Eine Tendenz, die man beim nächsten Projekt von Snowblind, immerhin einem der Teams, das das Genre maßgeblich geprägt hat, ebenso findet wie hier, ist das Bedürfnis nach ausgefeilten Dialogen und einem System von Entscheidungen und Konsequenzen. Die Gespräche sind zwar inhaltlich interessant, die Inszenierung mit der ewig gleichen Kameraperspektive ist jedoch einschläfernd. Die Kämpfe zeigen sich ebenso dynamisch wie effektgeladen.
Die Gespräche hinterlassen dabei sowohl inhaltlich als auch hinsichtlich deutscher Sprecherauswahl einen größtenteils guten Eindruck. Per Multiple Choice kann man sich an Ästen der zumeist umfangreichen Dialogbäume entlang hangeln, wobei es leider innerhalb der Unterhaltung selten zu Situationen kommt, in denen man nicht mehr zu den noch offenen Fragen oder Antwortmöglichkeiten zurückkommt. Hier wird Konsequenz relativ klein geschrieben.
Ähnliches kann man für die Konsequenzen sagen. Diese zeigen nur in Ausnahmefällen Auswirkungen auf den direkten Verlauf und sind auch an kein Moralsystem gekoppelt, nach dem z.B. die Bevölkerung im Zweifel anders auf die Helden reagiert. Erst im letzten Viertel nimmt die Dramaturgie Fahrt auf, ohne jedoch wirklich auf Touren zu kommen. Viele der Auswirkungen der getroffenen Entscheidungen werden erst im Epilog erzählerisch dargestellt.
Und wenn man innerhalb der Story in eine knifflige Situation kommen könnte, haben die Entwickler dafür gesorgt, dass man nicht in eine Sackgasse gerät und alles dem Vorankommen der Kampagne untergeordnet.
Dennoch ist dieser rudimentäre Ansatz innerhalb des Genres eine sinnvolle Ergänzung – noch sinnvoller wäre es allerdings, wenn die durchaus mit solchen Systemen vertrauten Entwickler von Obsidian (Knights of the Old Republic 2, Neverwinter Nights 2, Fallout New Vegas) mehr Mut und Kompetenz an den Tag gelegt hätten.
Gemeinsam ist man stärker?
In der Theorie ja. Doch in der Praxis ist es unverständlich, wie Obsidian einen derart mauen und in einigen Punkten sogar mangelhaften Mehrspieler-Modus abliefern kann. Auf Konsolen wohlgemerkt, da sich die PC-Version zum gegenwärtigen Zeitpunkt auf Steam nur „Vorausladen“ lässt!
Doch zurück zum Mehrspieler-Modus: Diesen kann man offline mit zwei Spielern und online mit maximal vier Kämpfern in Angriff nehmen. Doch beide Varianten wirken draufgestülpt und unfertig. Wieso ist man offline wie anno dazumal auf einen Bildschirm beschränkt? Traveller’s Tales hat mit seinen Lego-Titeln doch gezeigt, wie ein intelligentes Offline-Spiel zu zweit bewerkstelligt werden kann: Entfernt man sich zu weit voneinander, wird dort dynamisch der Splitscreen aktiviert. Und hier? Fehlanzeige!
Noch schlimmer hat es den Online-Modus getroffen. Denn dort ist man mit seiner Bewegungsfreiheit ebenfalls auf den Spielraum des Host-Bildschirmes beschränkt! Was soll das denn? Durch diese Einschränkung wird einem nicht nur die Möglichkeit und der Spaß an der Erforschung der Abschnitte genommen. Auch die strategische Positionierung von Nah- und Fernkämpfern sowie das geschickte Ausnutzen all ihrer Fähigkeiten wird so zu einem demotivierenden Va Banque-Spielchen. Und zu allem Überfluss kann es passieren, dass man mitten in der Bewegung wieder in die Nähe des Hosts teleportiert wird und man so kurzzeitig die Orientierung verliert – sorry Obsidian, aber das ist unzeitgemäß und schlampig. Und da helfen auch die Auseinandersetzungen im letzten Drittel nichts mehr, wenn alle vier Helden mit ihren Spezialangriffen den Bildschirm in ein gleißendes Effektmeer verwandeln.
Alle Macht dem Host
Daneben ist es beinahe schon unerheblich, dass man als „Gast“ keine persönliche Verbindung zu seiner Figur aufbaut, da sie beim Verlassen des Spieles ohnehin wieder verschwindet und dass man nur eine Zuschauerrolle bei den Gesprächen spielt. Der Host entscheidet komplett alleine, wie er auf die Gespräche reagiert. Überhaupt hat der „Spielführer“ alle Vorteile auf seiner Seite. Er alleine kann seine Figur effektiv weiterentwickeln, alle anderen sind nach Spielabbruch oder Verlassen wieder auf ihre Offline-Figur angewiesen – es sei dann, man mimt den Host und sucht sich Opfer…
Die PS3-Version wird gegenwärtig noch von einem weiteren Problem geplagt: Online ist die Akustik komplett verbuggt. Während man im Normalfall wenigstens noch die Musik hört, gibt es keine Sprachausgabe mehr und zumeist kann man Soundeffekte auch nur noch erahnen – wenn überhaupt. Und obendrauf hat man im schlimmsten Fall eine Labertasche als Host, die einem erzählt, was man zu tun hat und mit seinen doofen Kommentaren auch noch den letzten Rest der Atmosphäre killt, so dass man sich wünscht, Jayne Kessynder würde einen erlösen.
Sicher: Die fehlerhafte Soundkulisse kann durch einen Patch behoben werden, aber gegenwärtig würde ich keinem raten, die PS3-Version online zu spielen – außer als Host wohlgemerkt!
Biederer Durchschnitt
Doch die Online-Akustik ist nicht das einzige Problem, das die Version für die PlayStation 3 plagt. Zusätzlich wird sie von einem latenten Ruckeln gepeinigt, dass sich bei der 360 zwar auch in einigen Gebieten, aber insgesamt deutlich seltener zeigt. Ansonsten schenken sich die beiden Konsolen nicht viel. Beide bieten eine eingängige Steuerung und passable Ladezeiten an Gebietsübergängen, bei der die Laufgeschwindigkeit der Figur auf „Gehen“ zurückgestuft wird, bis die Daten im Speicher sind. Auf der 360 kann die optionale Installation dies beheben, so dass das Spielerelebnis insgesamt flüssiger, aber dadurch nicht überzeugender wird.
Denn dafür ist die Kulisse unter dem Strich zu bieder, zu durchschnittlich. Stimmig ist sie ja und die Lichteffekte der von Obsidian entwickelten Engine sind mitunter ebenso gelungen wie die Kampfanimationen. Doch man wird vom Design und der Umsetzung wahrlich nicht vom Hocker gehauen. Es passt einfach. Es ist nicht hässlich, aber auch nicht schön. Durchschnittlich eben. Ausgehend von den Vorabversionen dürfte die PC-Variante zwar ebenfalls nur selten über dieses Prädikat hinauskommen, doch im Vergleich zu den Konsolenfassungen ist zu erwarten, dass sie einen qualitativen Sprung macht.
Dungeon Siege 3 (Rollenspiel) – Dungeon Siege 3
Manchmal ist es nötig, die Vergangenheit ruhen zu lassen, um sich auf die Gegenwart und Zukunft konzentrieren zu können – auch wenn dies bedeutet, alte Gewohnheiten aufzugeben. So geschehen bei Dungeon Siege 3, das sich inhaltlich weniger als Fortsetzung, sondern vielmehr als Neuausrichtung der Hack&Slay-Serie präsentiert.
Kein Splitscreen, beide bewegen sich auf einem Bildschirm. Die Kampagne ist komplett im Koop spielbar. Hab ich auch mit einem Kumpel komplett durchgezockt, im Koop eines der besten Action-RPGs dieser Gen auf Konsolen.
*leiche ausgrab*
wie ist denn der koop-modus an einer konsole so? splitscreen? ganze kampagne im koop spielbar, soweit ich weiß?
Wahrscheinlich bin ich zu jung um es zu verstehen
Dem kann ich nur zustimmen, wie schon gesagt D2 schlägt es vom Spielfluss her nicht, aber D3 könnte jetzt auch schlechter sein.
Mit ner vernünftigen Kameraführung hätte sich DS3 auch prime mit WASD steuern lassen können. Aber die Kamera ist selbst mit Pad beschissen...
Och, weiß nicht. Mir gefiel das in D3 eigentlich ganz gut mit der Semi-3rd-Person-Perspektive. Ich kann aber auch verstehen, dass es vielen da anders geht.