Neuanfang im schwülen Süden
Klar, die Spiele-industrie kann das Rad nicht ständig neu erfinden. Und doch gibt es doch immer wieder erfrischende Titel, deren Szenarien bisher kaum beackert wurden: A Golden Wake vom kleinen Entwickler Grundislav Games gehört definitiv dazu. Obwohl die niedrige Auflösung und das klassische Pixel-Design auf den ersten Blick wie eine Hommage an alte Klassiker anmutet, steckt in dem Titel ein modernes Abenteuer mit einem erzählerischen Fokus. Obwohl ich mir Schöneres vorstellen könnte als in die Rolle eines Immobilienmaklers zu schlüpfen, hat das ungewöhnliche Szenario sofort mein Interesse geweckt: Als der aufstrebende Alfie Banks von seinen Kollegen mit einem hinterlistigen Trick aus der Immobilienfirma gemobbt wird, verlässt er kurzerhand New York und macht sich auf in den gelobten Süden.
Dort erlebt er am eigenen Leib, dass der Bauboom gerade seinen Höhepunkt erreicht hat. Und er versucht, mit geschickten Winkelzügen einen Fuß in die Tür zu bekommen. Zur Veranschaulichung: Erst im Jahr 1896 wurde das damals noch verschlafene 300-Seelen-Örtchen Miami zur Stadt ernannt und an die Bahnlinie angeschlossen, 1920 durchbrach es bereits die Grenze von 100.000 Einwohnern und 1950 zählte es eine halbe Million Einwohner.
Turbo-Kapitalismus in den Zwanzigern
Nachdem der aufgeschlossene und zielstrebige Alfie sich schon am ersten Tag mit einigen wichtigen Köpfen der Baubranche angefreundet hat, soll ich ihm auf der Karriereleiter nach oben verhelfen. Dazu muss ich mir zunächst durch beeindruckende Verkäufe einen Namen machen. Umgesetzt ist das z.B. in einem Minispiel, in dem ich einigen Kandidaten ein passendes Heim vermittle. Ein potentieller Käufer will seine Ruhe in einem abgeschiedenen Anwesen, eine wohlhabende Philantropin möchte der Gemeinschaft im pulsierenden Zentrum helfen.
Ein dritter Interessent ist der Familie wegen hergezogen, sucht wegen gesundheitlicher Probleme aber Schutz vor dem feuchtheißen Klima. Das Zuordnen gestaltet sich durchaus unterhaltsam, allerdings erweist sich bei diesem Rätsel die niedrige Auflösung als Hindernis. Es würde deutlich mehr Spaß machen, die Anwesen besser sehen zu können, statt nur Schildchen zu generischen Pixelhäufchen mit Beschreibungstexten zu verschieben. Davon abgesehen fängt der minimalistische Grafikstil die tropische Atmosphäre aber gut ein und auch die gutgelaunte Swing-Musik erzeugt eine passende Stimmung. Während der Dialoge werden wie in japanischen Adventures Portraits eingeblendet.
Ich finde es so unglaublich schade das außer Gemini Rue die anderen Wadjet Eye Spiele keine Deutsche Übersetzung erhalten.
Gerade weil die Storys und Dialoge in ihren Spielen echt gut sein sollen.
"Es würde deutlich mehr Spaß machen, die Anwesen besser sehen zu können, statt nur Schildchen zu generischen Pixelhäufchen mit Beschreibungstexten zu verschieben."
Das hätte man mal bei Papers, Please kritisieren können. Anyway, Minimalismus schön und gut, dann aber auch nur für 3 € oder so. Für 15 € und kaum Spielzeit erwarte ich da eigentlich schon zu mindest eine halbwegs ansehnliche Comicgrafik.
Ich habe keinerlei Probleme mit Spielen die mit der AGS-Enginge entwickelt wurden. Da gibt es sehr viele Perlen. Und dieser Entwickler hat bisher nur sehr gute Spiele abgeliefert. Ich habe das Spiel schon auf meiner GOG-wishlist.
75% hätte ich garnicht erwartet. Hmm, dann schaue ich es mir vielleicht doch mal an.
Wie gut, dass die Spielbarkeit bei keinem der Wadjet-Eye-Spiele unter der Pixelgrafik gelitten hat, meinen Erfahrungen nach.Golden Wake werde ich im Auge behalten. Ich hatte eigentlich immer viel Spaß mit den Spielen von wadjet eye games.