Über Brücken bis zum Portal
Nach einem kurzen Bewerbungsgespräch, das entweder in der Bewerberverbrennungsanlage oder hinter dem eigenen Schreibtisch als Wissenschaftler endet, darf man im Aperture Science Enrichment Center der Aperture Laboratories unter den wachsamen „Augen“ von GLaDOS allerlei Brücken oder Sprungschanzen in 60 Testkammern bauen. Ziel ist es, dass mindestens ein Fahrzeug die Hindernisse überwinden und den Ausgang einer Testkammer erreicht – wie, ist egal. Hierzu baut man Brücken oder Rampen bzw. kreative Mischgebilde in Verbindung mit den typischen Aperture-Technologien wie den Portalen, dem Beschleunigungs- oder dem Rückstoßgel. Auch Knöpfe (Super-Colliding Super Button), gewichtete Begleiterkuben und die Katapultplattformen dürfen nicht fehlen. Es müssen schiefe Ebenen, tiefe Abgründe, mutwillig ungesicherte Säurebecken, aggressive und zugleich liebenswerte Selbstschussanlagen sowie Laserbarrieren überwunden werden.
Die namengebenden Portale funktionieren übrigens genau wie beim Vorbild: Etwas, das den Ereignishorizont des Portals betritt, kommt mit gleicher Geschwindigkeit auf der anderen Seite des Portals wieder heraus. Diesmal haben Ein- und Ausgang des Portals die gleichen Farben, damit es bei mehreren Portalen übersichtlich bleibt.
Brückenbau für die Wissenschaft
Hat das erste Gefährt die Brückenkonstruktion (mehr oder weniger) passiert, hat man noch die Wahl, die Konstruktion mit einem Konvoi aus mehreren Fahrzeugen zu testen. Dadurch steigt natürlich die Belastung der Brücke und auch das Timing wird wichtiger, damit sich kreuzende Fahrzeuge in der Luft nicht treffen …
Gebaut werden die Brücken aus Stahlstangen und Kabeln, die mit Ankerpunkten verbunden werden. Während die Kabel als Aufhängungen für freischwebende Teile über längere Distanzen gut geeignet sind, besteht das Herzstück der Brücken aus Stahlstangen, die sich in den unterschiedlichsten Formen platzieren lassen – sie können ebenfalls mit einer Fahrbahn versehen werden. Da die zu überbrückende Distanz pro Stahlstange ziemlich überschaubar ist, müssen Konstruktionen mit tragendem Ober-/Unterbau oder anderen Verstärkungen her. Schon früh wird erläutert und veranschaulicht, dass Dreiecke bei der Brückenkonstruktion wirklich praktisch sind. Schwieriger kann es hingegen sein, neue Ankerpunkte zu erschließen, da diese stellenweise (gewollt) schwer zugänglich sind. Verlässt man den Baumodus und wechselt auf Testen, wird die Brücke ohne Fahrzeuge der Schwerkraft überlassen. So kann überprüft werden, ob die Brücke sich gemäß der ordentlichen Physik-Engine selbst trägt oder nicht.
Etwaige Problemstellen werden mit roter Farbe markiert. Danach kann das Testvehikel auf die Strecke geschickt werden. Die Anzahl der Testdurchläufe ist übrigens nicht limitiert.
Sparsamer Brückbau
Bridge Constructor Portal ist in erster Linie ein entspanntes Rätselspiel mit physikalischen Konstruktionselementen und keine Bausimulation. Trotzdem legt das Spiel nach den ersten Testkammern ordentlich in Sachen Komplexität zu, wobei der Schwierigkeitsgrad stark variiert. Aber das liegt meist auch an der Person vor dem Monitor – je nachdem, wie schnell der Groschen fallen will. Ein optionales Hilfesystem, wenn man mal partout nicht weiterkommt, gibt es nicht. JAllerdings lassen die Entwickler die Möglichkeit ungenutzt, zusätzliche Herausforderungen abseits der Konvois zu schaffen. So gibt es zum Beispiel keine Ressourcenbeschränkung – wie eine zur Verfügung stehende Geldmenge pro Testkammer. Man kann im Prinzip endlos viele Brückenbausteine benutzen, sofern sich die Brücke selbst trägt.
Größter Kritikpunkt ist aber die magere Anzahl der Bauteile (Stahlstreben und Seile) sowie der Testfahrzeuge. Hier hätte mehr Vielfalt sicher gutgetan, zumal die ordentliche Physik-Engine das sicher gemeistert hätte. Der Anspruch kommt vielmehr durch den Aufbau der Testkammern und die dortigen Aperture-Technologien, wobei in der Regel meist klar ist, was zu tun ist. Man muss sich „nur“ überlegen, wie das Ziel zu erreichen ist. Erst im späteren Drittel wird es knackiger.
Eine Zeitbeschleunigungsoption bei der Probefahrt wäre zudem schön gewesen, genauso wie eine Form der Bestenlisten, um seine Konstruktion mit anderen Spielern vergleichen zu können. Fortgeschrittene Brückenbauer oder diejenigen, die schon Bridge Constructor kennen, werden bei Bridge Constructor Portal wenig gefordert. Sie werden eher bei Poly Bridge oder dem Bridge-Constructor-Original glücklich.
Ein Wiedersehen mit GlaDOS
Toll ist hingegen das Wiedersehen mit GlaDOS. Die sympathisch fiese KI wird erneut von Ellen McLain gesprochen, der Original-Stimme aus der Portal-Reihe. Die deutsche Version begnügt sich mit ordentlich übersetzten Texten, die die Qualität des Gesprochenen aber nicht erreicht, weil viele Nuancen verloren gehen. Nur kommt GlaDOS für meinen Geschmack zu wenig zum Einsatz, häufig nur am Anfang der Testkammern und nicht währenddessen. Obgleich nicht alle ihrer Ausführungen und Erklärungen zum Schmunzeln anregen, motiviert die KI zum Weiterspielen, um zu sehen, welche Überraschungen und Sprüche sie noch auf Lager hat. Das hohe Niveau der Dialoge aus Portal 2 wird nicht ganz erreicht. Dafür haben die Entwickler das Portal-Universum sowohl mit der Kulisse als auch von akustischer Seite her gut eingefangen.
Habe es mir heute auf den PC gekauft.
Die Tutorials in den Anfangslevel sind so was von nervig und langsam - danach ist das spiel ok.
Fuer zwischendurch mal ganz nett.
Perfektes Klo Game auf dem Tablet.