Was haben Monkey Island und andere, klassische Point-and-Click-Adventures mit der Deutschen Bahn zu tun? Einiges! Denn: Ich reise gerne mit der Bahn – auch, wenn dort noch und nöcher gefühlt die ganze Welt brennt. Entgegen dem Hauptgebot für Wutbürger will und mag ich nicht auf die Deutsche Bahn schimpfen. Klar, sich dramatisch häufende Verspätungen sind ein Ärgernis. Und wenn uns dringend benötigte Anschlusszüge vor der Nase wegfahren, ist das ein organisatorisches No-Go. Aber als Anti-Autofahrer und Öffi-Vollprofi sage ich eigentlich immer: „Ja, zur Deutschen Bahn!“. Die Betonung liegt auf dem Wörtchen „eigentlich“.
Denn als ich vor einigen Monaten die Strecke Berlin-München zurückgelegte, habe ich das mir bisher völlig Unbekannte erlebt: Eine Verspätung von rund 6 Stunden. Ich wiederhole in ausgeschriebener Zahl: Sechs Stunden. Das war für mich kein verschmerzbarer Einbruch bei der Pünktlichkeit mehr, sondern bedeutete ganz praktisch, dass ich (und hunderte Fahrgäste neben mir) die komplette Nacht im ICE verbracht habe. Ein solches Bahn-Chaos war mir bislang unbekannt. Okay, und was hat das mit den Affen aus Monkey Island und unserem schönsten Hobby der Welt zu tun?
Wie ich die Point-and-Click-Adventures jetzt neu als Wisch-und-Tipp-Adventures entdeckt habe – auch mit Monkey Island
Als ich neulich aus beruflichen Gründen in einem dieser Meetings saß, von denen man auf LinkedIn (und früher Xing) immer so viel liest, machte mich ein Kollege auf einen für mich erstaunlichen Umstand aufmerksam: „Von Baphomets Fluch habe ich alle Teile gespielt. Du kannst das sogar auf dem Handy spielen“, sagte der Zeitgenosse. Dadurch lernte ich zweierlei: In meinem Büro tummeln sich mehr Fans gemütlich entschleunigter Point-and-Click-Adventures, als ich gedacht hätte.
Und sowas wie Baphomets Fluch: Director’s Cut, Baphomerts Fluch 2: Remastered oder ein Baphomets Fluch 5 lässt sich tatsächlich über den Store von Google Play aufs Android-Smartphone ziehen – übrigens auch in Apples App-Store. Alternativen zu den Broken Sword-Reihe wären beispielsweise das neueste Monkey Island, oder ein kostenlos beziehbares Adventure wie Kaptain Brawe (wohl aber mit In-App-Käufen).
Wenn ich für ein Genre eine kindliche Freude – aufgepasst, jetzt wird’s kitschig! – im Herzen trage, dann sind es Point-and-Click-Adventures. Aber das wissen aufmerksame Leser*innen von 4P natürlich längst, denn in den letzten Wochen habe ich euch mit Meldungen zu Kathy Rain 2 oder Legends of Castile regelrecht überflutet. Ich hoffe, der Point-and-Click-Content-Strudel hat euch nicht weggerissen. Gleichviel. Was kann nun ein Baphomets Fluch 5 – der Sündenfall auf dem mobilen Endgerät? Mehr als vermutet.
Wie funktioniert ein Baphomets Fluch 5 auf dem Handy?
Der erste und eigentlich auch letzte Unterschied bei einem Baphomets Fluch 5 konventionell mit Maus und Tastatur vor dem Heimcomputer gegenüber Fingerspitze mitsamt berührungssensitivem Smartphone-Display, liegt in Genre-Bezeichnung und Steuerung. Statt als Point-and-Click-Adventure müsste es nämlich Wisch-und-Tipp-Abenteuer heißen. So funktioniert das bei Baphomets Fluch 5 praktisch: Dem Hauptspiel findet ihr wahlweise ein kurzes Tutorial vorangestellt, welches euch die Steuerung auf Mobile nahebringt.
Anstatt wie gewohnt via Cursor den Bildschirm nach Hotspots abzusuchen, fahrt ihr mit der Fingerspitze (oder einem anderen Körperteil eurer Wahl) über das Display – bis ein pulsierender, blauer Kreis erscheint. Dieses visuelle Feedback signalisiert euch: Euer Fingerchen befindet sich in der Nähe eines Hotspots. Erscheint ein solcher blauer Kreis, solltet ihr den Finger anheben. Sodann werden euch, über die für das Genre so typischen Icons, eure Interaktions-Möglichkeiten angezeigt (etwa eine Lupe für das Untersuchen von Gegenständen).
Wollt ihr hingegen, dass George oder Nico zu einer bestimmten Stelle auf dem aktuell dargestellten Schauplatz schlendern, tippt ihr einfach dorthin auf den Bildschirm – anstatt zu klicken. Soweit zur Steuerungs-Frage. Und der Spielspaß? Nun, Baphomets Fluch 5 hat mich direkt wieder, obwohl ich das fünfte Klicki-Klicki-Abenteuer erst Ende 2022 durchgespielt habe, wieder in seinen Mystery-Bann gezogen.
Machen Point-and-Click-Adventures auf dem Smartphone Spaß?
Das liegt auch daran, weil die Mobile-Fassung, sofern ich das aktuell beurteilen kann, die Spielerfahrung auf dem PC eins zu eins wiedergibt – abgesehen von der Wisch-Steuerung halt, die ich aber als eingängig und angenehm empfinde. Dass ein Broken Sword 5 werktreu für Android-Mobilknochen verfügbar ist, erstaunt jetzt wahrlich nicht. Doch dass diese neueste Episode des Adventure-Klassikers auch auf meinem mehr als betagten Motorola G9 Play butterweich flutscht, davon war ich doch eine Prise überrascht.
Übrigens: Diese Bewegtbilder, tief, tief irgendwo in der Karibik, beweisen: Der Typ, der nach einer Dateiendung benannt wurde, stolpert auch ins Mobile Game. Oder, Mister Guybrush „Deluxe Paint“ Threepwood?
Ein Wermutstropfen dann ist vielleicht, wenn Baphomets Fluch 5 auf dem Handy in zwei separat zu erwerbende Episoden aufgeteilt wurde – für jeweils einen Fünfer zu erstehen. Doch wenn ich bedenke, wie sehr mir schon jetzt der amerikanische Schwiegersohnliebling George und Journalistin Nico Fahrten in Bus und Bahn versüßt haben, freue ich mich schon darauf, sobald ich das nächste Mal von der Deutschen Bahn Geld für eine sechsstündige Verspätung zurückverlangen darf.
Apropos Adventure-Schwemme: Ihr mögt Möchtegernpiraten und billigen Alkohol? Dann könnte euch auch The Booze of Monkey Island schmecken.
Quellen: Google Play / @Revolutions Software Ltd, @DevolverDigital, @Cateia Games, YouTube / @GameTrailers