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Völlige Unverständnis: Warum ist Angeln so ein beliebtes Mini-Spiel?

Angeln ist eine beliebte Nebenaufgabe in zahlreichen Cozy Games, Farming Sims, aber auch Action-Adventures. Dabei stellt es nicht nur eine öde Beschäftigung dar, sondern zieht auch die Spielzeit unnötig in die Länge.

Angeln ist öde? Aber warum müssen wir dass dann in gefühlt jedem zweiten Videospiel machen?
Angeln ist öde? Aber warum müssen wir dass dann in gefühlt jedem zweiten Videospiel machen? Credit: Epic Games / Expansive Worlds / Nintendo / ConcernedApe (Adobe Photoshop [M])

Minispiele sind eine nette Abwechslung zum Abenteurer*innen-, Auserwählten- oder Farm-Alltag in so manchem umfangreichen Adventure. Je größer das Spiel, desto aufwändiger haben die Entwickler*innen oft die potenziellen Ablenkungen gestaltet; als bestes Beispiel dafür dienen wohl die Kartenspiele Gwent aus The Witcher 3: Wild Hunt und Blut der Königin aus Final Fantasy 7: Rebirth.

Minispiele haben eine große Tradition, gerade bei Action-Adventures oder Rollenspielen: Ob das Würfelspiel Schlussstein in Fable 2, das Airhockey-artige Pallet Game in Beyond Good & Evil oder das Taktikspiel Sebo in Flintlock: The Siege of Dawn. In Life is Strange: True Colors könnt ihr die ersten fünf Level von Arkanoid spielen, in Day of the Tentacle sogar das komplette Maniac Mansion. Ein Minispiel ist jedoch sterbenslangweilig – und es kommt gefühlt überall vor: Angeln!

Seit wann ist Angeln so ein fancy Zeitvertreib?

Gerade mit der Welle aus Farming Sims, Cozy Games und Aufbausimulationen nimmt die Angel-Quest in den letzten Jahren überhand. Kein Bauernhof kommt ohne Fischteich aus, keine Kickstarter-Kampagne ohne das Stretch Goal „Angeln wird hinzugefügt“. Ob Animal Crossing oder Minecraft, ja selbst in Fortnite könnt ihr angeln. Gibt ja nichts Besseres, als sich einen Energielachs zu gönnen, kurz bevor man von einem 14-Jährigen im Bananenkostüm einen Headshot verpasst bekommt.

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Dabei gestaltet es sich spielmechanisch meist ungefähr genauso spannend, wie das reale Pendant – außer dass man dort noch deutlich mehr Zeit totschlägt, bevor man selbiges mit dem geschuppten Fang tut. (Wenn überhaupt – einige betreiben das ja nur als „Sport“ und werfen den Fisch wieder zurück ins Wasser, nachdem sie ihm ein unfreiwilliges Lippenpiercing verpasst haben. Wie nett.)

Aber klar, wie willst du es auch anders darstellen? Deine Figur steht halt am Ufer und wartet – mehr oder weniger lange – und wenn einer beißt, wird die Rute mit dem Analog-Stick nach hinten gezogen und mit A die Schnur eingeholt.

Okay, es wird dann manchmal noch etwas mit Geschicklichkeit verbaut, wie zum Beispiel in Stardew Valley, wo das Fisch-Icon über einen bestimmten Zeitraum per Knopfdruck in einem sich bewegenden Feld gehalten werden muss (was zwar nicht ultimativ kompliziert ist, für eine solche Randbeschäftigung jedoch über Gebühr schwierig). Auch Cult of the Lamb setzt auf ein ähnliches Angelsystem, da kam es mir aber irgendwie etwas leichter zu bewältigen vor.

Ocarina of Time, Pokémon und Co. – Meine frühen Kontakte mit Angel-Nebenquests

Erstmals negativ auffällig kam mir das Minispiel Angeln damals in The Legend of Zelda: Ocarina of Time unter (das aus Link’s Awakening hatte ich noch gar nicht als störend empfunden). Und Heidewitzka, musste man da eine Geduld mitbringen! Die Rute im Angelteich am Hylia-See ausgeworfen, paddelte der Schwimmer danach vor sich hin und lockte früher oder später Fische an.

Mit winzigen Köderbewegungen musste man sie neugierig machen, aber ja nicht zu viel, sonst schwammen sie weg. Ein paar Jahre später begegnete mir dieser Zeitvertreib in Dark Chronicle wieder, aber da hatte ich schon keine Lust mehr, mich damit mehr aufzuhalten als nötig (ich glaube, für eine oder zwei Quests musste man angeln).

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Und ja, auch schon in Pokémon Rot und Blau war das Auswerfen der Rute nötig, aber das hatte immerhin einen spielrelevanten Sinn. Wie anders sollte ich ansonsten Goldini, Seeper oder Karpador fangen? Doch warum existiert ein Angelspiel in Persona 5, wo es ja nun wirklich besseres zu tun gibt und die Zeit auch noch begrenzt ist?

Dazu kommt, dass mir das Angeln ein bisschen zu normalisiert wird. In jedem Farming-Game kann man seine Rute ins Wasser halten, damit abends eine leckere Forelle blau oder eine Paella auf den Tisch kommt. Aber in wie vielen Spielen müsst ihr euren Hasen- oder Hirschbraten im Wald selbst schießen? Wo müsst ihr eure Rinder und Schweine selbst zur Schlachtbank führen? Oh nein… die Armen. Angeln ist ja viel einfacher. Sind ja nur Fische.

Wacht auf, Leute! Angeln ist öde!

Aber im Ernst: Wart ihr schon mal angeln? Habt ihr schon mal gesehen, wie ein hilfloser kleiner geschuppter Freund panisch am Haken zappelt? Habt in seine großen glupschigen Augen geguckt, nachdem er mit einem Holzknüppel betäubt wurde? Und vom Ausweiden will ich gar nicht erst anfangen.

Paradoxerweise stehen tatsächliche Angel-Simulationen gar nicht so hoch im Kurs. Der seit zwei Jahren im Early Access befindliche Ultimate Fishing Simulator 2 hat auf Steam gerade einmal 1.300 Reviews, Professional Fishing kommt auf knapp 3.900 in sechs Jahren, Call of the Wild: The Angler kann bei über 5.000 Reviews nur ein gemischtes Ergebnis vorweisen.

Nee, nee, Leute. Angeln ist langweilig, sowohl in der Realität als auch in Videospielen. Es ist weder spannend noch entspannend, bietet spielmechanisch keinen Mehrwert und ist in den meisten Fällen nur dazu da, damit ihr eure Zeit in dem Spiel verbummelt. Womit wir in der Redaktion uns derzeit viel lieber beschäftigen, könnt ihr in unserem monatlichen „Was spielt die Redaktion?“-Artikel lesen.

Quellen: Youtube / RetroArchive, Release-Fire