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Dorfromantik (Taktik & Strategie) – Zen-Landschaftsbau

Je nachdem aus welchem Umfeld man kommt, dürfte der Begriff „Dorfromantik“ ganz andere Assoziationen auslösen. Während die einen vielleicht von Gülle, Traktoren und Langeweile genug haben, zieht das Landleben die anderen mit seiner vermuteten Idylle an. Spieler können jetzt zumindest digital eine ruhige Puzzlekugel zwischen Kühen und Feldern schieben. Die gemütliche Legetaktik von Toukana Interactive ist am 25. März für knapp acht Euro in den Early Access gestartet – wir haben es getestet.

© Toukana Interactive / Toukana Interactive

Carcassonne lässt grüßen

Erstmal ein Lob an das vierköpfige Team, dass man sich in dieser Flut an kleinen Spielen für ein eher ungewöhnliches Konzept in der Tradition des „Zen-Gaming“ entschieden hat – das mich als Brettspieler zusammen mit dem Titel neugierig gemacht hat. Es gibt ja sehr viel Auswahl an großer Aufbaustrategie à la ANNO 1800 oder aktuell Endzone – A World Apart sowie Nebuchadnezzar mit komplexen Rohstoff-, Gebäude- und Warenketten, die ich auch gerne mag, aber eher wenig reduzierte Legetaktik mit entspanntem Puzzleflair.

Allerdings ist der Name „Dorfromantik“ letztlich innovativer als das Spieldesign, denn das steht natürlich in der Tradition von Carcassonne, mit dem Klaus-Jürgen Wrede im Jahr 2000 einen Klassiker schuf, der schon zig mal digitalisiert wurde. Das ist jedoch keine spezielle Kritik, denn letztlich ist nahezu jedes Spiel das Zitat eines anderen – nur ganz wenige sind wirklich innovativ im Wortsinne. Die komplette Spielewelt besteht aus einem nicht enden wollenden Kreislauf der Beeinflussung – die Kunst besteht darin, inspiriert anzuknüpfen, anstatt plump zu kopieren. Und das gelingt den Berlinern mit einigen Abwandlungen.

Eine Landschaft entsteht

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Dorfromantik wurde vom Medienboard Berlin-Brandenburg finanziell gefördert und beim Deutschen Computerspielpreis in den Kategorien Bestes Familienspiel, Bestes Nachwuchsspiel und Bestes Gamedesign nominiert. © 4P/Screenshot

Zu Beginn besteht die Landschaft nur aus einem Feld mit sechs möglichen Anbauflächen. Aber auf der rechten Seite wartet schon der jeweils zufällig erstellte Stapel aus weiteren sechseckigen Teilen. Darin verbergen sich Ebenen, Wälder, Felder, Dörfer sowie alle möglichen Mischformen, so dass man auch wenige Häuser mit Bäumen oder Flüsschen, Wiesen mit etwas Zugstrecke oder zig andere Elemente ziehen kann – so entsteht immer eine neue Landschaft samt frischer Herausforderungen.

Denn für jedes gelegte Plättchen erhält man Punkte, wobei die Art der Platzierung relevant ist. Es ist sinnvoll zusammen hängende Landschaften wie weite Wälder oder große Siedlungen zu erstellen, indem man die Teile entsprechend dreht sowie vorausschauend legt. In regelmäßigen Abständen tauchen zudem Aufgaben auf, die z.B. erfordern, dass man eine bestimmte Anzahl an Flüssen oder einfach 50 Bäume in seinem Wald vorweisen kann. Da diese aufeinander aufbauen, man bald vielleicht 100 Bäume braucht, lohnt sich die stete Weiterentwicklung.

Aufgaben mit Bonuspunkten

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Aus zufällig gezogenen Teilen legt man eine Landschaft aus. © 4P/Screenshot

So sammelt man fast nebenbei Bonuspunkte, während man bei einer Vervollständigung beobachten kann, wie z.B. Züge auf den fertig gestellten Gleisen oder Schiffe auf dem weit verzweigten Fluss dahin tuckern. Mit der Zeit schaltet man weitere Aufgaben sowie Plättchen frei, darunter Windmühlen, Wasserbahnhöfe, Lavendelbiome, Fjorde & Co. All das bereichert das Landschaftsbild sowie die Tierwelt, wirkt sich aber nur dezent auf die taktischen Möglichkeiten aus, so dass man von Kuhmuhen, Hahngekrähe und Klavierklängen begleitet fast medititativ seine Teile auslegt. Irgendwann ist der Stapel an Teilen jedenfalls verbraucht und dann heißt es Game Over mit einer Highscore.

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Wenn der Stapel leer ist, wird abgerechnet. Es entstehen auch Sackgassen, wie das weiße X zeigt. © 4P/Screenshot

Es gibt also einen gewissen Anspruch und man kann auch Fehler machen, wie z.B. zu früh spezielle Landschaften abzuschließen, so dass sie nicht mehr wachsen können. Die Steuerung ist mit Drehung und Zoom präzise, nur ist nicht immer ganz klar, wie sich die Teile nach dem Anlegen deformieren bzw. umwandeln, so dass auch mal unfreiwillig Sackgassen entstehen. Zwar sorgt die automatische Eindämmung von z.B. Wasserläufen auch für Komfort, aber nicht immer entspricht das Ergebnis der territorialen Vorstellung – eine Undo-Funktion wäre vielleicht hilfreich gewesen.

Auf lange Sicht geht dem enstpannten Platzieren zudem ein wenig die Puste aus. Vielleicht kann ja der angekündigte Kreativ-Modus noch Abhilfe schaffen. Das liegt auch daran, dass sich der Aquariumeffekt, also das genüssliche Beobachten kleiner Abläufe, in Grenzen hält. Immerhin gibt es in der hübschen Pastellkulisse kleine Animationen wie Zugvögel, drehende Windmühlräder & Co. Das abstrakte Brettspieldesign kann also eine gewisse Ästehtik aus der Distanz erzeugen, aber am großen Bildschirm vermisst man mehr Details aus der Nähe – hier lohnt sich letztlich kein Reinzoomen in einen Mikrokosmos oder gar ein Dorf, so dass eine mobile Umsetzung für Android oder iOS nahe liegt.

  1. Das klingt doch mal richtig gut. Und es sieht so bezaubernd aus. Wirklich richtig entspannt puzzeln und legen. Das würde ich dann aber, obwohl ich sonst kein einiges Spiel auf dem Smartphone spiele, darauf genießen wollen als mich da extra vor den PC zu setzen. Vllt auch auf Konsole. Auf jeden Fall mal was anderes und etwas, dass mich ohne großen Wettstreit und das ewige Geballer sehr anspricht.

  2. Das optimale Spiel für das Ipad und Co.
    Gibts das da auch?
    Für PC wäre es nicht so meins. Aber mit dem Tablet auf der Couch / Klo optimal.
    Mir gefällt die Art des Spiels.

  3. Habe mir Townscaper geholt gehabt wo aber schnell die puste raus war. Hier dürfte mit den Quests und denn doch etwas mehr planen der Spass länger bleiben
    Na wenn das nicht nach einem PUR Marktplatz game schreit :)

  4. Danke für den Test. Wenigstens mal ein ein Spiel, bei dem es (abseits vom Sport- oder Puzzlegenre) nicht ums abmurksen von irgendwem / irgendwas geht und obendrein noch qualitativ überzeugen kann.

  5. Ich habe mir vor ein paar Tagen das Preview von WritingBull in Begleitung eines Entwicklers angeschaut. Kann dem ganzen aber leider nicht viel abgewinnen.

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