Das Beste an Chime Sharp sind die Situationen, in denen gutes Spielen musikalisch belohnt wird. Immer dann, wenn die von links nach rechts wandernde Tonspur über eines meiner eilig konstruierten Vierecke wabert, gibt es akustische Belohnungen. Je nach Form und Perfektion können das ganz andere Akkorde aus dem aktuellen Thema sein. Erst so nimmt der elektronische Rhythmus über frische Beats richtig Fahrt auf, bis sich die eigentliche Melodie offenbart – und das können erhabene Momente sein. So entsteht neben dem eigentlichen Ziel, nämlich die komplette Fläche in der vorgegebenen Zeit mit Bausteinen zu füllen, ein weiteres: Wer den vollen Soundtrack genießen will, muss viele viereckige Flächen füllen!
Und was die Auswahl an Tracks angeht, übertrifft dieses grafisch leicht modernisierte Chime Sharp seinen Vorgänger deutlich. Man fühlt sich schon im Menü fast wie in einem Plattenladen, wenn man sich über all die Cover für einen der fünfzehn frisch konzipierten Levels entscheidet, die man teilweise erst freischalten muss. Wer elektronische Musik mag, wird sich über renommierte Künstler freuen: Man spielt u.a. zu den Beats von Chipzel, CHVRCHES, Kavinsky, Message to Bears, Shirobon, Steve Reich oder Symbion Project. Ganz wichtig: Diese Tracks wurden speziell für die Level komponiert, um die oben erwähnten Temposchübe oder Überleitungen zu ermöglichen!
Kreativer Puzzler mit Tetris-Flair
Auch wenn dieser Musik-Puzzler natürlich von Tetris inspiriert wurde, überzeugt er auch sechs Jahre nach seiner Premiere mit seiner kreativen, zeitlos guten
Spielmechanik: Es geht nicht wie im Klassiker um die Macht der Reihe, sondern um die des perfekten, dabei dynamisch wachsenden Vierecks auf freier, manchmal auch eingeschränkter Fläche. Es fallen also keine Formen von oben in ein Feld, sondern man platziert sie einzeln: Nur wer Treppchen, Geraden, Rechtecke, Kanten, Klemmen und all die anderen Körper so mit dem Mausrad bzw. den Schultertasten dreht und arrangiert, dass sie mindestens ein Viereck der Größe drei mal drei bilden, wird erfolgreich innerhalb der Zeitlimits sein.
Denn zum einen sorgen nur diese nahtlos gefüllten Flächen dafür, dass das Feld unter ihnen als „abgedeckt“ gilt. So bekommt man zum einen auch ein paar Sekunden Spielzeit dazu. Und erst wenn man zum anderen eine gewisse Prozentzahl des Levels auf diese Weise einfärbt, schaltet man den nächsten frei. Cool ist auch: Eine Uhr läuft für jeden Quader ab, wenn man ihn gerade gebildet hat. Das ist das Zeitfenster, in dem
man weitere Teile anbauen kann, um seine Fläche auszuweiten; größere Quader geben mehr Bonuspunkte, längere Beats und parallele Quader an verschiedenen Stellen treiben den Multiplikator in die Höhe.
Auch wenn man es im Übungsmodus gemütlich angehen kann: Es geht hier nicht um rhythmisches Zen-Gaming, sondern um packendes Arcade-Flair, um anspruchsvolles Drehen und Platzieren, das für einen coolen Flow sorgen kann, wenn man denn erfolgreich ist. Übrigens: Egal ob Gamepad oder Maus und Tastatur – beides funktioniert einwandfrei. Zu Beginn wird man noch des Öfteren kläglich scheitern und nicht mal 50% der Fläche abdecken, aber jede weitere Highscore und jeder freigespielte Beat spornt natürlich an, zumal man sich auch online mit Freunden messen kann. Aber auch offline hat man zu tun, denn mit „Practice“ und „Standard“ sind zunächst lediglich zwei der fünf Spielmodi pro Level verfügbar – für „Sharp“, „Strike“ und „Challenge“, die jeweils eigene Herausforderungen bieten, muss man fleißig sein.
Dickes Danke für den Test, ich mag solche Spiele mal für zwischendurch. Sowas in der Art habe ich schon länger gesucht.