Veröffentlicht inTests

Assetto Corsa Competizione (Rennspiel) – Rückstand durch Technik

Mit reichlich Verspätung hat es Kunos Simulazioni doch noch geschafft, seine hervorragende Rennsimulation Assetto Corsa Competizione auf PS4 und Xbox One an den Start zu bringen. Ob man die vielen Kompromisse verschmerzen kann, die für die Umsetzung offenbar nötig waren, erfahrt ihr im Test.

© Kunos Simulazioni / 505 Games

Die goldene Regel

Es gibt so etwas wie eine ungeschriebene Regel, wenn man ein Rennspiel mit einem halbwegs simulativen Anspruch entwickeln möchte: Eine Bildrate von 60fps ist Pflicht! Am PC ist das seit gefühlten Ewigkeiten der Standard, doch auch auf den Konsolen gab man sich vor allem in der aktuellen Generation viel Mühe, dieses Ziel auch dort zu erreichen. Forza Motorsport schafft es, Gran Turismo Sport schafft es, Dirt Rally schafft es, F1 schafft es, Assetto Corsa schafft es. Selbst Milestone realisierte bei MotoGP irgendwann eine Darstellung mit 60 Bildern pro Sekunde, was Climax bereits auf der ersten Xbox bei MotoGP 3: Ultimate Racing Technology gelang.

Kunos Simulazioni schafft es dagegen nicht, obwohl die 60fps auch für das brillante Fahrgefühl und die akkurate Umsetzung der Physik auf den Konsolen so essenziell wichtig gewesen wären. Aber schon auf dem PC sorgte der Umstieg auf die Unreal Engine im Gegensatz zum Vorgänger für deutlich gestiegene Hardwareanforderungen, um hohe Bildraten zu erreichen. Von daher grenzt es fast schon an ein kleines Wunder, dass die Rennsimulation es überhaupt noch irgendwie auf die leistungstechnisch im Vergleich eher schwachbrüstigen Konsolen von Sony und Microsoft geschafft hat.

Schwankende Bildraten

[GUI_STATICIMAGE(setid=88859,id=92619697)]
Die Grafik sieht auf den Konsolen zwar noch ordentlich aus, aber die Bildrate wurde auf 30fps gestutzt – mehr oder weniger. © 4P/Screenshot

Aber die technischen Kompromisse sind schmerzhaft: Statt konstanten 60fps pendelt sich die Bildrate auf den Konsolen im Bereich von 30fps ein, schwankt mitunter aber spürbar und erweckt dadurch den Eindruck von Rucklern, die vor allem im Rennspiel-Genre gravierende Auswirkungen haben können. Selbstverständlich kann man sich irgendwann mit der niedrigeren Bildrate arrangieren und bekommt auch auf den Konsolen einen guten Eindruck davon, warum die Fahrphysik von ACC in den Himmel gelobt und nicht selten als eine der besten Simulationen der GT3-Klasse bezeichnet wird. Aber wie auch Digital Foundry bei der Technik-Analyse anmerkt: Kennt man die PC-Version, ist das Fahren an der Konsole ein Unterschied wie Tag und Nacht! Man muss sich komplett umstellen, wie und wann die Boliden auf die Steuerrungseingaben reagieren. Konzentriert man sich für die Bremspunkte an Objekten wie Schildern am Streckenrand, fällt die niedrigere Bildrate neben den ruckelanfälligen Wiederholungen nochmal besonders stark ins Auge. Damit zieht ACC auch im Vergleich zu anderen Konsolen-Racern den Kürzeren: Die Physik eines Forza Motorsport und Gran Turismo Sport ist zwar bei Weitem nicht so authentisch wie hier, aber das Fahren fühlt sich dank der Darstellung mit 60fps schlichtweg runder und präziser an. Es ist daher wirklich ein Jammer, dass PS4 und Xbox One die nötigen PS fehlen, um dieses großartige Erlebnis auch bei ACC bieten zu können.

(Noch) keine Performance-Vorteile und HDR

[GUI_STATICIMAGE(setid=88859,id=92619695)]
Das Einstufungssystem wirkt stellenweise zwar überfrachtet, ist aber dennoch sinnvoll – vor allem für Online-Rennen. © 4P/Screenshot

Wenn schon nicht der PS4 Pro, hätte ich aber zumindest dem Kraftpaket Xbox One X zugetraut, mit einem Performance-Modus eine Darstellung mit 60 Bildern pro Sekunde zu stemmen. Leider hat man sich bei Kunos dazu entschieden, stattdessen lieber eine (dynamische) 4K-Auflösung anzustreben – schade. Für die Zukunft haben die Entwickler aber im jüngsten News-Update in Aussicht gestellt, die Performance auf den Premium-Modellen verbessern zu wollen. Gut möglich also, dass man sich dort demnächst zwischen einem Grafik- und Bildraten-Modus entscheiden darf.  Abseits der Bildraten-Thematik musste das Team aber noch weitere Einschnitte vornehmen: Zum einen gibt es auf den Konsolen im Gegensatz zur PC-Version keine HDR-Darstellung und auch das Starterfeld wurde von 30 auf 20 Teilnehmer gestutzt. Funktionen wie die Unterstützung eines Triple-Monitor-Setups vermisst man darüber hinaus genauso wie eine Schnittstelle für externe Telemetrie-Hardware und seltsamerweise sogar die Möglichkeit, das Sichtfeld anzupassen – das alles ist am PC möglich. Die Auswahl an Kameraperspektiven sorgt in Kombination mit Spiegeln, Positionspfeilen und dem optionalen Spotter aber dennoch für eine gute Übersicht in den Rennen. Für die vielen Einblendungen gilt das aufgrund der viel zu kleinen Schrift allerdings nicht.


  1. Automobilista 2 würde hier aber auch nicht mehr als 70% bekommen, wenn man bedenkt, wie kritisch 4players ist, wenn Features fehlen oder Dinge noch nicht so rund laufen wie man sie erwartet für eine 1.0 Version. Ich persönlich mag AMS2 sehr aber wenn man bedenkt, was für eine Wertung ACC hier erhalten hat zu Anfang...?
    Ja, Automobilista 2 ist eine 1.0 Version, aber eigentlich hätten die Devs es im Early Access lassen sollen, da gibt es noch zu viele Ecken und Kanten, die der Mainstream-Gamer kritisieren könnte (Beispiel: Karriere-Modus).

  2. Ryan2k6 hat geschrieben: 17.07.2020 19:47 Ein Kandidat für den Wunschtest?
    Möglicherweise, ja. Wobei ich bezweifle, dass es sich da gegen andere Spiele durchsetzen könnte. Aus der Kalten und dem Urlaub heraus will ich jedenfalls keine Versprechen machen, aber besprechen würde ich die Simulation mit dem umständlichsten Namen schon gerne. :-)
    Leon: Mit der Zielgruppe hast du sicherlich Recht. Aber wär' ja auch schön, wenn immer mal ein, zwei neuerdings Interessierte den Weg ins Cockpit finden. :)

  3. 4P|Benjamin hat geschrieben: 17.07.2020 19:46
    Wir sind momentan leider "urlaubsgeschwächt" und müssen danach erst mal sehen, was Zeit- und Releaseplan sagen - notiert ist es allerdings. Sprich, falls wir es hinbekommen, machen wir dazu einen Test. :)
    Danke für die Info. Macht Euch auch keinen Stress. Kein Spiel was einem wegläuft wenn man es später mit etwas mehr Erweiterungen ausprobiert. Die Zielgruppe die sich dafür Interessiert wird es sich eh schon näher angesehen haben.
    Es hat halt Qualität für so ein kleines brasilianisches Studio.

  4. 4P|Benjamin hat geschrieben: 17.07.2020 19:46
    Leon-x hat geschrieben: 17.07.2020 15:28Test auf 4players wäte da auch interessant.
    Wir sind momentan leider "urlaubsgeschwächt" und müssen danach erst mal sehen, was Zeit- und Releaseplan sagen - notiert ist es allerdings. Sprich, falls wir es hinbekommen, machen wir dazu einen Test. :)
    Ein Kandidat für den Wunschtest?

Hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.

Seite 1