In einer anderen Welt wäre Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben zum großen Erfolg geworden. Dort wäre der Film aber auch nicht Monate vor Baldur’s Gate 3 erschienen, sondern erst danach – und hätte den Hype rund um das altehrwürdige Pen & Paper direkt mitgenommen.
Leider ist das nicht der Fall gewesen. Die Leinwand-Umsetzung mit Chris Pine und Michelle Rodriguez in den Hauptrollen enttäuschte an den Kino-Kassen, eine Fortsetzung erscheint unwahrscheinlich (aber nicht gänzlich unmöglich). Das ist schade, denn hinter dem zugegeben etwas generischen Namen versteckt sich ein guter und vor allem witziger Film, der nicht nur eingefleischten D&D-Fans gefallen dürfte.
Ein Dungeons & Dragons-Abenteuer, welches man gesehen haben sollte
7.5 bei Metacritic, 7.2 bei IMDB und bei Rotten Tomatoes kommt Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben sogar auf einen Audience Score von 93 Prozent: Eigentlich ein mindestens guter, wenn nicht sogar sehr unterhaltsamer Film. Im Finanzergebnis von Paramount Pictures spiegelte sich das allerdings nicht wider: Bei geschätzten Kosten von circa 151 Millionen US-Dollar kamen weltweit nur 208 Millionen US-Dollar zusammen – zu wenig, um die Ausgaben zu rechtfertigen.
Dabei hat Dungeons & Dragons viele tolle Zutaten. Da wäre zum Beispiel die Story, die zwar keine Bäume ausreißt, aber grundsätzlich funktioniert. Die Geschichte dreht sich um den Barden und ehemaligen Harfner Edgin, gespielt von Chris Pine, der zu Beginn seine Frau verliert und nun alleine für die noch junge Tochter zuständig ist. Hilfe bekommt er aber von Barbarin Holga (Michelle Rodriguez) und einer nach und nach bunten Truppe, die unter anderem aus dem talentierten, aber nur bedingt fähigen Zauberer Simon (Justice Smith), der Druidin Doric (Sophia Lillis) und dem viel zu netten Paladin Xenk (Regé-Jean Page).
Zusammen erlebt die schon auf dem Blatt herzliche D&D-Truppe ein chaotisches, wie vielfältiges Abenteuer, das direkt aus einer Kampagne stammen könnte – samt Wechsel von Plan A, B, C und D. Denn wie auch im echten Pen and Paper nimmt man sich viel vor, aber so richtig will es nicht immer klappen. Das sorgt schon für jede Menge Spaß, das Highlight liegt aber an anderer Stelle.
Charaktere, die man lieb gewinnt
Denn die grundlegende Geschichte ist gar nicht so wirklich das Herzstück von Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben, sondern es sind vor allem die Charaktere. Edgins, Holgar & Co. sind sympathische Figuren, die einem Stück für Stück ans Herz wachsen und deren Entwicklung glaubhaft wirkt.
Das liegt natürlich ebenso an den Darsteller*innen, deren Chemie wie die Faust aufs Auge passt. Da macht es auch nichts, dass der eigentliche Bösewicht relativ blass bleibt, wenn dafür aber Gags und Dialoge treffsicher zünden.
Darüber hinaus funktioniert der Film auch, wenn ihr mit Dungeons & Dragons gar nicht so viel am Hut habt. Solltet ihr die Vorlage kennen, dürft ihr euch hingegen über etliche Easter Eggs und Anspielungen freuen, die einen wichtigen Punkt unterstreichen. Die Regisseure und Autoren John Francis Daley und Jonathan Goldstein wissen über das Tabletop Bescheid oder haben sich mindestens so viel Wissen angelesen, dass es sich in viel Liebe und Respekt für das Ausgangsmaterial äußert.
Wenn die Truppe etwa am Friedhof ankommt und ihnen Simon mitteilt, dass sie einer wiederbelebten Person nur fünf Fragen stellen können, wird die Willkürlichkeit dieser Regel zwar infrage gestellt – aber sich nicht darüber lustig gemacht. Und solche Situationen, die man vielleicht schon selbst in einer Pen and Paper-Runde erlebt hat, kommen öfters vor, sind aber definitiv selbst für Nicht-Kenner gelungen umgesetzt.
Warum genau jetzt die Empfehlung?
Natürlich werdet ihr euch fragen: Warum empfiehlt der Typ mir gerade jetzt diesen Film, der immerhin schon über anderthalb Jahre auf dem Buckel hat und finanziell gefloppt ist? Weil er seit kurzem auf Netflix ist und damit für viele eine gute Chance ist, ihn ohne viel Aufwand nachzuholen.
Schließlich braucht man ihn nicht kaufen, sondern kann einfach auf Play drücken – logischerweise ein Netflix-Abo vorausgesetzt. Aber wenn ihr das habt, dann solltet ihr Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben die rund zwei Stunden Zeit geben, um euch zu unterhalten. Ihr werdet es wahrscheinlich nicht bereuen, wenn ihr auf Popcorn-Comedy-Unterhaltung steht und Fantasy nicht völlig abgeneigt seid.
Quelle: YouTube / Paramount Pictures, Rotten Tomatoes, IMDB, Metacritic, Variety