Es gibt Spiele, bei denen mit großem Brimborium und Trailern ein noch Monate entfernter Release-Trailer, ja manchmal nur ein Zeitfenster dafür angekündigt wird. Auf Spielemessen und Events wie dem Summer Game Fest stürzen wir uns natürlich auf neue Infos, Gameplay-Material und dürfen optimalerweise selbst Hand anlegen. Und im besten Fall ist man dann auch noch von diesem Spiel überzeugt, weil man ja eh erwartet, oder zumindest erhofft hat, dass es sehr gut wird.
Aber dann gibt es noch die kleineren Spiele, keine Triple-A-Titel, deren Termine man vielleicht nur aus persönlichem Interesse wahrnimmt, weil man den Ankündigungstrailer mochte. Und dann freut man sich umso mehr, dass einem das Gezeigte gefallen hat. So ein Spiel ist für mich Yars Rising.
Yars Rising: „Fortsetzung“ nach über 40 Jahren
Als bei mir die Anfrage von Atari ins Mail-Fach trudelte, ob ich mir dieses Spiel auf dem Summer Game Fest für eine kleine Hands on-Demo anschauen möchte, musste ich mich erst einmal darüber informieren, habe aber sofort nach Sichtung des Trailers zugesagt. Der neon-leuchtende Cyberpunk-Look, die bunten Anime-Charaktere und das Plattformer-Gameplay im Mega-Man-Style drückten bei mir alle nötigen Knöpfe, um mein Interesse zu wecken.
Ich treffe mich in der kleinen Atari-Booth mit Game Director James Montagna von Entwickler WayForward (Shantae, River City Girls, A Boy And His Blob), der mir zunächst einmal ein Modul des Spiels Yars‘ Revenge zeigt. Dieses Shoot’em-up kam Anno 1981 für das Atari Video Computer System raus – und hat gameplaytechnisch und natürlich auch grafisch (fast) nichts mit Yars Rising gemein. Nicht schlecht, staune ich, das Spiel ist älter als ich. „Es ist auch älter als ich“, lacht Montagna, „und ich entwickle einen Nachfolger.“
Wenn man den „Vorgänger“ nicht kennt, ist es nicht weiter schlimm, steuert ihr in Yars Rising doch kein Raumschiff, sondern die Hackerin Emi. Dieses flippige Mädel mit der türkisfarbenen Schneckenfrisur wurde angeheuert, um ein Unternehmen namens QoTech zu infiltrieren. Das Hacken geht dabei in Form von Minispielen vonstatten, die vom Stil an den geistigen Vorgänger Yars‘ Revenge angelehnt sind. Ihr schießt pixelige Barrieren und Objekte ab, teilweise unter Zeitdruck oder mit gut getimetem Reaktionsvermögen.
Mega Man, Tetris, NieR? – Assoziationen beabsichtigt
In der eigentlichen Spielwelt im Platformer-Stil erarbeitet ihr euch nach und nach verschiedene Fähigkeiten, die ihr ausrüsten könnt. Meinen Vergleich mit Mega Man nimmt Montagna dankend auf. „Das ist tatsächlich eine meiner Inspirationen und gleichzeitig ein großes Kompliment. Unter den Retro-Plattformern ist Mega Man eine der besten Reihen.“ Zusätzlich lassen sich passive Fähigkeiten wie höhere Feuerrate oder mehr Tempo ausrüsten. Diese müssen im internen Speicher von Emi platziert werden – und hier kommen eure Tetris-Künste zum Tragen.
Die Fähigkeiten-Container belegen nämlich Slots von unterschiedlicher Größe und Form – der Speicher lässt sich zwar mit der Zeit erweitern, aber bessere Fähigkeiten sind auch größer oder komplexer. Es erinnert mich etwas an den Speicher von 2B aus NieR:Automata, in dem man Dateien wie die Karte oder das Radar ausbauen und dafür andere Buffs integrieren kann. „Du erkennst meine Inspirationen ziemlich gut“, meint Montagna.
Was das reine Gameplay angeht, spielt sich Yars Rising geschmeidig; die Cutscenes mit farbenfrohen Charakteren sind humorvoll, das Cyberpunk-Setting wirkt nicht so ausgelutscht, wie man befürchten könnte. Wer Lust bekommen hat, selbst Hand anzulegen, kann mittlerweile unter anderem bei Steam eine Demo des Metroidvanias anzocken. Yars Rising soll noch in diesem Jahr für PlayStation 4 und 5, Xbox One und Series X|S, Nintendo Switch und PC erscheinen.
Quelle: Youtube / Atari, Steam