„War. War never changes.“
Selten haben vier Worte einen so tiefen Eindruck bei mir hinterlassen, dass ich immer wieder das alte Fallout aus der Versenkung hole. Nur um die Einführung zu sehen. Die bedrückenden Bilder des Krieges. Leise, unspektakulär, von einer kalten Stimme getragen flimmern sie über die Mattscheibe. Sie machen Angst vor einer Welt nach der atomaren Vernichtung. Aber sie warnen nicht, sie klagen nicht an, sie berichten nur vom Schweigen der Opfer.
Aber das ist nicht Defcon. Ganz offensichtlich bedient
sich der Strategietitel anderer Mittel als die Einführung in Fallout, doch er hinterlässt genau dieselbe kalte, stille Leere. Dabei berichtet Defcon nicht von den Auswirkungen atomarer Vernichtung. Defcon
ist der Krieg selbst – jene Hand voll Stunden, in denen Atomraketen vom Boden, aus dem Wasser und aus der Luft starten, um als Feuerregen über den Städten eurer Gegner niederzugehen. Wenn sie aufschlagen, gibt es keinen Knall, keine Explosion. Ihr hört ein tiefes, dunkles Brummen aus dem Subwoofer. Alles, was ihr seht, ist ein gleißender weißer Punkt und eine Zahl über dem getroffenen Ziel – die Zahl der Toten.
Aber so banal die Beschreibung klingen mag und so minimal die Bilder auch wirken, so eindringlich ist ihr Effekt. Sie erzählen keine Geschichte. Sie machen klar, dass ein nuklearer Krieg keine Helden kennt, keine tollkühnen Schlachten, keine Namen. Sie zeigen auf erschütternde Weise, wie einfach das Walten der Befehlshaber in ihren sicheren Bunkern ist, mit welcher Kälte sie Zahlen von der Landkarte radieren.
„Everybody dies.“
Jeder stirbt. So einfach ist das. Diese Formel ist euer Leitfaden und beschreibt in zwei Worten alles, worum es geht. Eure Städte werden brennen. Ihre Bewohner werden sterben. Und wenn der stille Wahnsinn ein Ende hat, habt ihr entweder mehr Menschen getötet als eure Gegner oder mehr Verluste zu beklagen als der Feind. Eine Tabelle, ein „Game Over“, das ist alles. Selbst für den Sieger. Ihr erfahrt nicht einmal, warum der Krieg ausbricht. Es gibt kein schickes Intro, keine packende Story, keine umfangreiche Charaktererstellung, keine erklärenden Textfenster, kein hollywoodreifes Voice-Acting. Wenn ihr Defcon startet, wisst ihr einfach, dass ihr den Nuklearschlag ausführen müsst.
Aber wie sind die unabhängigen Entwickler von Introversion Software eigentlich darauf gekommen, dieses bedrückende Szenario in ein Spiel zu packen? Die Antwort heißt WarGames. Der Film aus dem Jahr 1983 erzählt von einem Hacker, der sich Zugang zu einem Militärcomputer verschafft und dort zum einem Spiel aufgefordert wird: Russland gegen USA. Das Spiel wird auf einer
Beim Erstellen einer Partie könnt ihr an ausreichend Hebeln drehen, um die Regeln der Runde nach euren Vorlieben zu gestalten. |
Karte ausgetragen, in der lediglich die Grenzen von Kontinenten und Ländern sowie die Positionen von Städten und Einheiten verzeichnet sind. Und genau diese Ansicht habt ihr in Defcon vor Augen.
Was ihr wollt
Bis zu sechs Teilnehmer tragen den Krieg online untereinander aus – verteilt auf Europa, Nord- und Südasien sowie Nord- bzw. Südamerika. Sie können jederzeit Allianzen schließen, Bündnisse brechen oder alleine gegen den Rest antreten. Wahlweise setzt ihr auch den Computer als Befehlshaber ein. Nerven kostet die Tatsache, dass viele Spieler dazu neigen, sich zusammenzuschließen, nur um den Vertrag genau
dann zu brechen, wenn die Bombardierung eines Partners viele Punkte verspricht. Wenn ihr von Verrat nichts haltet, öffnet ihr besser selbst ein Spiel und stellt die Möglichkeit des Überlaufens ab.
Defcon macht das Anlegen einer Partie denkbar einfach: Klickt auf New Game (es gibt leider keine deutschen Texte) und schon könnt ihr neben der Anzahl der Spieler auch regeln, wie viele Gebiete jeder Teilnehmer übernehmen soll, wie lange das Spiel höchstens dauern wird, ob die Territorien zufällig verteilt werden oder wie viele Städte und Einwohner es dort gibt. Ihr könnt auch Beobachter zulassen, die eure Partie teilnahmslos unter die Lupe nehmen. Je nach Einstellung dürfen sie dabei nicht mit den kriegsführenden Parteien chatten – wobei es mir in zwei Wochen nie passiert ist, dass ein Beobachter Hinweise auf die Stellungen gegnerischer Einheiten gibt. Nicht zuletzt müsst ihr euch für eine von sechs Spiel-Varianten entscheiden: Office Mode erlaubt keine Zeitbeschleunigung und endet nach maximal sechs Stunden (ideal für einen Arbeitstag im Büro), wohingegen Speed Defcon im maximalen Zeitraffer abläuft. Letzteres empfehle ich nur versierten Schnellklickern, denn für Normalsterbliche ist sinnvolles Taktieren hier kaum möglich. Entscheidet ihr euch für Diplomacy, seid ihr zu Beginn
alle Teil derselben Allianz und seht genau, wo jeder seine Raketensilos und Flughäfen platziert. Wer wagt es als Erster, sich gegen den Rest der Welt zu stellen? Wenn ihr viel Zeit habt, klickt ihr hingegen BigWorld an, was die Größe der
Weltkarte verzweifacht und die Menge der Einheiten mehr als verdoppelt.
5… 4… 3… 2… 1
Und dann geht es los. Ihr blickt auf die
Defcon 5: in Friedenszeiten – keine erhöhte Alarmbereitschaft Quelle: Wikipedia |
Weltkarte, auf der zunächst nur die Städte aller kriegsführenden Parteien vermerkt sind. Raketensilos, Radarschirme, Flughäfen sowie eure Flotte (zwölf Schlachtschiffe, zwölf Flugzeugträger, zwölf mit Atomsprengköpfen beladene U-Boote) platziert ihr entweder zu Beginn oder nachdem die ab Defcon 4 funktionierenden Radarschirme ein Bild der direkten Umgebung liefern. Das Spiel ist unterteilt in fünf Phasen: Ab Defcon 3 könnt ihr keine Einheiten mehr platzieren und erst dann dürfen eure Schiffe und Flugzeuge feuern. Atomraketen lassen sich nur während Defcon 1 zünden. Diese Phase dauert bis zum Ende der Runde an. Aber wozu die Einteilung? Zum einen sorgt sie für einen strukturierten Ablauf (erst Truppen setzen, dann Krieg führen) und zum anderen simuliert sie die Verteidigungszustände (Defense Condition) des US-amerikanischen Militärs. Mehr dazu im grauen Kasten nebenan.
Aha, also wenn bei CoD Menschen niedergeschossen werden ist es nicht so schlimm als wenn auf einer Landkarte der Atomkrieg dargestellt wird ?
ist klar ...
ohoh ACHTUNG Grundsatzdiskusion! ;o)
Aber hast recht, Augen verschliessen war schon immer die bessere Alternative.........
Ich habe es selbst mal getestet und fand es langweilig, werde es mir jetzt aber nochmal ansehen.
Finde es aber super das so ein Thema mal aufgegriffen wird denn es regt tatsächlich zum nachdenken an, und das will in der heutigen Zeit was heissen! Und es ist keinesfalls Geschmacklos dargestellt.
Absolut langweilig ! und sau Asozial darüber ein Game zu machen.
mit verlaub, aber ist es nicht eher ein schlechtes zeichen, wenn man während dem zocken noch genügend zeit hat um zu arbeiten?^^
werd mir das spiel auf jedenf all anschauen, scheint ne ziemliche überraschung zu sein *thumbsup*
defcon ist einfach genial.
ein so einfaches spielprinzip, das mich stundenlang am bildschirm fesselt!
ich mache es oft so, dass ich auf meinem 2. monitor defcon laufen lasse und auf dem anderen monitor normal weiterarbeite
man sollte defcon auf jeden fall ne chance geben, und für den preis bekommt man wirklich spielspaß geschenkt!