung ist irgendetwas schiefgelaufen – und ihr als Spieler*innen müsst jetzt dorthin aufbrechen, wo in schummrigen Gängen ledrige Raptoren lauern. Passend zur charmant verpixelten Grafik spielt die Saurierschau im Jahre 1996, wenn in Compound Fracture eine zwielichtige Firma (ChronoGas) noch zwielichtigere Zeitreise-Aktivitäten unternimmt.
Schön zu lesen auf dem Twitter-Account von Iteria Games: Am 15. März letzten Jahres veröffentlichte das Team erfreulichen einen Statusbericht. Drei der Entwickler*innen schrauben jetzt hauptberuflich an der Saurier-Hatz – damit wir möglichst bald mit Pistole im Anschlag nachforschen, was der ganze Zeitreise-Firlefanz soll.
The Lost Wild von Great Ape Games
Wieder furchterregende Lebensformen, wieder von der Natur zurückeroberte Forschungseinrichtungen erwarten euch in The Lost Wild. Diesmal jedoch mit einer grafischen Pracht, die durchaus neuzeitlich aussieht – und zum Erkunden der prähistorischen Flora und Fauna einlädt. Der Clou an diesem Titel, der auch schon den ersten Jurassic Park von jedwedem Dino-Content davor unterschieden hat: Die Dinosaurier in dieser virtuellen Wildnis sollen sich laut Beschreibung wie echte Tiere verhalten, nicht wie irgendwelche hochgezüchteten Themenparkmonster.
Tatsächlich hört sich vieles bei The Lost Wild nach einem geistigen Nachfolger zum kritisch gescheiterten, aber seinerzeit beeindruckenden Trespasser von DreamWorks Interactive aus dem Jahre 1998 an. Nicht nur, dass sich die Saurier entsprechend der Nahrungskette verhalten sollen, auch Item-Management dürfte ein zentrales Gameplay-Element werden, um die eigenen Überlebenschancen in der Wildnis sicherzustellen.
Leider ist es in letzter Zeit etwas ruhiger um den aktuellen Entwicklungsstand geworden. Dass sich der namhafte Publisher Annapurna Interactive als bekanntes Powerhouse funkelnder Indie-Perlen (Outer Wild, Stray) rangehangen hat, lässt hoffen.
Paleophage von LogDev
Derjenige Titel, welcher einem authentischen Dino-Crisis-Erlebnis mit modernem Grafikgewand am nächsten kommen könnte, ist Paleophage. Zugleich macht das Indie-Projekt schmerzlich bewusst, welches Potenzial in einem veritablen Dino Crisis steckt. Bis es so weit ist, distanziert sich das Indie-Team von LogDev von obigen Szenarien rund um entlegene Forschungsstationen in Urwaldparadiesen, nein, bei diesem Third-Person-Shooter, der sich dediziert dem Survival-Horror-Genre verpflichtet, gehts in eine düstere Metropole – vollgestopft mit fleischfressenden Dinosauriern wie Deinonychus oder dem Urreptil Prestosuchus.
Wenn der Überlebenskampf gegen hungrige Mega-Lurche dann mal beginnt, werden euch zwei spielbare Charaktere, blutige Kämpfe und knifflige Puzzles in die Hände gelegt – wer sich noch an die Zugangskarten- und Schalterrätsel aus Dino Crsis erinnert, weiß, was das für euer Um-die-Ecke-Denken bedeuten könnte.
Für die Sprachwissenschaftler*innen unter euch: Die Betitelung Paleophage setzt sich zusammen aus dem Präfix „Paleo-„, das alt oder urzeitlich bedeutet, und dem Suffix „-phage“, bedeutend essen oder verschlingen. Voilà: Paleophage bedeutet im schnöden Schlechtwetterdeutsch so viel wie Urzeit-Verschlinger. Via Twitter informiert LogDev nebenbei bemerkt über den aktuellen Entwicklungsstand.
Damit wäre die ganze Compsognathus-Parade noch nicht durchmarschiert – auch ein Actioner wie Instinction von Hashbane Intertactive buhlt um eure Gunst, ganz zu schweigen vom wirklich erfolgversprechendem Jurassic Park: Survival von Saber Interactive, welches deftiges Saurierfutter verspricht, mitsamt originaler Jurassic-Lizenz im Gepäck.
Aber um John Hammonds hopsgegangen Freizeitpark ging es in diesem urzeitlichen Saurier-Schaulaufen nicht. Wir waren hier auf der Suche nach einem Antidot gegen das quälende Gefühl, dass uns Horror-Spezialist Capcom niemals nachliefern wird, was sich Fans sehnlichst wünschen: ein neues Dino Crisis. Bis der Tag X einschlägt, führen uns Compound Fracture, Paleophage und The Lost Wild auf willkommene Abwege, im Idealfall mitten in ein weit aufgerissenes T-Rex-Gebiss.
Quellen: Steam; YouTube/ @Iterai, @Great Ape Games, @IGN; Twitter / @iteriagames, @GreatApeGames, @LoganChitwood6, @jpsurvival