Aus der Vergangenheit in die Zukunft
Zugegeben: Im Nachhinein war Kinect für die 360 mehr Rumgehampel als das kreative Vergnügen, wie es z.B. Peter Molyneux mit Milo & Kate vorschwebte. Zudem musste es vom Start weg mit Latenz-Problemen usw. kämpfen, so dass sich das eigentlich interessante Konzept auch Spott ausgesetzt sah. Daran konnte auch die von Harmonix exklusiv für die Kamerasteuerung entwickelte Tanzspiel-Serie Dance Central nichts ändern. Über drei Teile hat das Team aus der amerikanischen Uni-Metropole (Harvard) bewiesen, dass sie hinsichtlich kreativer Rhythmus-Spiele nicht nur mit Titeln wie Amplitude, Guitar Hero oder Rock Band den Taktstock fest in Händen halten. Darüber hinaus zeigte man, dass es möglich ist, Kinect mit minimaler Latenz nutzen zu können.
Und noch viel wichtiger: Abseits der technischen oder kreativen Leistung haben die Tanzeinlagen auch noch Spaß gemacht – in der Gruppe naturgemäß noch mehr als solo. Da sich der Schwierigkeitsgrad auch abseits des Überwindungsfaktors (falls man auf einer Party oder als Teil einer Gruppe tanzt) als anspruchsvoll präsentiert hat, hatten Anfänger allerdings trotz eines umfangreichen Soundtracks schnell das Ende der Fahnenstange erreicht. So richtig verbeißen konnte man sich abhängig vom Musik-Geschmack nur in jeweils eine Hand voll Titel in jeder Version – oder aber man holte sich aus dem Download-Store die Songs, die einem gefielen. Dann hatte man aber immer noch das Problem, dass die Lieder schnell mit Tanzbewegungen gefüllt wurden, die viel Übung erforderten, wenn man einigermaßen ordentliche Ergebnisse erzielen wollte.
Wie Dance Central – nur anders
Für den Download-Ableger Dance Central Spotlight verfolgt Harmonix in jeder Hinsicht eine etwas andere Strategie. Nehmen wir z.B. die Song-Auswahl: Für die schmalen zehn Euro, die man für den Download hinblättern muss, bekommt man eine Auswahl von zehn Tracks, zu denen man abtanzen kann. Hinsichtlich Aktualität und Abwechslung passabel, gehört Royals von Lorde ebenso zum überschaubaren Programm wie Wake Me Up von Avicii oder Pharrell Williams‘ Überflieger Happy. Man bekommt quasi ein Starter-Set, das man durch zusätzliche Downloads für je etwa 2 Euro bzw. etwa 8,50 Euro für Songpacks (z.B. fünf Lady-Gaga-Tanzroutinen) aufpeppen kann. Vieltänzer werden sich zu Recht darüber beschweren, dass sie mitunter mehr als für ein Vollpreis-Spiel auf Disc berappen müssen, wenn sie eine prall gefüllte Song-Bibliothek ihr Eigen nennen wollen. Andererseits jedoch hat man nun beinahe von Beginn an die Wahl, welche Songs man ins Archiv aufnehmen will – Karteileichen dürfte man nur noch sehr selten finden. Zudem sind die Downloads sehr aktuell: Gegenwärtig steht z.B. mit Maps von Maroon 5 ein gegenwärtiger Chartstürmer zur Verfügung. Und wer noch Songs in der Download-Bibliothek der Serie auf 360 hat, kann sie hier kostenfrei importieren. Das System arbeitet aber noch nicht ganz fehlerfrei. Obwohl z.B. Lady Sovereigns „I got you Dancing“ aus DC3 anwählbar ist, verlangt der Spotlight-Store erneut eine Gebühr. Und „I gotta Feeling“ von den Black Eyed Peas scheint noch nicht für Spotlight umgesetzt zu sein.
Beim Schwierigkeitsgrad gibt es auch einige Änderungen: Es gibt acht Choreografien, die man über „perfekte“ Bewegungs-Imitationen freischalten kann und die jeweils über unterschiedliche Move-Sets verfügen. Damit senkt man die Hemmschwelle für Neueinsteiger, zwingt die Hardcore-Tänzer allerdings dazu, sich für jeden Song immer wieder durch die für sie leichten Routinen durchwühlen zu müssen, um endlich an den Punkt zu kommen, gefordert zu werden. Daher stellt sich der Spaß für Dance-Central-Veteranen erst spät ein – zumindest deutlich später als bei der freien Auswahl des Schwierigkeitsgrades im Vorgänger, bei dem vier zur Verfügung standen. Anfänger hingegen werden mit einer vernünftigen Lernkurve sowohl hinsichtlich der Standard-Choreografien als auch der besonderen Anforderungen oder den zwei Fitness-Versionen konfrontiert. Schade ist allerdings, dass die Karten, die den nächsten Move anzeigen, beim ersten Betrachten ebenso Nichts sagend sind wie eh und je. Wenn man schon die Anfänger so behutsam ins Tanz-Boot ziehen möchte, wäre es sinnvoll gewesen, auch hier noch einsteigerfreundlicher zu sein. Denn obwohl man nach wie vor anzeigt, welche Körperteile nicht die geforderten Bewegungen durchführen, bekommt man kein Feedback, was man verbessern könnte. Hier ist man weiterhin auf sich allein gestellt.
Die Meister der Kinect-Kamera
Harmonix hat es auf der 360 bewiesen und wiederholt dieses Kunststück hier abermals: Die Bewegungserkennung ist sehr akkurat. Die Latenz wird nahezu auf null reduziert – was vor allem dann deutlich wird, wenn man im optionalen Freestyle ein paar Takte ohne Vorgaben abtanzt, was das Zeug hält und die Bewegungen praktisch ohne zeitliche Verzögerung in einer stylisch-verfremdeten Umgebung auf dem Bildschirm erscheinen. Insofern bin ich auch sehr gespannt, was das Team mit dem bald erscheinenden Fantasia: Music Evolved in dieser Hinsicht aus dem Hut zaubert.
In seinem spielerischen Kern ist Dance Central Spotlight daher nicht schlechter als die anderen Teile der Serie. Doch mit dem Fokus auf Download, die Form des „Starter Packs“ und damit eine Reduzierung auf das Wesentliche vermisse ich einige Inhalte des Vorgängers. Der Fitness-Modus ist für mich zwar mehr Anreiz, Kalorien zu verbrennen als mit dem Hund durch die Nachbarschaft zu joggen. Doch mit nur sechs Tänzern und nur wenigen Schauplätzen bekommt man deutlich weniger als bislang. Zudem gibt es keinerlei Karriere oder Story. An der schieden sich in Dance Central 3 zwar auch die Geister, doch sie bot zumindest eine nachhaltige Motivation, sich abseits von „nur zum Spaß“ mit den komplexen Choreografien zu beschäftigen. Wenigstens wurde an der Option festgehalten, zu zweit abtanzen zu können, wobei die Bewegungserfassung hier ebenso gut und unproblematisch funktioniert wie solo.
Ich und Freundin haben schon etwas getanzt. Harmonix hat das neue Kinect echt gut im Griff. Macht Spaß und fordert. Kommt mir auch schwerer vor als die alten Teile.
Für 10,- recht ordentlich. Man kann sich dann nach und nach seine Lieder zusammenstellen.
Sind zufrieden.
Wo ist das Testvideo?
Ich will Mathias Limbo tanzen sehen