Spätestens als ich mit dem Mauszeiger diesem Punkt folge, der irgendwo im Menü auf Buchstaben verharrt, fühle ich mich wie in einer Séance beim Tischrücken. Nachdem ich die Buchstaben notiert und zu einem Wort zusammengefügt habe, gebe ich es als Passwort ein – hurra, es klappt! Jetzt kann endlich einen weiteren Spielstand laden. Nur um mich darüber zu freuen, dass ich jetzt in Egosicht durch einen schummrigen Flur spaziere, während ich ein Herz pochen höre, bevor ich wieder im blutroten Hauptmenü lande. Hallo, ergeben diese Szenen irgendwann einen Sinn? Ja.
Aber wer das „Finale“ erleben will, muss sich etwa anderthalb Stunden durch ein Rätselabenteuer knobeln, das gezielt mit Konventionen bricht – und zwar auf allen Ebenen. Es gibt keinen normalen Einstieg, keine klassische Spielmechanik, keine gewöhnliche Dramaturgie, sondern vom Start weg vor allem eines: verstörende Momente. Wer auf „New Game“ klickt, um anzufangen, wird erstmal von einem Error begrüßt. Und zu Beginn fragt man sich noch, ob man tatsächlich etwas in den Optionen ändern muss…
Bruch mit Konventionen
Wieso kann ich überhaupt Spiele laden? Ich hab doch gar keines angefangen und gespeichert? Okay, dann starte ich das, aber jetzt fehlt schon wieder das Passwort! Man bemerkt schnell, dass dieses Spiel mit einem spielt – allerdings wesentlich stärker als anno dazumal etwa Eternal Darkness, eher vergleichbar mit Pony Island. Es gibt einem meist über die Namen der Spielstände wie etwa „babel“ oder ein Augensymbol subtile Hinweise auf das, was man machen sollte: „Soon you will understand my words.“
Für ihre Rätsel nutzen die Spanier sowohl
textliche als auch optische und akustische Mittel. Mal muss man seine Steuerung invertieren, das Bild zentrieren und dann bewegen oder auf Buchstaben im Flackerlicht achten. Es gibt ansonsten keinerlei Hilfen und die teilweise genialen, aber eben auch vertrackten Situationen können einen sehr schnell an die Toleranzgrenze führen. Dann wächst der Frust und man fragt sich: Warum soll ich mir diesen digitalen Spuk weiter antun? Da man bis auf die Eingabe seines Namens und Geburtstages keinerlei persönliche Anbindung an das Spiel hat, fällt einem das emotionale Abtauchen schwer – man experimentiert also recht nüchtern.
Trotzdem bleibt man neugierig: Immer wenn man ein weiteres Passwort entschlüsselt und eingibt, winkt ja als Belohnung ein neuer ladbarer Spielstand, der einen wieder für ein paar verstörende Momente durch diese Flure und Hallen wandern lässt. Die Kulisse ist alles andere als ansehnlich, eher alptraumhaft fragmentiert und sie wird bewusst verzerrt, so dass unheimliche Momente entstehen. Mit jedem weiteren Fortschritt verändert sich auch etwas wie von Geisterhand am Hauptmenü, das wie eine Zentrale und gleichzeitig auch Spielplatz für den Weg zur Erkenntnis fungiert. Es liegt also durchaus ein Köder aus, der zum Weitermachen animiert.
Hört sich mal sehr nett an, das Ringelblümchen. Wieso gab es da nur eine Drei? Ausser eine fehlende emotionale Anbindung konnte ich im Test nichts Schlechtes herauslesen und für nen 5er erwarte ich in zwei Stunden auch keinen Immersiv Strudel.
Leider mal wieder nicht für den mac, obwohl da doch angeblich die Verstörten mit den vollen Taschen besonders zahlreich sind, was ja die perfekte Zielgruppe wäre.
Puh, und ich war schon in Sorge, eine gravierende botanische Bildungslücke zu haben.
Sieht nach nem netten Spielchen aus. Wärs für Linux verfügbar, hätte ich es direkt mal ausprobiert. Schade.