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Deemo -Reborn- (Musik & Party) – Melancholisches Musikabenteuer

Mit Deemo Reborn bringt Rayark Games eine ungewöhnliche Mischung aus Musikspiel und Rätselabenteuer auf die PS4. Ursprünglich feierte der Titel auf mobilen Plattformen seine Premiere, wurde für den Auftritt auf der Sony-Konsole aber stark erweitert. Die PS4-Umsetzung bietet nicht nur eine Vertiefung der rührenden Geschichte, sondern auch einen VR-Modus. Wir haben für den Test in die Klaviertasten gegriffen…

© Rayark / Unties / Sony / Rayark

Stummer Pianist

Melancholische Piano-Klänge füllen den rundlichen, kleinen Raum, der sich in die Höhe streckt. Am Klavier sitzt Deemo, der durch seine hagere Gestalt und die schwarzen Klamotten zwar auf den ersten Blick eine gewisse Ähnlichkeit mit dem schaurigen Slenderman aufweist, aber im Zusammenspiel mit der ruhigen Musik nicht sonderlich bedrohlich wirkt. Stattdessen strahlt er eine gewisse Melancholie, Traurigkeit, aber auch Gutmütigkeit aus – ein Eindruck, der sich verstärkt, als ein kleines Mädchen durch die kleine Öffnung an der Decke in einem gleißenden Licht zum Boden schwebt und dem Pianisten fortan Gesellschaft leistet.

Zwar kann Deemo nicht sprechen, doch entwickelt sich schnell eine Art unsichtbares Band, das die beiden verbindet und den Verlauf der rührenden Geschichte bestimmt, über die an dieser Stelle kein weiteres Wort verloren werden soll. Allerdings sei angemerkt, dass die Handlung hier nicht nur einen größeren Stellenwert einnimmt als beim mobilen Original, sondern auch aufwändiger inszeniert wird. Trotzdem sollte man nicht zu viel erwarten. Hinzu kommt, dass ausschließlich japanische Sprachausgabe mit Untertiteln geboten wird. Alleine dieser Fakt dürfte schon manche Leute abschrecken, doch kommt noch erschwerend hinzu, dass die Untertitel lediglich auf Englisch, nicht aber auf Deutsch übersetzt wurden.

VR schlägt TV-Modus

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Zwischen Deemo und dem kleinen Mädchen besteht eine mysteriöse Verbindung. © 4P/Screenshot

Als Spieler übernimmt man im TV-Modus mit dem DualShock die direkte Kontrolle über das namenlose Mädchen, während die Mechanik im VR-Modus mit den Move-Controllern zu einer indirekten Point’n’Click-Steuerung umfunktioniert wird, die sich sogar noch besser anfühlt. Hier erkundet man die Umgebung, interagiert mit ihr und stolpert z.B. über Notenblätter, die nur darauf warten, aufgesammelt zu werden.

Nicht umsonst steht das Klavier im Raum, mit dem man ebenfalls interagieren und die gesammelten Songs spielen kann. Allerdings greift nur Deemo in die Tasten und nicht das kleine Mädchen – dessen wird man sich erst im VR-Modus tatsächlich bewusst, in dem die knochigen Finger des Pianisten eingeblendet und mit den Move-Controllern bewegt werden. Erreichen die Symbole den unteren Rand, tippt man sie einfach an als würde man quasi „Luft-Klavier“ spielen. Tatsächlich stellt sich hier ein prima Gefühl und die schöne Illusion ein, selbst am Flügel zu sitzen. Beim Spielen mit dem DualShock-Controller im TV-Modus ist das Gegenteil der Fall: Zwar gibt es hier noch einen normalen Schwierigkeitsgrad zwischen leicht und schwer, doch fühlen sich die Arrangements generell viel sperriger und unnötig kompliziert an. Es fällt schwer, in die Musik zu versinken, wenn man mehr mit den Gedanken beschäftigt ist, für welches Symbol man welche Taste auf dem Controller drücken muss. Spaß kommt dabei kaum auf – vor allem, wenn man das großartige Spielgefühl in VR als Vergleich heran zieht. Daher ist es mir auch ein Rätsel, warum man die Move-Steuerung nur in der virtuellen Realität, aber nicht als zusätzliche Option im TV-Modus nutzen darf. Technisch hätte man das sicher problemlos bewerkstelligen können. Alles wäre jedenfalls besser als diese krampfige DualShock-Bedienung während der Song-Sequenzen.

Klänge statt Gießkanne

Schon nach dem ersten Lied sieht man die positiven Auswirkungen der Klimperei: Mit jedem abgeschlossenen Song wächst und gedeiht ein Baum. Je besser man performt und je höher der Schwierigkeitsgrad, desto größer fällt der Wachstumsschub aus. Und damit die Hoffnung des kleinen Mädchens, das Gemäuer irgendwann wieder durch die Öffnung in der Decke verlassen zu können, durch die es gefallen ist.

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Zwischen den Musik-Abschnitten muss man kleine Rätsel bewältigen. Hier müssen z.B. Bücher in der richtigen Reihenfolge angeordnet werden. © 4P/Screenshot

Der Umkehrschluss ist klar: Man muss so viele Stücke so gut wie möglich aufführen, um das Gewächs mit Klängen anstatt Wasser zu gießen. Doch die Suche nach den dringend benötigten Notenblätter der insgesamt 60 Songs gestaltet sich nicht so leicht wie zunächst vermutet. Zum einen flattern neue Partituren erst dann vom Himmel, wenn der Baum eine bestimmte Höhe erreicht hat. Gleiches gilt für den Zugang zu neuen Räumen innerhalb des Gemäuers. Zum anderen warten außerdem diverse Umgebungsrätsel, um in der Geschichte voran zu schreiten und Zugriff auf weitere Songs zu bekommen. Da müssen z.B. Bücher in der richtigen Reihenfolge sortiert, Schalter umgelegt oder bestimmte Instrumente herausgehört werden. Trotzdem wird der Fortschritt manchmal künstlich gebremst und man ist gezwungen, vorhandene Tracks mehrmals zu performen, um dem Baum weitere Wachstumsschübe zu bescheren. Das ist deshalb möglich, weil die Aufführung eines Songs in einem anderen Schwierigkeitsgrad genauso gewertet wird wie ein komplett neues Stück. Aufgrund der dritten Stufe, die nur im TV-Modus zur Verfügung steht, geht es dort entsprechend etwas schneller voran. Abseits der 60 enthaltenen Songs wird man sich weitere Lieder via DLC dazukaufen können – aktuell ist der Shop allerdings noch leer. Das dürfte sich aber noch ändern: Die Song-Bibliothek von Deemo umfasst mittlerweile mehr als 300 Stücke!

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