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Tomb Raider: Glorreiche Rückkehr auf der Mattscheibe – mit genialem „Ekelpaket“

In Fleabag rückt uns das liebenswerte Ekelpaket in den sozialen Nahbereich. Warum Ekel und Witze über schräge Zähne der neuen Tomb Raider-Serie guttun werden.

Eine Bildmontage, die Lara Croft aus dem Computerspiel Tomb Raider zeigt - und einen Redakteur von 4P.
© Square Enix / Feral Interactive / Crystal Dynamics / Eidos Montréal / Nixxes Software / Feral Interactive, @3dts - stock.adobe.com, Adobe Photoshop [M]

Indiana Jones und der Große Kreis im Test: Dieser Peitschenschlag verhallt schnell

Es war allerhöchste Zeit, dass Indiana Jones sein eigenes AAA-Spiel spendiert bekommt. In unserem Test-Video erfahrt ihr, in welchen Punkten Indiana Jones und der Große Kreis überzeugt und was unserer Meinung nach weniger gut gelungen ist.

Lara Croft in ihrer Paraderolle als Tomb Raider ist eine dieser unsterblichen Ikonen der Videospielgeschichte – mit medienübergreifender Strahlkraft bis zu Kino, Streaming & Co. Und wie üblich für fiktive Figuren des virtuellen Lebens, passt sich auch unsere Grabräuberin dem Zeitgeist an. Um bei der Kinoleinwand zu verbleiben: Wie Angelina Jolie die Frau in den Nullerjahren verkörpert hat, war weniger verwandt und verschwägert mit Alicia Vikander anno 2018.

Wenn jetzt eine Sophie Turner (Game of Thrones, X-Men) den Croft’schen Rucksack schultert, wird interessant sein zu beobachten, wie diese neu gedachte Lara Croft ausfällt. Einerseits wird die jüngste Reboot-Trilogie von Crystal Dynamics abfärben, andererseits das noch nicht näher eingekreiste Spiel unter Amazons Flagge. Dabei löst eine Sophie Turner bei mir erstmal keine großen Gefühle aus – dafür das Mitwirken einer ganz anderen Frau.

Phoebe Waller-Bridge: Die Erfinderin von Fleabag – und kennt auch Bond & Indy

Konntet ihr den neuesten Indiana Jones-Film rund ums Rad des Schicksals gut runterbekommen? Vermutlich nicht. Konsens rund um den fünften Indy-Film ist, dass das, was James Mangold (Logan, Ford v Ferrari) auf die Leinwand geworfen hat, schlimmer ist, als eine mit Nazi-Devotionalien vollgestopfte Bundeslade. Ist natürlich Quatsch – und wird von Menschen behauptet, die sich noch nie Dakota Harris – Flug durch das Zeitloch unter die Netzhäute geschoben haben.

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Und der neueste Bond Keine Zeit zu sterben? Nun, die beiden – Bond und Indy – haben neben um den Erdball tingelnden Held*innen mit wildem Alleinstellungsmerkmal (Martini hier, Bullenpeitsche dort) mehr miteinander gemein, als kreischend hohe Filmbudgets im neunstelligen Bereich. Beide Abenteuerfilme eint, dass Phoebe Waller-Bridge am Drehbuch werkelte – und bei der Schicksals-Wählscheibe sogar die zweite (aber eigentlich erste) Geige neben Indy spielte. Wer jenseits vom Computerspiel-Kosmos den Kopf nicht gänzlich in den zeitgeschichtlichen Sand steckt, kennt diese Waller-Bridge natürlich längst.

Und zwar als Autorin, Erfinderin, Hauptdarstellerin und überhaupt Mastermind hinter der britischen Dramedy-Serie Fleabag. Das komödiantische Drama, oder die dramatische Komödie, oder … na, ihr wisst schon … in zwei Staffeln ist erstmal einer dieser seriell erzählenden Formate, bei denen die Protagonistin die vierte Wand zerschmettert, uns als Zuschauende direkt anblickt – und ihre holprig verlaufenden Lebensereignisse ironisierend einordnet.

Wieso Phoebe Waller-Bridge für die neue Tomb Raider-Serie ein Segen ist

Wiederum zerschlagen wird dann dieses längst nicht mehr innovative Vierte-Wand-Geplaudere in Staffel zwei von einem Priester (gespielt von Andrew Scott), der (mysteriös … mysteriös …) mithören kann, wenn „Fleabag“ uns Kommentare zuflüstert. Abseits dieses Stilmittels, ist die mit zwei Staffeln abgeschlossene Serie vor allem unheimlich witzig, unheimlich mitreißend und unheimlich unheimlich (sobald wir als Zuschauer*in herausfinden, welches Kümmernis in diesen liebenswerten Flocksack wirklich steckt).

Programmhinweis: Interessant der Vergleich zwischen Ein-Frau-Theaterstück und TV-Auswertung von Fleabag.

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Das Mansplaining darüber, wie sich Fleabag in feministischen Diskursen wegsortiert, unterlasse ich gerne – überlasse ich dafür fähigeren Autor*innen. Der Umstand, dass Waller-Bridge den Füllfederhalter für die sich am Release-Horizont abzeichnende Tomb-Raider-Serie schwingt, stimmt mich aus zweierlei Gründen optimistisch. Einmal dürfte der Humor bei diesem Serien-Machwerk wohltemperiert sein (denn, ja, bei Indiana Senior: Käserad des Schnickschnacks konnte ich auch aus beabsichtigten Gründen lachen).

Dann hat sich die aus London stammende Frau Waller-Bridge gerade durch ihr Fleabag als eine starke Stimme erwiesen, die unterhaltsam und massentauglich über Themen schreiben kann, die sich leichter Hand von unserem Fleabag-Ekelpaket auf die Grabräuber-Superheldin übertragen lassen. Und darauf kommt es schließlich bei der neuen Tomb Raider-Serie an: Unterhaltungsfaktor und eine zeitgemäße Lara Croft, oder?

Apropos Abenteuer-Romantik: Indiana Jones persönlich ist inzwischen wieder aufgeschlagen – nach dem schicksalshaften Rad, ist es jetzt also der Große Kreis. Der Mann mag runde Formen.

Quellen: Deadline, TikTok / @mtvuk, YouTube / @Thomas Flight, The Brown Daily Herald