„VERFLUCHT SOLLT IHR SEIN, BAYLE!“ lauten die mir entgegengebrüllten Worte in den unzähligen Elden Ring-Videos auf Twitter von Spieler*innen, die sich im Kampf gegen Bayle den Schrecklichen Hilfe von Igon geholt haben.
Es sind Worte, die ich in meinem ersten Durchlauf nicht vernommen habe, weil ich mich dem Drachen alleine stellen wollte. Einen Umstand, den ich im Nachhinein bereue und der mir eine neue Perspektive für das Beschwören in FromSoftware-Spielen eröffnet hat. Denn während ich zwar viel Freude daraus ziehe, die unüberwindbar scheinenden Hindernisse auf eigene Faust zu bewältigen, geht mir dabei so einiges an Spektakel verloren, auf das ich nicht länger verzichten will.
Elden Ring: Warum ich in FromSoftware-Spielen nicht beschwöre
Lange bevor ich über 200 Stunden in Elden Ring versank und für euch den DLC Shadow of the Erdtree getestet habe, begann meine FromSoftware-Karriere 2018 mit Dark Souls. Ich hatte den Anfang samt Asylum Demon hinter mich gebracht und statt in Richtung Untote Burg zu laufen, landete ich in den Katakomben inmitten einer Horde wieder aufstehender Skelette – und verfluchte dieses Spiel, das mir später noch eine völlig neue Welt eröffnen wurde. Ich brach genervt ab und wendete mich NieR: Automata zu.
Über zwei Monate später kehrte ich zurück: Mit neuer Motivation und einem Online-Guide in der Hand. Ich war fest entschlossen, Dark Souls zu erobern – und sei es mit fremder Hilfe. Gesagt, getan: Ich schaute nach, welchen Wegen ich folgen musste, wo ich seltene Gegenstände finden konnte und beschwor bei jeder Gelegenheit NPCs, um gegen die bedrohlichen Bosse Land zu sehen. Eine Entscheidung, die mich nach dem Durchspielen mit einer seltsamen Leere zurückgelassen hat.
Denn obwohl ich der festen Überzeugung bin, dass ein jeder Spielstil in FromSoftware-Titeln valide ist, solange die Person vor dem Bildschirm Spaß beim Zocken hat, empfand ich das Zuhilferufen von anderen Charakteren ganz persönlich für mich als falsch. Ich hatte die Movesets der Bosse nicht lernen, mich mit ihren Manövern nicht auseinandersetzen müssen – und das Gefühl der Befriedigung, das mich seitdem immer wieder magisch zu Dark Souls & Co. zieht, blieb aus.
Seitdem verzichtete ich auf das Beschwören von Helferlein: Weder NPCs noch andere Spieler*innen, auch von der Geisterasche in Elden Ring machte ich keinen Gebrauch, um mich auf schweißtreibende Mann-gegen-Boss-Duelle einzulassen (wer meinen Test gelesen hat, weiß, dass der finale Boss vom DLC eine Ausnahme bildet – verflucht seist du!). Doch ein neuer Endgegner in der Elden Ring-Erweiterung Shadow of the Erdtree lässt mich diese Entscheidung erstmals überdenken.
Der Kampf gegen Bayle: Das Ende einer Rachegeschichte
Ihr habt es aufgrund der Einleitung sicher bereits geahnt: Es geht um Bayle. Der verstümmelte Drache, der hoch oben auf dem Gipfel des Klingenbergs haust, ist nicht nur ein wahnsinnig beeindruckender und spaßiger Boss, sondern erzählt auch eine besondere Geschichte, die mit dem NPC Igon in Verbindung steht. Bereits vor dem Kampf gegen Bayle trefft ihr den schwer verwundeten Drachenkrieger mehrfach und jedes Mal wünscht er sich nichts sehnlicher, als Rache an seinem Peiniger zu üben.
Ein Wunsch, den ich ihn meinem ersten Durchlauf nicht erfüllt habe, weil ich den Kampf alleine bestreiten wollte – nur um dann später Igons Sachen zu finden und seitdem von dem Gedanken geplagt zu werden, dass er mit ungelöschtem Rachedurst allein auf der Bergstraße verendet ist. Mitleid allein ist aber nur ein sekundärer Motivator, die Videos in den sozialen Medien waren deutlich ausschlaggebender: Igons inbrünstiges Geschrei, sein pures, nur von Wut und Rache angefeuertes Verlangen, Bayle zu töten, verleiht dem Kampf noch einmal so viel mehr Spektakel, so viel mehr Seele.
Denn obwohl ich meine Freizeit in der Regel nicht mit dem stundenlangen Studieren von FromSoftware-Itembeschreibungen und dem Schauen von VaatiVidya-Videos verbringe, hat es mir die Lore von Elden Ring seltsam angetan – und da will ich solche bedeutenden Momente natürlich nicht verpassen, nur weil mein Ego nach einem alleine erreichten Sieg schreit. Zumal es hier ja gar keine Widersprüche gibt: Wenn ich unbedingt beides will, beschwöre ich beim ersten Mal eben den mit dem jeweiligen Boss in Verbindung stehenden NPC, sterbe freiwillig und mache anschließend alleine weiter. Lore erhalten, Spaß gehabt: Ein Sieg auf ganzer Linie.
Frühere Vertreter von Lore-Beschwörungen
Dabei ist Bayle natürlich nicht der erste Boss, bei dem sich aus Lore-Gründen bestimmte NPCs beschwören lassen – auch, wenn die an Moby Dick anmutende Geschichte rund um Igon und seinen Wal, der weniger aussieht wie ein Meerestier, sondern eher wie eine braune, geflügelte Bestie, natürlich durchaus mehr Pfeffer besitzt als so manch andere. Spannenderweise fallen mir trotzdem auf Anhieb zwei weitere Endgegner ein, die in mir den Wunsch nach mehr Boss-Beschwörungen hätten auslösen können, einer von ihnen stammt sogar ebenfalls aus Elden Ring.
Da wäre zum einen Yhorm aus Dark Souls 3, bei dem sich euch Siegward von Catarina anschließt, wenn ihr vorher seine Quest absolviert und der sich mit ähnlichem Geschrei wie Igon in den Kampf gegen den Riesen stürzt, einen Zweihänder in der behandschuhten Faust. Und Radahn in Elden Ring, dessen Ableben mit einem gigantischen Festival eingeleitet werden soll, liefert euch gute Gründe, die zahlreichen anderen Teilnehmenden mit ihren Rufzeichen auf das Schlachtfeld zu holen.
Warum erst Bayle in mir diesen Wunsch hervorgerufen hat? Vermutlich aufgrund der vielen auf Social Media geteilten Videos, die mir direkt vor Augen geführt haben, welche coole Inszenierung mir hier durch die Lappen gegangen ist. Naja, bleibt immer noch ein zweiter Durchlauf, in dem ich Igon dann zu meiner Audienz bei Bayle einladen kann. Falls ihr selbst noch nach dem genauen Aufenthaltsort des Drachen sucht, empfehlen wir euch einen Blick auf unsere große Übersicht aller Elden Ring-DLC-Bosse und wo sie zu finden sind.
Quelle: YouTube /pgp