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Battlezone 98 Redux (Taktik & Strategie) – Einzigartige Echtzeittaktik

Die Acht ist das prägende Merkmal: Nachdem Atari 1980 einen Klassiker der Spielhallenautomaten vorstellte, flößte Activision der Action am Steuer eines dicken Panzers anno 1998 taktische Elemente ein, bevor Carmageddon-Entwickler Stainless das Original 2008 auf Xbox 360 wiederbelebte und Big Boat Interactive im Jahr 2016… na gut, knapp vorbei. Dennoch blickt die Serie auf eine lange Tradition zurück, die demnächst sogar in Sonys Virtual Reality für Furore sorgen wird. Bleibt für den Test von Battlezone 98 Redux die Frage, wie viel fast 20 Lenze alte 3D-Grafik auf heutigen Bildschirmen noch hermacht.

© Big Boat Entertainment / Rebellion


Pfadfinder und Drehbuchschwächen

Hinzu kommen spielerische Schwächen wie verhinderte „Pfadfinder“, die schon mal vor einer Steigung kapitulieren, anstatt über ein flaches Gefälle zu schweben. Mitunter ergeben sich neue Gefahrensituationen außerdem dermaßen abrupt, dass man kaum Zeit hat, wirkungsvoll zu reagieren. Oft schlägt man sich in den von einem strikten Drehbuch geführten Missionen tausendmal besser, wenn man nach dem Wiederherstellen eines alten Spielstands weit im Voraus die benötigten Vorkehrungen trifft – ein unangenehmes Gefühl von Trial&Error ist leider ständiger Begleiter. Besser wäre ein dynamischer Ablauf, der schon im ersten Versuch mehr Zeit und Spielraum für unterschiedliche Gegenmaßnahmen bietet.

Das klingt schlechter, als es ist! So lange das Geschehen ohne allzu einschneidende Überraschungen abläuft, genieße ich die Suche nach Geysiren, die Recyclern und Fabriken als Energiequelle dienen. Es fühlt sich gut an, kleine Außenposten zu erreichten, sie zu sichern und alle weiteren Entscheidungen während des Anflugs auf den Einsatzort
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Die Geschichte ist kaum der Rede wert – das stört in den fordernden Gefechten allerdings kaum. © 4P/Screenshot
zu treffen. Spätestens  wenn man den Piloten abgeschossener Panzer auf ihrem Weg zurück in die Basis begegnet, ist der gefühlte Unterschied zum inhaltlich gar nicht so unähnlichen, distanzierten Schalten aus der Vogelperspektive herkömmlicher Echtzeitstrategie bemerkenswert.

Russen dürfen, Chinesen nicht

Dass das Ganze auf Mond, Mars und Co. stattfindet, wo sogar Außerirdische mitmischen, spielt dabei übrigens kaum eine Rolle. Das bisschen Text, die wenigen gesprochenen Worte: Eine packende Geschichte erzählt Battlezone wahrlich nicht. Zumal sich Russen und Amerikaner in „schönster“ Kalter-Krieg-Manier piesacken, immerhin auf einem alternativen Zeitstrahl.

Schade nur, dass zwar sowohl die amerikanische als auch die russische Kampagne des ursprünglichen Spiels enthalten sind, die Erweiterung The Red Odyssey aber fehlt. Im Gegenzug unterstützt die Redux-Ausgabe Steams Workshop, sodass Modder wie schon
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Die Redux-Ausgabe verleiht dem Klassiker keinen neuen Glanz – lässt ihn aber in Würde altern. © 4P/Screenshot
fürs Original eigene Karten vor allem für Mehrspieler-Gefechte erstellen und anbieten können. Und immerhin hat ein findiger Tüftler bereits den Soundtrack aus The Red Odyssey als Modifikation eingebunden.

Schärfer, breiter, weiter

Technisch gesehen hat das Studio mit dem ulkigen Namen Big Boat Interactive zudem ganze Arbeit geleistet und neben Texturen und Auflösung vor allem die Sichtweite aufgebohrt. Das fast 20 Jahre alte Spiel gleicht natürlich keinem aktuellen Titel! Das spielerisch ähnliche

Carrier Command

: Gaea Mission
(interessanterweise ebenfalls eine Neuauflage) sieht etwa um Welten besser aus. Das sorgfältige Anpassen an heutige Hardware steht Battlezone aber gut.

Nur die Gamepad-Steuerung überzeugt mich nicht, obwohl gerade die eigentlich hervorragend zum Umherschieben der trägen Kampfkolosse passt. Weil die meisten Gefechte allerdings in einer hügeligen Umgebung stattfinden, das Fadenkreuz, also die Kanonen und Geschütze mit Loslassen des Analogsticks aber auf Nullhöhe zurückfallen, erschießt man mit dem Controller mehr Berge als Gegner. Glück im Unglück: Bewegt man die Panzer mit Maus und Tastatur, hält das immer noch unangenehm träge Fadenkreuz die Höhe über dem Boden.
  1. Lasst mich das richtig verstehen:
    Dieses Spiel ist eine 1:1 Aufpolierung des alten Spiels und wir vergeben 78%?
    Ist das so korrekt?
    Dann kann ich nur den Kopf schütteln. Benjamins Wertungen sind für mich sowieso meist nicht nachvollziehbar, aber 78% für eins der immersivsten und spannensten Spiele in diesem Genre, das ist doch wirklichen einen ungläubigen Lacher wert.

  2. Schön, daß auch ein "Battlezone-Nichtkenner" nach 18 Jahren gefallen an diesem tollen Spiel findet. Da fühlt sich die Nostalgie-Brille nicht so schwer an ;-)
    Habe vor einiger Zeit das 98er Original gespielt und jetzt die Redux angefangen. Die aufpolierte Grafik macht es etwas angenehmer, das Spielgefühl ist zum Glück gleich geblieben.
    Sprich: Für Original-Besitzer gibt es wenig Grund sich die Redux zu holen, alle anderen bekommen ein immer noch unterhaltsames Spiel.

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