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Diplomacy (Taktik & Strategie) – Diplomacy

Das Brettspiel Diplomacy lebt seit jeher vom Austausch mit den anderen Mitspielern, der für den Sieg der eigenen Nation unerlässlich ist. Dafür lassen sich Abkommen vorschlagen, abschließen und brechen. Bislang sind Umsetzungen für den Computer daher meist an der schwachen KI gescheitert, die an den Mensch nicht rankam. Können die Hearts of Iron-Macher das Problem lösen oder scheitert auch ihre Versoftung daran?

© Paradox Interactive / Paradox, Mindscape

Umständliches Handling

Umständlich verhandelt wird auch auf der Karte, mit dem Unterschied, dass die winzige Sprechblase oben aktiviert ist.

Leider ist die Bedienung alles andere als eingängig, weshalb damit auch gestandene Diplomacy-Veteranen ihre liebe Mühe haben dürften. Das Bewegen der eigenen Truppen funktioniert noch einigermaßen, das Verhandeln mit den Gegnern entpuppt sich aber als viel zu kompliziert. Zum Verhandeln schaltet ihr umständlich in ein eigenes Menü, das der normalen Karte jedoch bis auf i-Tüpfelchen gleicht. Was hier an Truppenschiebereien abgeht, stellt aber jegliche Aufzeichnung des aus der Schule berühmt-berüchtigten Bismarckschen Bündnissystems spielend in den Schatten. Leider passiert es dabei öfters mal, dass ihr nach den Verhandlungen vergesst, wieder umzuschalten und schon wieder fleißig Befehle erteilt, die dann alle umsonst sind. Das alles wird erschwert durch die 3D-Darstellung, die exaktes Anklicken des Landes zur Geduldsprobe werden lässt.

Chaotische KI

Noch ein weiterer Umstand führt dazu, dass Diplomacy nicht so viel Spaß macht wie gegen menschliche Spieler: Die KI erweckt nicht den Eindruck, dass ihr gegen echte Menschen spielen würdet. Obwohl die Aggressivität der KI beim Erobern in Ordnung geht, laufen die Partien stets ähnlich ab. Das liegt etwa daran, dass die Computergegner nicht darauf achten, ein zusammenhängendes Land zu formen. Sie rücken nämlich ohne Rücksicht vor, erobern ohne erkennbares Marschziel und nehmen auch einen unsinnigen Ländertausch in Kauf. So etwas wie einen Erbfeindstatus kennt die KI nicht, denn sie verhandelt mit jedem. Das führt dazu, dass die Karte nach wenigen Runden wie ein orientalischer Flickenteppich aussieht, bei dem Enklaven die Regel sind. Natürlich zählen auch Länder, die vom Feind umschlossen sind, sie bieten aber einige taktische Nachteile, die die KI in Kauf nimmt. Wer angesichts dieser Schwächen lieber gegen menschliche Gegner ziehen will, ist auf LAN und Internet angewiesen. Einen Hot-Seat-Modus an einem Computer gibt es nicht.

Lieblos bis lächerlich

Mimik und Geräusche eurer Feinde während der Auswertung sind schlicht zum Lachen.

Optisch und akustisch könnte Diplomacy durchaus mehr bieten, denn die Gestaltung ist eher lieblos. Die 3D-Ansicht der Karte ist grob, ohne Details und letztlich nur verwirrend, da eine flache Karte sogar besser geeignet wäre, um die Einheiten leichter anzuvisieren. Dass ihr die Ansicht drehen und zoomen könnt, ist nun wirklich völlig unwichtig, da es in der Nahsicht nicht mehr zu sehen gibt als aus der Ferne. Bei den paar Einheiten ist genaueres Hinschauen auch gar nicht nötig. Die dummen Gesichter der Computergegner sind ein netter Einfall, der aber schlecht umgesetzt wurde. Die Animationen sind nicht synchron, so dass ihre Mimik letztlich unverständlich bleibt. Die obszönen Stöhnlaute, die sie als einzigen Laut von sich geben, sind sogar schlicht lächerlich. Ansonsten gibt es kaum etwas zu hören, da es keine Geräusche gibt und auch sonst Musik läuft. Richtig wichtig ist das alles nicht, da es sich um Äußerlichkeiten handelt.
     

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