Im Futter liegt die Wahrheit
Meine Insekten haben die Wahl, was neben den Gräsern demnächst auf ihrem Speiseplan steht: Vielleicht Larven? Oder Sonnenlicht? Ich entscheide mich für Wasser, denn in der Nachbarschaft meiner Heimatgebiete liegt ein entsprechendes blaues Plättchen aus. Falls meine Art dorthin zieht, kann sie dort nicht nur überleben, sondern vielleicht auch die Dominanz in diesem Hexfeld erreichen. Denn darum geht es Runde für Runde in dieser kreativen Evolutionstaktik von GMT. Die kalifornischen Brettspielherausgeber, die sich seit 21 Jahren auf komplexe Strategie und Wargames spezialisiert haben, wagen sich zum ersten Mal an eine iPad-Umsetzung.
Und wer das Original von Chad Jensen kennt, wird sich auf dem Touchscreen schnell zurechtfinden: Aktionsfiguren setzen, über Nahrung spezialisieren, Feinde vorausschauend übervorteilen, bei Bedarf auswandern, Vergletscherungen einleiten und Gebiete erobern sowie entdecken. Die Steuerung ist einfach, die Präsentation vielleicht nicht so brillant und edel wie sie hätte sein können (man denke an Carcassonne), aber stilistisch dem Brettspiel nachempfunden und zweckmäßig; hinzu kommt kontextsensitive Hilfe in nahezu jedem Aktionsbereich. Schön ist, dass man beim Spielaufbau viele Optionen einstellen kann: Zufällige Arten- und
Kartenwahl, alternative Regeln für zwei oder drei Spieler, weniger Aktionspunkte oder Dominanzkarten. Letztere sind entscheidend für den Sieg, denn neben wertvollen Punkten lösen sie teilweise verheerende Ereignisse aus. Aber wann bekommt man sie?
Alleine gegen fünf Computerarten
Dominant ist jenes Tier, das auf einem Feld die meiste Nahrung findet. Das ist gar nicht so einfach, denn das Angebot an Gras, Larven, Fleisch, Samen, Sonne und Wasser verändert sich im Laufe der Zeit. Und das nicht nur durch Zufall, sondern über Aktionen der anderen Spieler: Man kann sich quasi das Futter stehlen oder es gezielt auslegen. Ziel ist es, die nahende Eiszeit mit den meisten Siegpunkten zu erreichen.
Bis zu sechs Spieler haben an einem iPad oder im lokalen Netzwerk (Internet über GameCenter wird nicht unterstützt) die Wahl zwischen Säugetieren, Reptilien, Vögeln, Amphibien, Spinnen und Insekten. Und wer will, kann auch alleine gegen die KI spielen, wobei es leider nur zwei
Schwierigkeitsgrade gibt, die man als Kenner des Brettspiels recht zügig besiegt.
Am Anfang ist noch alles gerecht verteilt: Auf fünf Hexfeldern teilen sich alle sowohl Land als auch Nahrung. Aber schon bald wächst die Welt, denn man kann Felder anlegen – darunter Wüsten, Wälder, Meere, Sümpfe und Gebirge.
Je nach Terrain ergeben sich bei den regelmäßigen Wertungen unterschiedliche Siegpunkte: Wer das Meer beherrscht, bekommt satte neun; wer das Gebirge beherrscht lediglich zwei. Das Besondere an Dominant Species ist nicht nur, dass es eine Fülle an Möglichkeiten gibt, seine Spezies auf die Siegerstraße zu bringen: Man muss sich auch immer an neue Situationen anpassen – eine ausführliche Analyse der Spielmechanik findet ihr in unserem Brettspieltipp.