Der richtige Rhythmus
Die Sims sind schon aus Gewohnheit umtriebig: Nach ihrem PC-Einstieg tummelten sie sich auf GameBoy, Konsolen, selbst vor Mobiltelefonen machen sie nicht halt. Wieso eigentlich? Was ist der Reiz daran, ihnen beim Kochen zuzusehen, sie zu beobachten, wenn sie sich über eine verstopfte Toilette ärgern, angeregt plaudern, Nachwuchs erziehen oder auf dem Laufband ihre Fitness verbessern? Zum großen Teil genau das: Man kann einfach zuschauen oder die Sims aktiv durchs Leben leiten. Auf dass ihr großer Traum – etwa ein erfolgreicher Geschäftsmann oder Sportler zu werden – wahr werde. Dabei müssen sie, bzw. muss man, den Haushalt in Schuss halten, Freundschaften pflegen, Besorgungen erledigen und natürlich zur Arbeit gehen. Wer all das unter einen Hut kriegen will, braucht auch bei Die Sims 3 einen ausgeglichenen Rhythmus. Schließlich muss man bei all dem auch Grundbedürfnisse wie Schlaf, Hunger oder Sauberkeit im Auge behalten.
Das simsische Doppel
Wie auf PC und Konsole beginnt das Abenteuer Leben mit dem Erstellen des ersten Sims: Männlein oder Weiblein? Blond oder brünett? Rotes Top oder Lackschuhe? Man erstellt dabei keine eigenen Designs für Shirts oder Hosen und die Auswahl an Kleidung ist überschaubarer als auf den stärkeren Systemen. Ähnliche Einschränkungen warten später beim Hausbau, der mit dem Stylus aber erfreulich geschwind von der Hand geht. Im Gegensatz zu den anderen Plattformen hat man aufs Alter übrigens keinen Einfluss. Kein Wunder: Die DS-Sims tragen stets dieselben Jahresringe, sterben deshalb nicht und müssen sogar auf Nachwuchs verzichten. Zum auszüglichen »Woo-Hoo« kommt es hier deshalb selbst nach beharrlichem Flirten nicht.
Auch lenkt man am DS die Geschicke von höchstens zwei Sims – mehr schafft Nintendos Kleinster nicht. Der versuchte Ausgleich: Auf Wunsch übernimmt man die Steuerung eines der zahlreichen bereits vorhandenen Haushalte, anstatt einen Neuling zu »erziehen«.Zombieville meets The Sims: Die DS-Version kommt dem PC-Original verblüffend nahe – kämpft aber von mit technischen Schwächen.
Dass Geschickelenker mit Handheld kürzer treten müssen, liegt in der technischen Natur der Sache. Ich vermute allerdings, dass sie kürzer treten müssen als nötig wäre. Denn so hässlich wie die Sims in Nahaufnahme dreinschauen, sollten selbst DS-Avatare nicht aussehen! Und nicht nur das: Will man ein Ziel aussuchen, fährt die Kamera mit müden Schwenks über recht klobige Gebäude, anstatt die Stadt in einer Komplettansicht einzufangen. Ist ein Sim in einem großen Haus unterwegs, kriecht die Kamera sogar im Schneckentempo über das Grundstück. Die Ladepausen bei jedem Betreten und Verlassen eines Grundstücks unterbrechen das Spielgefühl nur zusätzlich. Umso ärgerlicher, dass sich die Avatare nicht wie auf PS3 und Xbox 360 per »Fernsteuerung« lenken lassen – immer muss man erst ihren Aufenthaltsort laden. Vielleicht wäre es besser gewesen, auf Zombieblicke sowie umständliche Stadtführungen zu verzichten und den DS-Sims ein eigenes technisches Gesicht zu verpassen. Schon alleine, weil die Stadt bedeutend weniger belebt ist als auf anderen Systemen, hätte ich gerne auf die dreidimensionale Darstellung verzichtet. Was bringt es mir schon, das unscheinbare Gebäude zu beobachten, in dem mein Sim gerade arbeitet? Das Zeitraffer beschleunigt den Ablauf u.a wegen der aufwändigen Grafik ja viel zu unscheinbar.
Der Tresen ist besetzt!
Das gilt auf für die Nachtruhe, während der man zu lange praktisch tatenlos zuschauen muss. Viel schlimmer: Legt man einen Sim ins Bett und lädt sich dann zu seinem Hausgenossen, der anderswo arbeitet oder feiert, steht der Schläfer selbstständig auf und stellt sich vor sein Haus – egal, ob der »Freie Wille« ein- oder ausgeschaltet ist! Man muss sich ohnehin direkter um die Belange seiner Zöglinge kümmern als an PC und Konsole, doch solche Fehler frustrieren ungemein! Ich habe auch erlebt, wie meine Sims den Herd nicht säubern wollte, weil der Tresen angeblich in Gebrauch war. Dem war mitnichten so – der Herd dreckt aber noch heute vor sich hin. Unfein auch, dass sich Mit-Sims immer wieder in Unterhaltungen einmischen, dass Freunde trotz Verabredung nicht zum Treffpunkt kommen und dass Sims mit aktiviertem »Freiem Willen« so lange dem Bett fernbleiben bis sie bewusstlos umkippen. Nicht zuletzt sind die Gesprächsoptionen in Unterhaltungen so unübersichtlich angeordnet, dass man mehr das Gefühl hat, in einer Tabellenkalkulation zu navigieren, anstatt Konversation zu führen. Die allgemeine Menüführung leidet ohnehin unter unverständlichen Symbolen und einigen zu kleinen Menüpunkten.
Es ist nicht alles schlecht im DS-Simsland. Die Entwicklungs-Möglichkeiten für die Sims mit ihren so unterschiedlichen Charaktereigenschaften und Lebenszielen sind z.B. auch auf dem Handheld enorm! Sie gestikulieren nach wie vor wunderbar tollpatisch bis überheblich und bleiben dabei stets sympathisch. Wer Wünsche aussucht und sie seinen Avataren erfüllt – nur zwei dürfen es hier pro Sim sein – erhält Punkte, die Belohnungen freischalten und auch die Sims der DS-Fassung machen von den auf Konsolen eingeführten Karmakräften Gebrauch. Zwar muss man zunächst kryptischen Hinweisen nachgehen, um eine freigeschaltete Kraft auch aufzulesen, aber Instant-Zufriedenheit und andere Bequemlichkeiten entschädigen für den Ärger.
Die Sims 3 (Simulation) – Die Sims 3
Auf der einen Seite muss man den Hut ziehen: Anstatt Die Sims auf eine Sammlung von Minispielen zu reduzieren, packt EA bzw. Entwickler Maxis tatsächlich den gesamten dritten Teil auf das winzige DS-Modul – Respekt! So können sich Menschenlenker auch unterwegs um ihre virtuellen Dickköpfe kümmern. In einer ganzen Stadt dürfen die sich nach Herzenslust austoben. Aber das ist eben nur die eine Seite…
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