Fern von jeder Autobahn
Vor knapp einem Jahr drehte der fliegende Schotte Colin McRae seine Kreise auf PC und Konsolen, jetzt ist die PSP fällig. Auf den ersten Blick hat sich nicht viel getan: Nach einem stylischen Intro könnt ihr einzelne Wertungsprüfungen abrasen (entweder eine Etappe oder als ganze Rallye), als Colin McRae die Meisterschaft gewinnen oder als kleiner Rallye-Neuling die Karriereleiter hinaufrasen. Der letzte Modus ist nicht nur der neueste, sondern auch gleichzeitig der interessanteste: Zwei Schwierigkeitsgrade lassen auch Einsteigern eine Chance.
Ihr beginnt mit einem Kleinwagen und verdient durch erfolgreiche Rennen Karrierepunkte. Die könnt und müsst ihr später in neue Karren investieren, denn bestimmte Rennen erfordern spezielle Wagen. Zwischendurch müsst ihr notwendige Reparaturen hinter euch bringen, für die ihr allerdings nur ein bestimmtes Zeitkontingent habt – benötigt ihr mehr als die vorgeschriebenen 60 Minuten (jede Reparatur zeigt vorher an, wie lange sie dauern wird), wird euch für das nächste Rennen Strafzeit aufgebrummt. So solltet ihr nicht nur allgemein vorsichtig fahren, sondern müsst auch immer wieder abwägen, welche Reparaturen notwendig sind, und welche warten können.Die Grafik ist ansehnlich geraten, zeigt aber Mängel im Detail.
Vor jedem Lauf dürft ihr auch beim Tuning den Schraubenschlüssel schwingen: Ob Rahmenhöhe, Stabilisatoren, Reifen, Federung oder Lenkung – jedes Teil sollte gewissenhaft auf die nächste Strecke, deren Eigenschaften sich jederzeit überprüfen lassen, abgestimmt werden. Ab und zu wartet sogar eine Art Minigame auf euch, in dem ihr besondere Bonusteile gewinnen könnt: z.B. ein neuer Motor oder ein besserer Auspuff.
Grafisches Hickhack
Die größte Überraschung liefert Colin 2005 im optischen Sektor: Bäume wiegen sich sanft im Wind, die etwas farbarme Sonne strahlt hell, die Böden sind mit Gras bewachsen. Wälder sind tatsächlich dicht beholzt, die Umgebung spiegelt sich auf dem Wagenlack – und rasend schnell ist das Ganze auch noch, jedenfalls meistens. Und ab und zu schleicht sich ein Slowdown ins Bild, welches sonst
ein famoses Geschwindigkeitsgefühl vermittelt. Die Wagenmodelle sind liebevoll und detailliert designt, dazu gibt es ein mustergültiges Schadensmodell, welches Einzelteile lose herumbaumeln und Scheiben Besorgnis erregend zersplittern lässt.Ordentliche Fahrzeugauswahl: Von sehr neu…
Doch wie so oft ist der Schatten sehr nah beim Licht: Die schöne neue Weitsicht offenbart in erster Linie die weite Ödnis der Landschaften, die Straßen sind speziell in Kurven sehr eckig. Das gilt auch für Räder und Radkästen an den sonst makellosen Fahrzeugen. Die Replays, auf den ersten Blick dank großartiger Kameras spektakulär in Szene gesetzt, sind weder speicher- noch sonst wie bearbeitbar. Am Publikum hat nicht viel getan, welches immer noch eine Mischung aus Pappkameraden und simpel animierten Polygon-Grinsebacken ist, von den fünf Kameraperspektiven sind gerade mal zwei wirklich zu gebrauchen. Ein Problem hat der neue alte Colin außerdem mit den meisten anderen PSP-Racern gemeinsam: Die ewig langen Ladezeiten. Und falls ihr nicht mehr sehr viel Platz auf dem Memory Stick habt, solltet ihr zum Besen greifen: Das Spiel verlangt reichlich freche vier MB Speicherplatz.
Dorf-Raserei
…bis sehr alt ist für den Rallye-Fan alles dabei. |
Die Jagd nach der Rallye-Krone führt euch über 75 Etappen, die auf neun Länder verteilt sind: USA, Schweden, Japan, Griechenland, England oder neuerdings auch Deutschland! Knapp drei Dutzend Wagen aus acht Klassen wie »Vierradantrieb«, »Klassisch« oder »Spezial« schreien nach einer Testfahrt, wobei die meisten davon in der Meisterschaft erst freigespielt werden müssen – oder sich per Cheat freischalten lassen, der, wie bei Codemasters mittlerweile üblich, über eine teure 0190-Hotline verraten wird. Während die normalen Wagen wie Peugeot 206, Lancia Strato Ford Focus kaum zu überraschen wissen, findet sich mit den »4×4«-Karren eine interessante Klasse im Fuhrpark: Drei dicke Pickups wie der Mitsubishi Shogun, die normalerweise im Wüstenstaub von Dakar zu finden sind, bringen eine faszinierende neue Herausforderung ins Spiel, sind sie doch schwerer zu beherrschen als die weißen Tiger von Siegfried & Roy.
Die prinzipiell unverwüstlich gute Steuerung erfordert an der PSP mangels Lenkrad einiges an Gewöhnung: An das Digitalkreuz sollten Handheld-Piloten besser gar nicht erst denken, damit steuern sich die Kisten träger als betrunkene Elefanten. Die Analogkontrolle funktioniert zwar prinzipiell wunderbar und feinfühlig, aber aufgrund des geringen Wirkungsweges des Steuerungsnippels muss man sehr konzentriert und vor allem kontrolliert zu Werke gehen. Jeder Straßenbelag wirkt sich spürbar unterschiedlich auf das Handling aus, aber leider gibt es kein wechselndes Wetter, welches die Sache noch mal spannender gemacht hätte: Zwar könnt ihr unter verschiedenen Bedingungen (sonnig, Regen, etc.) wechseln, aber die Wolkenfront bleibt das ganze Rennen über gleich. Ihr müsst allerdings keine Angst haben die Übersicht
zu verlieren, denn natürlich werden vor jeder Kurve aussagekräftige Symbole eingeblendet, welche euch Stärke und Richtung der nächsten Abbiegung verraten. Und selbstverständlich werdet ihr pausenlos vom Copiloten zugelabert, dieses Mal sogar in verschiedenen Sprachen! Er spricht flüssig und kennt sogar verschiedene Tonlagen, wodurch er in bestimmten Situationen hektischer und höher klingt. Dazu gibt es noch gute Menümusik sowie etwas kraftlos brummelnde Soundeffekte.Ihr tretet auch nachts und bei Regen an.
Habt ihr genug von den Fahrten gegen die Geisterwagen der Bestzeiten, erlaubt euch Colin 2005 den Hopser ins WLAN oder Internet, wo ihr gegen sieben weitere Piloten antreten dürft, die allesamt eine eigene UMD brauchen. Außerdem dürft ihr die Replays und Bestzeiten anderer Piloten herunterladen.