Gemeinsam stark
Immer wieder suchen und fragen Zocker gezielt nach kooperativ spielbaren Titeln – von Action-RPGs bis Jump’n’Runs, von Rätselgames bis zu Shootern. Mal gemeinsam auf der Couch mit dem Partner, mal via Internet mit dem 500 km entfernt wohnenden Ex-Kommilitonen. Wenig überraschend ist auf Switch, mit ihren abnehmbaren Mini-Controllern prädestiniert für Mehrspieler-Runden, die Auswahl groß: Erst kürzlich hopsten Ibb & Obb vergnüglich zu zweit durch flache Switch-Welten, Ende letzten Jahres waren Luigi und Fluigi in Luigi’s Mansion 3 ein klasse Team und natürlich „spielt sich auch Diablo 3 auf Switch hervorragend“. Vielleicht habt ihr auch (2018 auf Switch, 2019 auf PS4, 2020 auf PC) schon Bekanntschaft gemacht mit Pode, einem süßen, stimmungsvollen Koop-Abenteuer, das nicht nur Tester Jörg gut gefallen hat. Das ist dem hier vorgestellten Biped nämlich am ähnlichsten, sowohl in puncto Perspektive als auch Grafikstil und Rätsel-Lastigkeit. In einer Hinsicht aber ist Biped einzigartig: seiner Steuerung.
Man dirigiert nämlich die beiden Beinchen eines Roboters mit den beiden Analogsticks. Das sorgt in den ersten Spielminuten für ein wenig Kopfzerbrechen – und weckt Erinnerungen an die anspruchsvolle Steuerung der beiden Spielfiguren in Brothers: A Tale of Two Sons. Nach einer Weile kommt das Gehirn aber ordentlich damit zu recht und man stakst einigermaßen sicher durch die virtuelle Landschaft. Zudem haben die Entwickler eine Art Turbo eingebaut: Auf ebenen Wegen zwischen den Geschicklichkeitspassagen kann man durch gleichzeitiges Drücken beider Sticks wie auf Rollen durchs Level sausen. Unterdessen plündert man Schatztruhen, sammelt Münzen oder versucht, versteckte Sterne zu ergattern.
Kern der Koop-Erfahrung sind aber die Prüfungen eures Geschicks: Jeder Spieler lenkt einen Roboter mit zwei Beinen. Um Schalter zu aktivieren oder an einer Art Liane zu schwingen, ist es stets nötig, das richtige Roboterbein zum richtigen Zeitpunkt in die richtige Richtung zu strecken. Viele Brücken verlangen, dass z.B. gerade nur zwei Beine darauf stehen – also müssen beide Blechfiguren abwechselnd und gut koordiniert einen virtuellen Fuß nach dem anderen heben und aufsetzen. Andernorts verschwindet eine Schwebeplattform sofort, wenn der falsche Roboter sie touchiert: Ist sie gerade blau, darf der Blaue einen Fuß absetzen. Dann springt sie auf rosa und der Rosafarbene macht einen Schritt. Auch hier ist die Kommunikation vor dem Bildschirm essentiell. Man ruft sich zu „Jetzt du, jetzt ich, jetzt du, jetzt ich“ – und fällt dann trotzdem fünf Mal in die Tiefe bevor ein Hindernis gemeistert ist…
Zu zweit oder solo?
Die sieben kooperativ spielbaren Welten haben geschickte Spieler in unter drei Stunden hinter sich gebracht – auf PS4 geht das übrigens nur lokal, während PC-Spieler auch online zusammenarbeiten. Hat man ein Koop-Level geschafft, werden dort noch einmal besondere Challenges freigeschaltet, die es richtig in sich haben. Doch auch an Einzelspieler haben die Entwickler der NExT Studios gedacht: Solisten werden die grundsätzlich gleich strukturierten Stages vergesetzt wie Koop-Knoblern, allerdings stellt man ihnen für die Geschicklichkeitsabschnitte nicht bloß einen KI-Partner zur Seite, sondern hat speziell designte, andere Prüfungen ausgedacht. Die können jedoch in puncto Anspruch überhaupt nicht mithalten: Ist Biped im Koop-Modus oft zu frustrierend, verkommt es als Solospiel zum oberflächlichen Simpel-Abenteuer.
Eine Geschichte abseits einiger alibimäßiger Wir-müssen-die-Erde-retten-Sequenzen gibt es in Biped nicht, die Stages bedienen seit Jahrzehnten geläufige Jump’n’Run-Stereotypen: Eiswelt, Wüstenwelt, Dschungelwelt, etc. Mit in den Levels gefundenen Münzen kann man sich ein paar Kopfbedeckungen für die Roboterchen kaufen – das habe ich aber auch schon anderswo in lustiger oder motivierender gesehen. Grafisch ist Biped solide bis ansehnlich, die Texturen und Objekte wirken plastisch und einen gewissen Charme kann man dem ungeschickt wirkenden Duo nicht absprechen. So herzig wie das Team aus Pode sind sie aber nicht!