Durchdachtes Taktieren ist allerdings auch durch die zum Teil absurd kurzen Kampfentfernungen kaum möglich: Das mächtige 88er-Hauptgeschütz eines Tigers schießt hier gerade mal über einen mittelgroßen Marktplatz, während Mörser, Haubitze und Co. ihre Geschosse bestenfalls einen Bildschirm weit befördern können. Auch diese moderne Echtzeitstrategie-Unart stammt aus Company Of Heroes, fällt hier aber aufgrund der größeren Karten und des etwas kleineren Maßstabes noch unangenehmer auf. Zudem können sogar Aufklärungsfahrzeuge oftmals nur knapp 20 Meter weit spähen und sehen Verteidigungsstellungen meist zu spät. Das Ergebnis sind extrem unglaubwürdige Panzerkämpfe, bei denen sich die Fahrzeuge regelrecht auf den Ketten stehen.
Im Gefecht mit Boris
Ebenfalls sehr stolz sind die Russen von Nival auf ihre „neuronale KI“ Boris, die dem Spieler in vereinzelten Skirmish-Einsätzen im – natürlich ebenfalls aus Company Of Heroes – bekannten Kontrollpunkt-Modus entgegentritt. Diese, ebenso wie die Versus-Mehrspieler-Matches auf der Kampagnenkarte eingebundenen Gefechte verlaufen meist exakt so, wie eine Runde gegen die KI von Relic. Das angepriesene „Nicht-cheaten“ der KI, die angeblich ein ganzes Netzwerk nutzt, um die beste Strategie gegen menschliche Spieler zu finden, scheint stattzufinden – wie ein guter menschlicher Kontrahent spielt Boris allerdings trotzdem nicht. Oftmals verliert er das Ziel aus den Augen oder kämpft auf verlorenem Posten, ohne auf offene Flanken oder Schwachstellen einzugehen. Immerhin hat man aber tatsächlich das Gefühl, nicht gegen einen Cheater zu spielen, da man Einheiten verdeckt bewegen und die KI zum Teil überraschen kann. Nett: So gewonnenen Erfahrungspunkte und Beute-Panzer können auch bei wiederholtem Spielen erlangt weden. Nicht so schön ist die sehr reduzierte Kartenauswahl: Nur fünf Schlachtfelder stehen für Online- und Offline-Matches zur Verfügung. Erstere können allerdings immerhin auch über einen Server-Browser abseits des Matchmaking-Systems gestartet werden.
Tatsächlich gibt
Dabei gibt Nival sich zum Teil durchaus Mühe, den Krieg in bisher ungesehenen Facetten zu inszenieren – so wird keine Kriegspartei als per se schuldfrei präsentiert und auch britische Soldaten können aktiv zu Kriegsverbrechen wie Gefangenenerschießungen verleitet werden. Zudem ist die hier vorhandene deutsche Kampagne nach wie vor eine Seltenheit – vielleicht auch, weil sich westliche Entwickler meist scheuen, den Spieler verbrecherische Schlachten wie den Überfall auf Polen oder die Einnahme von Sewastopol spielen zu lassen. Die russischen Entwickler kennen da keine Skrupel, lassen aber auch hier viele Chancen ungenutzt. Vor allem die Inszenierung der Übersichtskarte ist trockener als der Sand in den Ketten der britischen Crusader-Panzer in Nordafrika. Das geht sogar so weit, dass es nicht mal kleine Videosequenzen zwischen den Epochen gibt, die den Verlauf des Krieges illustrieren. Man muss dann eben wissen, dass Stalingrad ein Wendepunkt war – und warum eigentlich Ende 1944 plötzlich in den Ardennen gekämpft wird. Auch hier gilt: Gut gemeint, aber eben nicht so richtig gut gemacht. Schade!
Hab die SuSt 4 Beta angespielt und auch BK3 in meiner Steam Bibliothek. ganz ehrlich, man muss 2x hinschauen, ob man nun gerade BK 3 oder SuSt 4 spielt.... Wobei BK3 sogar noch den komplexeren Eindruck macht....
Kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass es annähernd so mirkomanagementlastig wird, wie die Vorgänger. Was es wiederum auch nicht sein sollte.
Das stimmt, eine Singleplayer-Kampagne fällt mir ad hoc auch nicht ein. Schade eigentlich, wäre sicher mal interessant.