Nach dem bahnbrechenden Erfolg von Elden Ring wird der am 21. Juni erscheinende DLC Shadow of the Erdtree von Fans sehnlichst erwartet: Zweieinhalb Jahre sind seit dem Release des Hauptspiels vergangen, nun läuten die Glocken endlich zur Rückkehr ins Zwischenland.
Wir durften den blechernen Klang schon ein wenig früher vernehmen: Bandai Namco lud uns nach Paris ein, um in einer echten Kirche unsere virtuellen Zehen in das Schattenreich der bevorstehenden Erweiterung zu tauchen. Wir saßen also buchstäblich in den heiligen Hallen und mit einer lebensgroßen Figur vom DLC-Bösewicht Messmer im Rücken, um nun zu berichten, was euch in Shadow of the Erdtree so erwartet – und ob die Vorfreude gerechtfertigt ist.
Elden Ring: Shadow of the Erdtree – Vor dem DLC ist nach dem Hauptspiel
Der Sound der Schritte auf dem Kirchenboden springt zwischen den hohen Säulen hin und her, jedes Geräusch erzeugt ein Echo, weil das gesamte Gotteshaus abseits der erwähnten Statue und gut zwanzig Tischen mit Rechnern und Bildschirmen vollständig leer geräumt wurde. Nach einer kurzen Präsentation, deren einzelne Erläuterungen ebenfalls von Echos begleitet werden, geht es endlich in den Elden Ring-DLC Shadow of the Erdtree – und mit Kopfhörern auf den Ohren blende ich nun alles aus, was um mich herum geschieht.
Drei Stunden sind mir vergönnt, in denen ich das Anfangsgebiet der Erweiterung auseinandernehmen und von vorne bis hinten erkunden darf. Um die Elden Ring-Erfahrung mit ihren vielen Möglichkeiten und unterschiedlichen Builds so gut es geht nachzustellen, stehen drei verschiedene Charaktere zur Auswahl, die mit ihrem jeweiligen Fokus auf Stärke, Geschicklichkeit und einer Mischung aus Intelligenz und Glauben grob die Archetypen abbilden. Als Liebhaber von Zweihändern, Keulen und dem Motto „größer ist immer besser“, schnappe ich mir natürlich den Krieger und interagiere mit Miquellas Kokon in Mohgs Arena, um das Schattenreich zu betreten.
Alle Charaktere waren auf Level 150, auch wenn man uns erklärte, dass es sich dabei nicht zwangsläufig um das empfohlene Level handelt. Abhängig von eurem Können und eurer Ausrüstung solltet ihr euch irgendwo zwischen Level 120 und 200 bewegen, wenn ihr euch in die Erweiterung begebt – doch schon der Anfang vom Elden Ring-DLC ist hart, von daher gilt: Viel hilft viel. Das lässt sich auch über den neuen Progressionsgegenstand sagen: An den überall von Miquella zurückgelassenen Markierungen findet ihr Gegenstände, die dauerhaft euren Angriff und eure Verteidigung erhöhen und ein absolutes Muss zu sein scheinen – dafür aber auch nur in der Erweiterung aktiv sind.
Eine bunte Mischung aus alt und neu
Auch wenn uns beim Event nur das Anfangsgebiet vom DLC zur Verfügung stand, lassen sich die Dimensionen des Schattenreiches bereits erahnen: Es sei die größte Erweiterung, die From Software je entwickelt habe und klar, die zwei Jahre seit dem Release von Elden Ring werden sicher nicht umsonst dafür genutzt worden sein. Entsprechend gibt es viel Neues zu sehen: Auf dem Rücken von Sturmwind reite ich durch dunkle Felder und ein Meer aus Grabsteinen, während ein Schleier am Himmel dafür sorgt, dass die Stimmung düster bleibt und ein angekokelter Erdenbaum den Hintergrund dominiert. Auch wenn ich später auf bekannt scheinende Bereiche stoße, ist der erste Eindruck der Landschaft ein frischer.
Nach ein paar Metern laufe ich dann auch schon dem riesigen Wicker-Man aus den Trailern in die brennenden Arme und werde mit zwei Stampfern zum letzten Ort der Gnade zurückgeschickt: Der DLC beginnt eindrucksvoll und gnadenlos. Weil die Uhr tickt, begebe ich mich zu einer der leuchtenden Miquella-Markierungen, wo ich auf zwei der vielen neuen NPCs treffe, die in den Fußstapfen des einst von Mohg entführten Halbgottes wandeln. In typischer From Software-Manier sind ihre Designs und Dialoge herrlich schräg und mindestens zwei von ihnen scheinen neue Quests auf Lager zu haben. Ob die dann genauso kryptisch ablaufen wie im Hauptspiel, bleibt abzuwarten, ist aber wahrscheinlich.
Von dort aus habe ich die Qual der Wahl: Links die Burganlage Belurat, die wie eine Mischung aus Sturmschleier und der königlichen Hauptstadt wirkt, rechts Schloss Ensis, das einige Gemeinsamkeiten mit dem Anwesen von Caria in Liurnia aufzuweisen scheint. Ensis ist, abseits des Bosses, insgesamt eher ernüchternd: Die Ähnlichkeit zum Hauptspiel geht nämlich bei den Gegnern weiter, von denen nur wenige Ausnahmen wirklich neu sind. Mit ihrer geringen Größe und Geradlinigkeit wirkt die von Magiern bevölkerte Anlage eher wie ein Snack für zwischendurch.
Belurat hat hingegen schon einiges mehr zu bieten: Die Burg macht den Eindruck eines vollwertigen Legacy Dungeons, inklusive Abkürzungen, verschlossener Türen und einer vertikalen Levelstruktur, bei der viel geklettert und gesprungen werden kann. Auch bei den Gegnern durfte ich mich mit viel frischen Futter herumschlagen: Gepanzerte Mini-Todesvögel, Schattenkrieger und ekelhafte Fluginsekten machten mir genauso das Leben schwer wie neue Elite-Ritter, deren Lebensleisten gar kein Ende nehmen wollten. Ebenfalls erfreulich: Die Verteilung der Checkpoints in Form von Orten der Gnade und Marika-Statuen ist weiterhin mehr als fair.
Boss-Begeisterung oder Bullshit-Bingo?
Mehr als zehn große Bosse sollen im Elden Ring-DLC darauf warten, euch mit spektakulären Angriffen und komplexen Mustern wieder so richtig schön einzuheizen – und zwei davon konnte ich bereits während des Preview-Events in Augenschein nehmen. Der tanzende Löwe, den ihr vermutlich schon aus den bisherigen Trailern kennt, residiert in Belurat und bereitete mir bereits eine schwere Zeit: Eine enorme Reichweite, hoher Schaden und später noch eine ganze Reihe an Elementarangriffen hetzten mich durch die Arena, während das Orchester um sein Leben spielte.
An der Spitze von Ensis hingegen traf ich auf Rellana, die sicher nicht nur zufällig fast genauso heißt wie die Mondhexe aus der Raya Lucaria-Akademie. Dank ihrer zwei Klingen, fliegenden magischen Schwertern und langen Kombinationsangriffen musste ich mich tatsächlich in meinem Stuhl nach vorne lehnen, um die elegante Ritterin über den Jordan zu befördern – und wäre sicherlich schneller gewesen, wenn mir mein Stolz nicht mal wieder im Weg gestanden und den Einsatz von Geisterasche verwehrt hätte.
Beide Bosse waren durchaus taffe Brocken und vor allem ziemlich schnell unterwegs, aber auch mein klares Highlight des Probespielens. Hat man sich erst einmal die Muster eingeprägt, lassen sich Gegenangriffe gut unterbringen und es ist auch nicht ewiges Warten angesagt, bis der Löwe und Rellana nach bildschirmfüllenden Manövern endlich mal zur Ruhe kommen.
Aber: Trotz maximal gelevelter Waffe und 80 Stärke konnten beide ziemlich gut einstecken und noch besser austeilen, auch der DLC serviert euch also eine ganz schön knackige Herausforderung. Umso besser, dass vor den Arenen jeweils direkt ein Ort der Gnade auf euer Versagen wartet und lange Laufwege verhindert.
Elden Ring-DLC: Zwischen Skepsis und Vorfreude
Auf den ersten Blick bietet der Elden Ring-DLC Shadow of the Erdtree mehr vom Hauptspiel und das ist prinzipiell natürlich eine super Sache: Die offene Welt mit ihren vielen Geheimnissen hat mich seinerzeit jeden Tag stundenlang in ihren Bann gezogen und auch wenn ich dem Spiel durchaus einige Rückschritte im Vergleich zu den geistigen Vorgängern attestiere, konnte Elden Ring eine gewaltige Sogwirkung entfalten. Die habe ich auch beim Anspielen des DLCs wieder gespürt: Nach den drei Stunden hätte ich direkt weiter machen können und beim Schreiben dieser Zeilen juckt es mich noch immer in den Fingern.
Restlos dem Hype bin ich aber nicht verfallen: Auch wenn mir die Bosse sehr gut gefallen haben, war ich bei den beiden Burgen optisch wenig beeindruckt – und dann hat eine davon auch noch fast ausschließlich alte Gegner aufgetischt. Das Thema Recycling von Inhalten dürfte also auch in Shadow of the Erdtree wieder aufkommen. Trotzdem stehen die Zeichen gut für Fans: Wer vom Hauptspiel begeistert war, dürfte auch in der Erweiterung auf seine Kosten kommen. Es bleibt spannend, ob From Software die Qualität durchweg halten kann – oder ob am Ende wieder eine kleine Kurve nach unten zu beobachten ist.
Disclaimer: Für das Preview-Event hat Bandai Namco Entertainment sowohl unseren Flug als auch unsere Unterkunft und Verpflegung bezahlt. Dies beeinflusste in keiner Weise unsere Berichterstattung. Screenshots und Video-Material wurden vom Publisher zur Verfügung gestellt.