Wirklich neu ist die drahtlose Verbindung zwischen Headset und Spiele-PC natürlich nicht, doch noch vor wenigen Jahren musste man deutlich tiefer in die Tasche greifen, um sich z.B. den offiziellen Wireless-Adapter der Vive (Pro) oder das vergleichbare System TPCast zu gönnen. Außerdem war bei beiden Systemen viel Zubehör nötig, darunter ein Akkupack, ein Sender und ein auf den Kopf geschnallter Empfänger mit freier Sichtlinie zum Headset, der sich sogar unangenehm aufwärmen konnte. Beide Lösungen funken schließlich im schnellen 60-Ghz-Band. Neuerdings reicht fürs kabellose Spiel eine Investition ins günstige VR-System Oculus Quest 2 (349 bis 449 Euro) und ggf. ein schnelles Netzwerk. Einen Spiele-PC mit Zusatz-Ressourcen für die Codierung des Video-Streams sollte man natürlich ebenfalls besitzen; Kompatibilität und Mindestanforderungen dürften sich in einem ähnlichen Bereich wie die offiziellen Vorgaben fürs Link-Kabel bewegen. Der benutzte Router sollte laut Oculus AC/AX unterstützen (also Wi-Fi 5 oder Wi-Fi 6), mindestens einen Meter über dem Boden stehen und kein Mesh-Netzwerk (z.B. mit Signalverstärkern) nutzen.
Für den Early-Access-Test haben wir uns den Honor Router 3 mit Wifi 6 zum Schnäppchenpreis von rund 50 Euro besorgt. Mein altes Fritzbox-Modem hatte sich vorher als zu langsam erwiesen. Anschluss und Einrichtung liefen erfreulich schnell ab: Einfach einen Streaming-Router mit zeitgemäßen Ethernet-Kabeln zwischen PC und DSL-Modem/Router stöpseln und mit Strom versorgen. Nach der ersten Verbindung mit dem PC folgt im Fall des Honor Router 3 eine einfach gehaltene Einrichtung (siehe auch der Video-Guide von MRTV). Wichtig dabei ist, dass man die Dual-Band-Optimierung deaktiviert, um zwei getrennte Access-Points zu erhalten. Einer davon unterstützt 5 Gigahertz und wurde bei mir kurz danach automatisch von Air Link ausgewählt.
Nützliche Tricks
Unser Tipp: Besorgt euch zunächst die Konkurrenz-App Virtual Desktop für 19,99 Euro (sie läuft im Gegensatz zu Air Link auch mit der Quest 1) und die passende Streamer-App für den PC. Technisch funktioniert diese Lösung ähnlich wie Facebooks offizielle Streaming-Funktion (Bild und Ton werden fürs platzsparende Senden codiert und wieder decodiert). Beim Programmstart spuckt Virtual Desktop jedoch gleich ein paar nützliche Warnhinweise aus, mit denen sich die Konfiguration für flüssigeres Spielen verbessern lässt. Ich habe z.B. erst einmal meinen Malware-Scanner deinstalliert, der hätte dazwischenfunken können. Auch ein Nvidia-Overlay der GeForce Experience gehört zu den deaktivierbaren Störfaktoren. Nach diesem Feintuning lief das offizielle Air Link später ebenfalls deutlich sauberer, auch wenn dort solche Einrichtungs-Tipps bislang fehlen.
Allgemein sind Bedienung und Funktionen von Air Link sehr schlicht und einfach gehalten (siehe Anleitung unten). Anders als in Virtual Desktop gibt es noch keine Status-Anzeigen wie zur aktuellen Latenz. Auch andere technische Feineinstellungen fehlen hier, zumal man mit der offiziellen Lösung lediglich Spiele streamen darf, statt unterm Headset auch mal den Windows-Desktop aufzurufen. Im unteren Rift-Dashboard gibt aber immerhin eine neue Einstellung für die Air-Link-Bitrate: Stellt sie am besten auf „Dynamisch“ und zieht den Slider komplett bis 200 Mbit/s hoch. Dadurch kann die Software bei Bandbreitenproblemen schnell automatisch herunterregeln, um ein flüssiges Bild zu erhalten. Und wie sieht es nun in der Praxis mit der Latenz und der Bildqualität aus? In ruhigeren Adventures wie Maskmaker und Action-Adventures wie Asgard’s Wrath war ich geradezu begeistert vom neuen Freiheitsgefühl – ganz ohne störendes Kabel! Die Latenz lag zwar minimal über meinen Erinnerungen an den Vive Wireless-Adapter oder ans noch etwas flottere TPCast. Trotzdem störte mich die minimale Verzögerung hier fast gar nicht. Nur wenn ich z.B. lange Schlagwaffen blitzschnell drehte, sah ich die kleine Verzögerung.
Schnell genug für die meisten Spiele
SteamVR-Titel funktionierten ebenfalls ordentlich, so dass Half-Life: Alyx mit der Quest 2 traumhaft schön und detailreich wirkte. Lediglich bei dunstigen oder lichtdurchfluteten Hintergründen störte die deutlich sichtbare Kompression. Auch an dieses unruhigere Bild im Vergleich zu Rift S oder Valve Index konnte ich mich jedoch gewöhnen. Schlechter sah es bei Beat Saber, Pistol Whip und FitXR aus: Da dort beim Timing jede Millisekunde zählt, hat mir die Latenz ab und zu eine Kombo verhauen. Musik- oder Sportspiele würde ich also nur im Notfall mit Air Link spielen. Außerdem läuft die Funktion allgemein noch nicht immer rund: Manchmal fand die Quest 2 z.B. beim Start von Air Link den Spielerechner nicht. Zu Beginn musste ich auf dem PC sogar erst einmal das komplette Oculus-Programm inklusive Registry-Einträgen deinstallieren (z.B. mit der kostenlosen App „Revo Uninstaller“, danke an unseren Leser „Tas Mania“ für den Tipp!). Nach einer erneuten Installation wurde der Rechner aber fast immer gefunden. Zusätzlich erlebte ich etwa alle paar Minuten kurze „Hänger“ bei der Übertragung – nur für einen kleinen Sekundenbruchteil, aber trotzdem störend. Ein Grund dafür könnte meine Hamburger Großstadtwohnung sein, in der ich rund 40 Hotspots empfange, die sich gegenseitig stören dürften. In dünner besiedelten Gegenden könnte Air Link also besser laufen. Mit Virtual Desktop trat das Problem der kurzen Aussetzer übrigens etwas seltener auf. Im Gegenzug kann es hier aber etwas häufiger zu Kompatibilitätsproblemen kommen, da Entwickler Guy Godin quasi einen Hack entwickeln musste, um die gleiche Funktionalität zu erreichen.
So wird Air Link eingerichtet:
Abschließend noch ein paar Tipps zur Einrichtung von Air Link: Ist die gewöhnliche Oculus-App auf dem PC installiert (ebenfalls ab Version 28), wechselt man in der linken Leiste zu den „Einstellungen“ und in der oberen Leiste zum „Beta“-Tab. Der unterste Punkt ist der „Air Link“-Schalter: Er wird momentan leider alle 24 Stunden automatisch wieder deaktivert. Denkt also daran, die Funktion regelmäßig wieder zu aktivieren! Nach dem Aufsetzen der Quest 2 wechselt man in den Einstellungen links zu den „Experimental Features“ und aktiviert rechts daneben ebenfalls „Air Link“. Zum Starten des Streamings wechselt man Einstellungen der Quest 2 zu den „Quick Actions“ und drückt die Schaltfläche „Oculus Air Link“, um sich schließlich mit dem PC zu verbinden, auf dem die Oculus-Software läuft. Zum Schluss noch auf „Launch“ klicken und schon geht’s los! Manche Nutzer berichteten übrigens davon, dass ihnen Änderungen im Debug-Tool Abhilfe bei Performance-Verbesserungen gebracht hätten. Dieses Tool ist eigentlich für die althergebrachte Link-Verbindung der Quest (2) zum PC per USB-Kabel zuständig. Dies traf bei uns zwar nicht zu, Uploadvr.com hat aber einen entsprechenden Guide zum Problem veröffentlicht.
Für die Quest 1 gibt es abgesehen von Virtual Desktop noch keine Lösung?
Nichts offizielles?
https://www.nirsoft.net/utils/wifi_info ... _view.html
So holt man auch schon etwas Performance raus. Und die meinen wohl Wifi6, welches noch nicht so verbreite ist. Aber dann müsste dein Gerät auch Wifi6 können und nicht zu weit we sein (Die Leistung nimmt mit der Entfernung nämlich rapide ab bei Wifi6).
Welcher Router ist den für dicht besiedelte Gebiete mit verstopften Frequenzbereich aktuell zu empfehlen? Irgendwo hab ich mal gelesen das es Router gibt, die auf einen noch wenig benutzen Frequenzband arbeiten aber auch teurer sind als der Honor Router. Bei mir in der Nähe ist auch ein Flughafen was es vermutlich noch schwieriger macht
Die Q2 unterstützt definitiv kein WiFi6E, sondern nur WiFi6. Auch kein 60GHz wie in dem Artikel beschrieben.
Richtig ist das der XR2 das prinzipiell (!) unterstützt, dafür braucht es aber extra Hardware die die Q2 nicht hat.
WiFi6E ist außerdem in Europa noch nicht einmal freigegeben.