Mir ist kalt, so kalt…
Journalisten haben es nicht leicht – besonders bei Spiele-Bewertungen und in den Zeiten des Kalten Krieges. Letzteres muss Matt Carter am eigenen Leib erfahren, der Mitte der 80er-Jahre hinter dem Eisernen Vorhang nach einer Story sucht. Aus zuverlässigen
Quellen hat Matt nämlich erfahren, dass sich der Sowjet-Präsident mit einem CIA-Abgesandten treffen soll. Kaum in Moskau gelandet, schon ließ der KGB seine Kamera am Flughafen austauschen, um ihn für eine hinterhältige Intrige zu benutzen. Unwissend und den Pulitzer-Preis fest vor Augen, schleicht sich Matt zum geheimen Treffpunkt, schaltet einige Wachen lautlos aus und beobachtet das mysteriöse Rendezvous. Beim Fotos schießen entlarvt sich Matt allerdings selbst und danach geht alles Ruckzuck: Der KGB beschuldigt ihn als CIA-Attentäter, die beiden unbekannten Personen werden als Komplizen bezichtigt und Matt muss fliehen, allerdings ohne Erfolg…
Spannung vorweg genommen
Wer jetzt vermutet, ich würde die Handlung zu sehr ausführen, ist auf dem Holzweg! Allein das Intro sowie das „Tutorial“-Level offenbaren den eben geschilderten Vorgang in solch einer Detailtreue, dass man genau weiß, was vor sich geht und wer die Bösewichte sind. Weniger wäre hier mehr gewesen, da zu viele Informationen über die Geschichte und die Intentionen der Charaktere im Vorfeld verraten werden. Wäre es nicht spannender gewesen, im Nachhinein zu erfahren, wo die Kamera herkommt oder warum der Typ vom KGB da ist, geschweige was sie planen? Nun ja, all dies wird euch in den Comic-artigen Cutscenes auf dem Silbertablett serviert. Erzählerisch erzeugte Spannung kommt jedenfalls selten auf, was auch an den vor Klischees strotzenden Charakteren liegt: Da wären der ahnungslose Präsident, die fiesen Putsch-Hardliner, eine nukleare
Bedrohung und die geheimnisvolle Frau – klingt alles nach einer B-Movie-Versoftung; glücklicherweise ohne billige russische Akzente.
Stealth & Co.
Hinter der maroden Erzählung verbirgt sich dennoch ein brauchbares Stealth-Abenteuer. Ihr steuert Matt Carter aus einer typischen Verfolgerperspektive bzw. einer Schulterkamera beim Zielen. Ein Lichtsensor zeigt an, wie gut sichtbar ihr seid und schon geht es auf Gegner-Jagd, die ihr vorwiegend lautlos aus dem Weg schaffen müsst. Dies ist gar nicht so einfach, denn selbst in dunklen Ecken oder wenn ihr nicht auf langsamster Laufstufe schleicht, entdecken euch die Feinde sofort. Beginnt das Feuergefecht, seid ihr quasi chancenlos, da jeder der Gegner ein ausgebildeter Scharfschütze ist und ihr als Reporter nur wenige Treffer einstecken könnt. Ansonsten ist das Verhalten der Gegner recht vorhersehbar und kommt nicht an die Intelligenz und Klasse der Feinde aus Splinter Cell Chaos Theory heran. Somit bleibt euch in den Levels nichts anderes übrig als langsam vorzugehen und die Feinde der Reihe nach außer Gefecht zu setzen (betäuben oder erledigen) – überhastete Handlungen oder provozierte Actionduelle führen meist zum Ende.