Zugegeben, so richtig ist das hier natürlich weder einer unserer Klassiker noch ein Test des Spiels, mit dem Sega einst in Konkurrenz zu Nintendos Mario gehen wollte. Immerhin stellt die fünfköpfige Indie-Gruppe Jankenteam den Klassiker zwar nach, hat ihn aber von Grund auf neu programmiert und dabei nicht nur grafisch aufgepeppt, sondern auch spielerisch leicht verändert. Begonnen hatte das als Fan-Projekt. Irgendwann gab Sega dem Ganzen aber seinen Segen (sowie die offiziellen Rechte) und daraufhin auch wertvolles Feedback für die Entwicklung.
Doch von vorn: Alex Kidd in Miracle World ist der erste Teil einer Reihe lose miteinander verbundener Plattformer und der mit Abstand beste von ihnen. Als schlagkräftiger Bub rettet man darin das Königreich Radaxian aus den Krallen des gemeinen Janken der Große, wozu man über z.T. zerstörbare Steine hüpft und gefährliche Kreaturen ins Nirwana boxt. Am Ende vieler Level warten schließlich Bosse, von denen die bekanntesten zu einer Runde Schere, Stein, Papier einladen. Gewinnt man dort zwei Runden, verwandeln sich die Bosse je nach Länderversion (heute entsprechend der gewählten Einstellung) in einen Reiskloß, einen Hamburger, ein Omelette oder eine Portion Fish and Chips und weiter geht’s.
So beschwingt wie es vielleicht klingt, war das allerdings gar nicht. Das Abenteuer ist nämlich durchaus anspruchsvoll, weil viele Sprünge einiges an Fingerspitzengefühl verlangen. Spätestens in Jankens Schloss hatte ich mir anno dazumal so manche Zähne ausgebissen. Ein wenig Erleichterung brachten lediglich die aufgesammelten Münzen, von denen man zusätzliche Leben, einen vorübergehenden Schutzschild oder je nach Level gar Motorrad oder Hubschrauber kaufte, um sicherer und schneller voranzukommen.
Frischer Schwung
Und das alles ist auch in der Neuauflage so, die das Original im Wesentlichen unverändert auferstehen lässt. Nur sieht es jetzt viel schöner aus! Tatsächlich fängt Jankenteam den kindlichen Charme der Vorlage treffend ein, ohne albern zu sein. Alex grinst mit verschmitztem Silberblick, seine Faust ist so dick wie sein Kopf, Gegner lösen sich in „Kapow!“- sowie „Ouch!“-Blasen auf und Wolken pressen mit aufeinander gepressten Zähnen Blitze aus sich hervor. Es ist drollig dem zuzuschauen, da es dem alten Spiel das Flair eines vielleicht nicht hochkarätigen, aber sehr feschen Cartoons verleiht.
Dazu klingt die Reise in die Wunderwelt auch anders, denn Jankenteam hat nicht nur bekannte Stücke frisch vertont, sondern komplett neue hinzugefügt. Mehr als eine reichliche Hand voll Titel gab es damals ja nicht und so eingängig die schwungvolle Musik des ersten Levels sein mag (ich habe sie ungelogen seit Jahren schon praktisch ständig im Ohr!): Wenn sie im zehnten Level immer noch ertönt, kann von abwechslungsreicher Untermalung kaum die Rede sein. Tatsächlich passen die neuen Stücke dabei ähnlich gut wie das neue Artdesign und liegen interessanterweise auch in einer Quasi-8-Bit-Version vor, die immer dann zu hören ist, wenn man zwischen altem und neuem Spiel umschaltet.
Was Steine erzählen
Moment mal: altes Spiel? Haben die Entwickler diese Version nicht von Grund auf neu entwickelt? Stimmt! Allerdings haben sie dabei auch die damaligen Texturen und Animationen, sprich das vollständige Alex Kidd in Miracle World nachgebaut. Per Tastendruck wechselt man also fast jederzeit zwischen den Varianten – falls man das Davonschweben nach einem Ableben z.B. im vertrauten Stil erleben oder genau sehen will, wie Jankenteam aus den steifen Animationen des Originals einen lebendigen Comic gemacht hat. Weil das Bild dann kurz verdeckt ist, sollte man das nur nicht in einer brenzligen Situation tun.
Auch in der „alten“ Version des Originals sind aber nicht nur die neuen Musikstücke enthalten, sondern auch weitere Neuerungen wie versteinerte Figuren, über die man ein wenig mehr über Jankens fiese Gemeinheiten erfährt. Das sind ein paar knappe, nicht besonders gut geschriebene Texte. Doch sie schaden auch nicht und können wie die ebenfalls hinzugekommenen Sammelobjekte ein Anreiz sein alle Ecken genauer zu erkunden.
Also mir fällt auf, wenn man Versionen wie die Sega Ages Version oder Sega Vintage-Version spielt oder auch das stinknormale Spiel auf dem Mastersystem, dass die Steuerung deutlich anders als im Original ist. Beim Original habe ich gar kein Problem das Spiel durchzuspielen, und Alex steuert sich zwar behäbig aber schlittert nicht so sehr wie im Remake durch Gegend, auch kann ich beim Original-Spiel durchaus Alex noch in der Luft steuern, was hier deutlich schwerer fällt.
Beim Remake sterbe ich soviele sinnlose Tode, durch Alex's "Schlittschuh"-Verhalten, zu große Hitboxen vom Gegner oder auch einfach Unsteuerbarkeit in der Luft.
Auch wurden die Bosskämpfe im letzten Teil deutlich komplexer gemacht, als im Mastersystem Original. Insgesamt kommt bei mir, bei diesem Spiel nicht wirklich das Original Feeling herüber. Wer will, kann ja einfach mal zum Vergleich die Sega Ages Version vom Spiel spielen und wird direkt merken was ich meine (Achtung, als Neuling ist dort natürlich auch erhöhte Sterbegefahr).
Ich gehe davon aus, weil man die Steuerung etwas vermurkst hat, liegt auch nicht einfach die Original-Rom als Klassikmodus bei, sondern ebenfalls eine Version vom Janken-Team.
Dazu hatten die Entwickler wohl etwas Zeitdruck, was man gerade an der schlechten Übersetzung merkt. Das "ß" bei Janken den Großen fehlt im Start- und Endtext, "Die Inser St. Nubia" (Insel wäre wohl das gesuchte Wort gewesen) oder halt komplette Falschübersetzung, der Affe im Wald sagt "Haha, du bist hingefallen" (reingefallen wäre hier richtig gewesen).
Es fehlt der letzte Feinschliff am Spiel, was irgendwie schon Schade ist.
35 Euro?
Wo kostet das Spiel so viel? Auf XBOX und Switch kostet es aktuell 17,99.
was fue r Spieler seid ihr? Das Original war schwierig? Lach mich kaputt.