Auf dem ersten Blick ist Star Wars Outlaws eine echte Seltenheit: Ein Spiel in der weit, weit entfernten Galaxie ganz ohne Lichtschwertträger gibt es schließlich nicht an jeder Ecke. Meist sind es halt doch Jedi oder Sith, die die Massen vor die Bildschirme locken – egal ob im Single- oder Multiplayer-Modus.
Ubisoft und Massive Entertaimment haben also eine echte Lücke gefunden, die Star Wars 1313 und Projekt Ragtag hätte schon vor Jahren füllen sollen. Beide haben aber leider nie das Licht der Welt erblickt. Star Wars Outlaws teilt dieses Schicksal nicht: Am 30. August soll es für PC, PS5 und Xbox Series X|S soweit sein. Ich durfte im Rahmen einer digitalen Preview-Version bereits vier Stunden mit Kay Vess verbringen – und bin noch nicht so ganz überzeugt.
Star Wars Outlaws: Eine Open World, wie man sie kennt
Aber fangen wir mal ganz vorne an: Zu Beginn der Preview durfte ich einen ersten ausführlichen Blick auf Toshara werfen. Ein komplett neuer, von afrikanischen Savannen inspirierter Planet, der speziell für Star Wars Outlaws entworfen wurde. Circa drei Stunden lang konnte ich mich hier frei umschauen, die Hauptstory vorantreiben, Nebenquests annehmen, nach Geheimnissen Ausschau halten, mit dem Speeder über Dünen rauschen sowie mich mit Ganovin und Protagonistin Kay Vess und ihrem fast schon zu niedlichen Begleiter Nix anfreunden.
Wie von den Entwickler*innen zuvor mehrfach verkündet ist die offene Spielwelt keine riesige Fläche voller Fragezeichen, wie man sie sonst von Ubisoft kennt. Toshara ist verhältnismäßig klein, auch wenn ich längst nicht jede Ecke zu Gesicht bekommen habe – hunderte Stunden wird man hier aber garantiert nicht verbringen. Eine aus meiner Sicht erst einmal positive Entscheidung, denn nur allzu oft verlaufen sich Open World-Titel in künstlicher Spielzeitstreckung.
Darüber hinaus wird die Spielwelt offenbar nichts bieten, was man nicht ohnehin schon aus anderen Genrevertretern kennt. Zumindest in der Preview hat sich für mich nicht viel angedeutet, weshalb man länger als nötig auf Toshara Zeit verbringen sollte: Man darf ein paar Schatzkisten suchen, sich mit Vertretern der verschiedenen Syndikate anlegen oder Datapads suchen.
Nichts davon ist wirklich aufregend, um über eine längere Zeit die Aufmerksamkeit zu erregen. Grundsätzlich soll es aber auch Nebenquests geben, in denen man neue Bauteile für den Blaster oder für das eigene Schiff freischaltet. In der Preview habe ich davon allerdings noch nichts erblicken können, weshalb es sich schwer abschätzen lässt, wie gut die Qualität dieser Aktivitäten am Ende ausfällt.
Schleichen: KI sieht nichts, hört nichts
Positiv überraschte mich Star Wars Outlaws hingegen mit dem Umstand, dass es viel mehr ums Schleichen als ums Ballern geht. Das ergibt natürlich jede Menge Sinn, bedenkt man, dass Kay Vess am Ende lediglich eine Ganovin ist, die es nicht darauf anlegt, sich mit hunderten Feinden gleichzeitig anzulegen. Also wird stets geschlichen, sich hinter Kisten und Wänden versteckt, durch Luftschächte gekrochen und Nix vorgeschickt. Das axolotl-ähnliche Wesen ist schließlich nicht nur ein unfassbar niedliches Maskottchen, sondern tatsächlich hilfreich.
So kann er Feinde ablenken, Schalter per Befehl umlegen oder hüpft auch mal einem Sturmtruppler ins Gesicht. Eine Mordmaschine ist Nix zwar nicht, dennoch bleibt er eine stets tapfere Unterstützung. Erledigen muss ich die Gegner mit Vess derweil schon von alleine: Entweder in dem ich mich an sie heranschleiche und per Faustschlag schlafen lege (was mitunter etwas albern aussieht) oder mit dem Betäubungsschuss des Blaster. Letzterer muss sich allerdings immer erst aufladen und das dauert.
Trotz des Stealth-Faktors solltet ihr aber von Star Wars Outlaws keine Sci-Fi-Version eines Splinter Cells erwarten. Dafür stellt sich vor allem die KI zu übermäßig doof an: Als ich in der Preview einen Feind von hinten überrasche, bemerkt das sein nur wenige Meter daneben stehender Kollege gar nicht, obwohl das Helm-Geklopfe garantiert nicht geräuschlos von dannen geht. Später lande ich in einer Schießerei in engen Gassen, kann meine Verfolger aber problemlos abschütteln und den Alarm deaktivieren – die Feinde hatten aber höchstens für zwei bis drei Sekunden den Sichtkontakt verloren.
Von verwirrten Sturmtruppen, die Laserschüsse meinerseits komplett ignorieren, ganz zu schweigen. Es bleibt abzuwarten, ob in der Vollversion diesbezüglich eine Besserung zu erwarten ist oder das Schleich-Gameplay aufgrund der kaum fordernden KI irgendwann ein Selbstläufer wird, bei man eher einschläft anstatt mitfiebert.