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BauAG (Simulation) – BauAG

Möchtet ihr vielleicht mal ein Haus von der Pike auf selbst bauen? Komplett mit Zeichnung, Planung und Ausführung. Allerdings ohne ruinöse Kosten, allgegenwärtigen Dreck und betrunkene Handwerker versteht sich. Dann könnte BauAG die fordernde Simulation eurer Wahl sein, die kürzlich bei Codemasters erschien. Leider ist das Mauern hochziehen auch hier nicht frustfrei möglich.

© Elektrogames, Creative Patterns, Palludio Games / Codemasters

Was gibt’s da zu glotzen?

Bei mir in der Nachbarschaft wird gerade eine Straßenbahn verlängert, was sich als ziemlich langwierige Angelegenheit entpuppt. Monatelang nichts als erdfarbener Dreck, Mark erschütternder Lärm und gesperrte Straßen. Die Stadt leistet sich

Zaungäste wie an echten Baustellen sind bei BauAG selten, was sicher auch daran liegt, dass es kaum was zu sehen gibt.

das kostspielige Projekt, um den Stadtteil endlich besser mit der Innenstadt zu verbinden. Dabei beobachte ich täglich ein rätselhaftes Phänomen: Allmorgendlich findet sich eine seltsame Spezies Mann ein, um den Fortschritt der Schienen zu bewundern – die Schaulustigen. Zumeist handelt es sich um Zeitgenossen älteren Datums, die scheinbar nichts zu tun haben. Sie glotzen den lieben langen Tag, um auch nichts zu verpassen. Was gibt es da eigentlich zu sehen – ist doch nur ne Baustelle, fragt sich der Normalbürger“.

Bislang habe ich eigentlich recht wenig zu tun mit dem Bauwesen bis auf die Tatsache, dass ich natürlich in einem gemauerten Haus wohne. Ich habe sogar mal geholfen, das Wohnhaus eines Freundes zu renovieren. Aber mehr als simple Handreichungen sind für mich als Nichttechniker nicht drin gewesen. Seither haben für mich die Begriffe „staubig“ und „verschwitzt“ eine völlig neue Dimension. Doch eine Faszination des Bauens ist nicht zu bestreiten, wenn man etwa bedenkt, dass es auch Spaß macht, bei SimCity und Co. eine virtuelle Stadt entstehen zu lassen. Wieso sollte das dann mit nur einem Gebäude anders sein, wenn es denn spannend gemacht ist? Für das von drei unbekannten Studios kreierte BauAG gilt das leider nur bedingt.

Baustelle zum selber Spielen

Eines gleich vorweg: Wer glaubt, es handele sich um eine echte Wirtschaftsimulation, bei der ihr mit einem Baubetrieb Kohle scheffeln könnt, wie der Titel „AG“ vielleicht suggeriert, der ist leider auf dem Holzweg. Vielmehr ist es eine komplizierte

Damit es auf eurer Baustelle losgeht, müsst ihr erst mal für Strom, Wasser und Telefon sorgen. Auch die typischen Bauarbeitercontainer müssen stehen. Erst dann tut sich langsam was. 

Bausimulation, deren Schwerpunkt auf Bauplanung, Logistik und Personal liegt. Ihr führt einzelne Baumaßnahmen durch, wobei ihr Zeichnung, Materialeinkauf und Durchführung übernehmt. Eure Maurer, Elektriker und Maler ziehen dann das Haus hoch, was schon seine Zeit dauert, bei schlechter Planung in die Hose geht und nicht sonderlich beeindruckend aussieht. Das bisschen Wirtschaften, das vorkommt, beschränkt sich ausschließlich darauf, dass ihr das Budget nicht überschreiten solltet und der Bau termingerecht steht.

Die 20 fordernden Bauaufträge der Kampagne, die immer umfangreicher werden, sind grob in zwei Phasen eingeteilt. Zuerst müsst ihr euch als Architekt betätigen, der die Bauzeichnung aufs Blatt legt. Das ist noch am einfachsten, macht aber auf Dauer wenig Spaß, weil’s fast immer dasselbe ist. Ihr legt auch fest, auf welche Art und Weise das Haus entstehen soll. Danach geht’s ans Eingemachte: Ihr müsst die Bauarbeiten ausführen. Ihr versorgt die Baustelle mit dem Nötigsten, kauft Rohstoffe ein, bestellt Maschinen wie eine Walze und kümmert euch um die Handwerker. Das kostet alles Geld, weshalb euer Budget rasch schrumpft. Die Grafik erfüllt ihren Zweck, aber eben nicht mehr. Gerade die Handwerker sehen nicht sonderlich ausgefeilt aus, wenn man mal etwas ranzoomt, was nur beschränkt möglich ist. Das hätte man schöner machen können

Lehrling

Jeder fängt mal als Stift an, so er denn nicht schon auf dem Bau war. Obwohl es gleich mehrere Tutorials gibt, ist der Einstieg gar nicht einfach. Die Materie ist komplex und nicht jeder fühlt sich gleich bei Spundwänden, Gipsplatten und

Auf Dauer zum Gähnen. Vor jedes Bauprojekt haben die Macher von BauAG die Zeichenphase gesetzt, die nicht bei allen Bauherren auf Gegenliebe stoßen dürfte.

 Verschalungen zu Hause. Zwar vermittelt die Einführung Grundkenntnisse im Bauwesen, aber bisweilen lässt sie euch auch im Stich. Ihr müsst etwa selbst austüfteln, wie das Verhältnis zwischen Wohnungs- und Flurfläche sein muss, damit es weiter geht. Weder die Wohnabteile noch der Flur dürfen nämlich zu groß sein, was aber nirgends steht. Ebenso wenig wird euch gesagt, welchen Handwerker ihr wofür braucht. Auch über die genaue Funktion der Maschinen bleibt im Dunklen, so dass das Spiel nicht für Anfänger geeignet ist.

Der Beginn ist daher von Trial and Error geprägt, da ihr vieles erst ausprobieren müsst. Trotz abschaltbarer Hilfefunktion, die euch anzeigt, was gerade gebraucht wird, ist es gar nicht leicht, das Treiben auf der Baustelle zu organisieren. Ohne die Anzeige wärt ihr aufgeschmissen. Wer braucht was? Reicht der Beton noch? Welche Handwerker sind nötig? Welchen Kran bestelle ich? Den großen, der Eindruck schindet oder den kleinen, der halb so viel kostet. Das sind nur einige der Fragen, die euch angesichts der Komplexität durch den Kopf schießen. Leider bleibt manches unerklärlich, so dass vieles schief läuft und ihr neu starten müsst. Es existiert auch nur ein Schwierigkeitsgrad, dessen Bedingungen ihr nicht verändern könnt. Ein wenig mehr Geld, wäre bisweilen schon Trumpf. Hinzu kommt, dass das Spiel bisweilen aus unerfindlichen Gründen abstürzt. Nur häufiges Speichern verhindert also Frusterlebnisse.
                          

  1. Btw: Bis heute gab es keinen einzigen Patch (hab nach einger Zeit googeln keinen Patch gefunden, auch auf der offziellen Page nicht)
    Schade ... potential da , Chance vertan.

  2. Arg ich woltle den Test lesen, aber weiter als bis zum zweiten Absatz bin ich nicht gekommen. Gleich mal Sekunden-Schlaf und das während der Arbeit. Das Spiel ist sicher nichts für mich :D

  3. Mal abgesehen von den ganzen bugs macht es aber schon spass, die planung usw usw, und dann anschließend die durchführung, mir persönlich gefällt es.

  4. bluevenom hat geschrieben:hätt ich auch geschätzt mit kölle! ;)
    Hi bluevenom,
    auch außerhalb von Köln soll ja menschliches Leben existieren, auch wenn es der Kölner bisweilen nicht glauben mag.;-) Nein, ich wohne in Ulm, wo es auch eine kleine aber feine Straßenbahn gibt (von Einheimischen liebevoll "Strambe" genannt).
    Gruß,
    4P|Bodo

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