Barbie im Fantasy-Land
Macht es einen Unterschied, ob man mit einer weiblichen oder männlichen Spielfigur spielt? Wohl eher nicht, denn den meisten dürfte es vermutlich egal sein, ob sie Männlein oder Weiblein durch die virtuelle Landschaft scheuchen. Lara Croft wird sicher nicht nur von Frauen gespielt, weil die unbedingt ne Frau steuern wollen – ganz im Gegenteil, da sie vor allem für
männliche Stielaugen einen angenehmen Anblick bietet. Man könnte fast meinen, dass sich Lara Croft im Badeanzug ins Land der Orks verirrt hat. Doch es ist die Heldin aus Ascension 2.
Allerdings würde es einen Unterschied machen, wenn aus bestimmten Gründen nur ein Geschlecht einen Helden spielen will. Trifft das auf den beinharten Helden von GTA 4 zu? Wird er nur von Männern gespielt oder macht es auch Frauen Spaß, mal die Geschlechterrolle zu tauschen? Es sieht tatsächlich so aus, als würde das vermeintlich schwache Geschlecht ganz gern mal den toughen Helden mimen.
Was hat das alles mit Ascension to the Throne zu tun? Ganz einfach: Im ersten Teil habt ihr einen muskulösen Mann durch den russischen Rollenspiel-Mix gesteuert und nun eine wohl proportionierte Frau. Daher heißt der zweite Teil auch Der Weg der Kriegerin, was unschwer daran zu erkennen ist, dass dieses Mal eine brünette Halbnackte den Bogen surren lässt. Mit Barbie hat sie die Figur als Haarfarbe gemein. Ist es deshalb speziell ein Spiel für nur ein Geschlecht? Eneyas Anblick dürfte zwar eher Männerherzen freuen, aber sonst hat sich in punkto Spielprinzip eigentlich gar nix geändert und es wurden schon gar keine geschlechtspezifischen Neuerungen eingefügt. Ihr wandert in Egosicht durch die grafisch veralteten 3D-Lande, löst allerhand Quests und die Kämpfe laufen immer noch in Runden ab.
08/15-Story
Wie schon im ersten Teil ist die genretypische Story wieder zu vernachlässigen: Ihr seid halt ein Mädchen, das jahrelang bei den Orks lebte, um seiner einzigen Bestimmung entgegen zu streben: das mit gemischten Bewohnern bevölkerte Land vor
dem Bösen zu beschützen. Jetzt seid ihr groß genug, um in die mittelalterliche Fantasy-Welt zu gehen und Taten folgen zu lassen. Eine Prüfung steht an, die euch endgültig zur tätowierten Kriegerin machen soll. Fast nebenbei müsst ihr auch den Thron erobern, indem ihr Schritt für Schritt eine immer größere Truppe aufstellt. Orks, Goblins und Menschen kämpfen gegeneinander und eine ansteckende Seuche macht die Runde. Die unterschiedlich langen Quests sind dementsprechend – ihr verhelft Leuten zu ihrem Recht, sammelt Entflohene ein und klärt auch mal einen Diebstahl auf. Die Geschichte aus Fantasy-Versatzstücken ist vorsichtig ausgedrückt zu vernachlässigen. Im Tagebuch stehen auch die Quests, was wichtiger ist.
Es ist wie meist bei simplen Rollenspielen: Obwohl die Aufträge nicht viel mehr sind als das Gehotte von einer Station zur nächsten, entfaltet sich doch eine gewisse Motivation, weiter zu spielen. Recht zu erklären ist das nicht, es liegt aber nicht nur am Sammeltrieb sondern auch daran, dass Aufstieg und Kämpfe sich gegenseitig beeinflussen. Erst wenn ihr aufsteigt, dürft ihr mehr Soldaten in die Schlacht führen und könnt so schwerere Quests und Feinde angehen. Ihr wollt natürlich vorankommen und eine gewisse Freiheit herrscht auch, ob ihr aus der Protagonistin eine Zauberin, Bogenschützin oder Kämpferin machen wollt. Je nachdem, ob ihr die Werte für Fern- oder Nahkampf bzw. Magie verbessert.
Ein wenig Kopfeinsatz
Ein gewisses Maß an Taktik ist aber schon vonnöten, denn die Kämpfe sind gar nicht so einfach zu gewinnen, wie das simple Spielkonzept vermuten lässt. Wenn ihr in der kahlen Landschaft einen übergroßen Troll angreift, müsst ihr schon
entscheiden, wer ran an den Feind geht, wo’s wehtut, und wer von hinten mit Fernwaffen und Zaubern unterstützt. Wo der Troll hinschlägt, stirbt jede Runde ein Krieger. Dafür könnt ihr eine einfache Formation bestimmen, die eure Truppen zu Beginn immer einnehmen. Angeschlagene Truppen solltet ihr zurück ziehen, um sie zu heilen. Typische Feinde sind Wikinger, Orkschamanen, Leprakranke oder Wölfe. Ein wenig erinnert das Ganze an Heroes of Might & Magic, ohne aber dessen Finesse zu erreichen.Die taktischen Hexfeldkämpfe sind sozusagen die Sahnestückchen des Rollenspiels, da sie nicht so leicht sind wie der Rest.
Neben diesen Gruppenschlachten gibt es auch noch Einzelkämpfe gegen Zwischengegner wie einen Burgfürsten, bei denen die Heldin mal auf sich allein gestellt ist. Diese Hexfeldklopperei ist meist schneller vorbei, als sie angefangen hat. Ein paar Verlangsamungszauber und dann immer hübsch aus der Distanz auf den Gegner feuern, schon fällt der in den Staub. Ein magischer Feind ist da schon anspruchsvoller, insbesondere wenn er einen wie ein Pestkranker ansteckt. Da hilft es nur, die Feinde so schnell wie möglich zu plätten, ansonsten beißt Eneya einige Runden später selbst ins Gras, was das sofortige Game Over zur Folge hat. Sie muss nämlich überleben, um die Hauptquest zu meistern.
Bugreport
Als wir die Testversion von FiP Publishing erhielten, plagten den Rollenpiel-Mix noch unerklärliche Bugs und Abstürze. Obwohl ohnehin spärlich und ohne Sprachausgabe hörte sich der Sound irgendwann seltsam an, da es nur noch abgehackte Fieptöne gab. Dann froh das Spiel ein und stürzte ab. Darauf sei ausdrücklich hingewiesen, obwohl die Macher inzwischen ein 50 MB großes Update nachschoben, das fehlerfreies Spielen ermöglicht. Aber wer weiß schon, ob das auch für die endgültige Verkaufsversion gilt.
Also ich gehöre nicht zu der Sorte von Spielern, die sich an einem Weiberarsch im RPG aufgeilen können. Es wäre besser gewesen, wenn hier ein Charaktereditor eingebaut wäre. Rundenbasiert ist sehr schön, wenn taktische Herausforderungen angesagt sind.
Och. Ich würde mich über ein geniales rundenbasiertes Rollenspiel freuen à la Betrayal at Krondor, am besten im Coop. NWN hat mich irgendwie nicht vom Hocker gehauen.
sicher gibt es Spiele, bei denen etwas mehr dahinter steckt und einem auch mehr einfallen würde. Aber du kannst gerne versuchen, einen besseren Textanfang für so ein Popelspiel zu verfassen.
Gruß,
4P|Bodo
Dafür, dass es angeblich egal ist, welches Geschlecht der Spielcharakter hat, wird ein bisschen sehr ausführlich darüber gelabert, dass es hier 'ne Frau ist. Gerade am Anfang, man möchte meinen, es gäbe bessere Wege, Leser für den Rest des Textes zu interessieren ...