Wenn eine TV-Serie mit dem Bruder von Christopher Nolan am Steuer und Erfolgsschauspieler Walton Goggins (The Hateful Eight, Tomb Raider) als garstiger Ghul im Cast von Fans und Kritiker*innen gleichermaßen gefeiert wird, strömen die Spieler*innen scharenweise ins virtuelle Ödland – vor allem zu Fallout 4 und Fallout 76 aus dem Hause Bethesda. Und ganz nebenbei gerieren sich Fan-Projekte wie Vollpreis-Titel – siehe die London-Mod von Team FOLON.
Aber Todeskralle hin, RAD-Skorpion her: Welches Ödland-Spiel ist denn nun das allerbeste – nicht objektiv natürlich, vielmehr in den Augen von Fans, Spielenden und Kritikastern? Die Antwort: Suchen wir auf Metacritic. Denn, nein, die Bewertungen auf Metacritic sind keine unumstößlichen Wahrheiten – dafür ein guter Anhaltspunkt dafür, wie sowohl Fachmedien als auch Hobbyisten einen Titel bewerten.
Platz 5: Fallout New Vegas (2010)
Auf dem letzten, aber doch fünftem, Platz macht sich New Vegas breit – und damit gleich eine Auftragsarbeit, die nicht wie Fallout 4 oder 3 von den Bethesda Game Studios gestemmt wurde, sondern von Obsidian Entertainment. Dessen ungeachtet gilt New Vegas zwar als grafisch schwachbrüstig, dafür spielerisch umso mehr als echtes Brett – was angesichts von Obsidian nicht weiter verwundern dürfte.
Immerhin haben sich die Mädels und Jungs mit Neverwinter Nights 2 (2006) oder Star Wars Knight of the Old Republic 2 – The Sith Lords (2005) nicht nur ihre Sporen verdient – mit sowas wie einem The Outer Worlds (2020) oder dem für Anfang nächsten Jahres angepeilte Avowed, haben die im kalifornischen Irvine ansässigen Entwickler*innen auch bewiesen: Rollenspiel mit offener Welt können die. Entsprechend verwundert dann auch nicht der mehr als vernünftige Metascore von 84 – und die Tatsache, dass sich die zweite Staffel von Fallouts Streaming-Serie stark bei New Vegas bedienen dürfte. Mindestens was das Setting und Mister Robert House angeht.
Platz 4: Fallout 2 (1998)
Mit einer stolzen Bewertung von 86 nimmt das zweite Kapitel der Ödland-Saga immerhin Platz 4 ein. Wie das Original noch von den altehrwürdigen Black Isle Studios entwickelt und von Interplay auf den Markt geworfen, erschien Fallout 2 im Jahre 1998 – damit ziemlich genau ein Jahr, nachdem das Original seinen Weg in die Händlerregale gefunden hatte. Zum Vergleich: Die Produktion von Fallout 1 benötigte ganze dreieinhalb Jahre, denn beim Original wurde alles von Grund auf erdacht und entwickelt. Spielerisch ist Fallout 2 nahe gebaut an seinem Vorgänger – mitsamt rundenbasierter Kämpfe und isometrischer Draufsicht.
Ähnlich wie beispielsweise Doom 2 oder Gothic 2, war Fallout 2 der Schnellschuss unter den Fortsetzungen – dessen Rezept lautete: Man nehme Grafikgerüst und Spielmechaniken des Originals, ergänze das Ganze um eine neue Spielwelt, Ausrüstungsgegenstände und Co., um einen Nachfolger zu einem erfolgreichen Original nachzuschieben.
Auf erzählerischer Ebene schlagt ihr als Spieler*in diesmal im Ödland auf, seid auf der Suche nach dem Eden-Creation Kit (kurz G.E.C.K.). In der Hauptquest schlüpft ihr in die Rolle eines Bewohners von Vault 13. Eure Mission: Das Dörfchen Arroyo mit eben erwähntem G.E.C.K. retten.
Platz 3: Fallout 4 (2015)
Die Bronzemedaille schnappt sich das aktuell frischeste Spiel aus der Hauptreihe, dass jüngst mit Fallout London um ein mehr als ambitioniertes Fan-Projekt bereichert wurde – und dass Leser*innen von 4P durch die regelmäßig veröffentlichte Meldungen rund um plötzlich lebendige Powerrüstungen, sich unverhofft neben Spieler*innen teleportierende RAD-Skorpione oder Mythische Todeskrallen mit Schwachstelle Bäuchlein kennen dürften.
Der Metascore liegt bei 87, die an der Über-90-Wertung unseres Platz 1 vorbeischlittern. Dafür fällt ein deutlicher Rückgang beim User Score bei Metacritic auf: Der liegt mit 6.9 nicht mehr im grünen, sondern im orangenem Bereich – markiert damit aus Spieler*innensicht eine eher durchschnittliche Bewertung. Grund dafür könnte die Zugänglichkeit von Teil vier sein – denn im Vergleich zu Fallout 3 wurden einige Rollenspiel-Elemente zurückgenommen.
Aus der Perspektive einer Fan-Community, welche die Originale von Black Isle Studios liebt, ist das nur verständlich. Schließlich sind es fordernden Rollenspiel-Elemente, für die sich viele Spieler*innen in einen Fallout-Titel begeben. Bleibt abzuwarten, in welche Richtung spielerisch mit einem Fallout 5 manövrieren wird.
Platz 2: Fallout 1 (1997)
Die oberste Position auf dem Siegertreppchen nimmt ein … die Königin, das Original, der Ödland-Rollenspiel, mit dem alles angefangen hat: Fallout aus dem Jahre 1997. Metascore: beeindruckende 89. Wie es sich für die Original-Reihe gehört, zusammen gehämmert von den Black Isle Studios, veröffentlicht natürlich von Interplay. Dabei ist das originale Fallout nicht nur ein Liebling bei Berufsschreiber*innen und Spieler*innen – auch finanziell kann Fallout bis in die Gegenwart hinein reüssieren.
Bis zum Jahr 2017 sollen bislang über 600.000 Einheiten verkauft worden sein. Zum Vergleich: Laut VGChartz wurde von Fallout 4 ganze 25 Millionen Einheiten verkauft, was nochmal eine andere Hausnummer ist. Aber für ein aus heutiger Perspektive weniger zugängliches Rollenspiel, das nicht auf einem modernen Massenmarkt von Triple-A-Titeln veröffentlicht wurde, sind 600.000 verkaufte Einheiten eine Ansage – und sprechen für die Strahlkraft des OG-RPGs. Übrigens: Auch der kompetent und humorvoll über alte Spiele berichtende YouTube-Kanal Lazy Game Reviews, hat vor Jahren über das Original berichtet.
Platz 1: Fallout 3 (2008)
Es ertönt ein „Tusch!“ und zuoberst auf dem Siegertreppchen macht sich breit: Fallout 3. Der Titel, mit dem Bethesda – so ehrlich müssen selbst diejenigen Fans sein, die Fallout 4 wegen des Rückgangs an Rollenspiel-Elementen kritisch beäugen – die Ödland-Saga wieder zu Ruhm, Spielspaß und vorzeigbaren Verkaufszahlen geführt hat. Vor allem grafisch war der Paradigmenwechsel im Jahre 2008 spürbar. Wo ein Fallout 1 oder 2 mit isometrischer und charmanter Pixel-Optik auftrumpften, erlebten wir die fantastisch verstrahlte Welt von Fallout erstmals in 3D-Grafik (nein, das verkorkste Fallout: Brotherhood of Steel zählen wir nicht mit).
Aber bei der grafischen Frischzellenkur blieb es nicht: Schwarzhumorig nahm Fallout 3 den amerikanischen (Tag)traum der Fünfzigerjahre des vorherigen Jahrhunderts aufs Korn. Die aggregierte Bewertung auf Metacritic sieht das ähnlich positiv: satte 93 fährt Fallout 3 ein – ähnlich positiv sieht der User Score mit 8.4 aus. Man könnte sagen: Mit Fallout 3 hat Bethesda (fast) alles richtig gemacht. Eins bleibt unbestritten: Qua Teil drei hat Bethesda definiert, wie sich Spieler*innen heutzutage ein Fallout vorstellen – seither dürften selbst Hardcore-Fans die Rückkehr der Pioniertage eines Timothy Cains ausschließen.
Apropos Entwickler-Opa Cain: Das Urgestein hat vor kurzem auf seinem eigenen YouTube-Kanal verraten, wieso das echte Fallout 3 damals niemals erschienen ist.
Quellen: Metacritic; VGChartz; Reddit /@TyrannicalOptimism; YouTube/@IGN, @Doriel, @LGR