Die Besonderheit des Spiels sind die Echos, denn mit ihnen inszeniert Ultra Ultra Stealth-Action unter einzigartigen Vorzeichen. En wird ja nicht nur während des Erwachens, sondern die gesamte Zeit über vom Palast beobachtet: Sprintet sie, zeichnet er das auf, bleibt sie lange in der Hocke, hält er das fest. Das Gleiche gilt, wenn sie einen Gegner erschießt, über niedrige Mauern hechtet, Türen öffnet, bestimmte Gegenstände aufliest und mehr.
Grundsätzlich laufen die Echos dabei feste Routen, suchen En, wenn sie entdeckt wurde und erwürgen sie, falls sie den Eindringling erwischen – so weit, so vertraut. Haben sie einmal gelernt, z.B. Türen zu öffnen, erweitern sie ihre Patrouillenwege aber den neuen Möglichkeiten entsprechend. Haben sie gelernt zu schießen, greifen sie auch aus der Distanz an. Haben sie gesehen, wie En durch niedriges Wasser läuft, tun sie es ihr gleich. Und genau das verleiht dem vertrauten Versteckspiel seine einzigartige Note: Hier überlegt man nicht, wie man einen Gegner ausschaltet oder umgeht. Hier grübelt man, auf welche Mittel man lieber verzichtet, um im nächsten Zyklus noch im Vorteil zu sein.
Denn der Rhythmus der ständigen Neustarts bleibt immer bestehen. Alle paar Minuten gehen die Lichter aus – gehen sie wieder an, erwachen alle erledigten Wachen und sämtliche Gegner verfügen über Ens zuvor gezeigten Aktionsspielraum. Was
übrigens auch heißt, dass sie z.B. das Schießen nach dem folgenden Reset wieder verlernen, falls En im aktuellen Zyklus nicht erneut schießt. Auf diese Weise verhindert das Spiel Sackgassen. Man kann durchatmen, sich in den ersten Sekunden eines Zyklus‘ sogar ungesehen neue Deckung suchen und die KI anschließend neu „gestalten“.
Idee und Wirklichkeit
Das Konzept ist interessant und tatsächlich macht es Spaß, den Verlauf so direkt zu beeinflussen. Doch so ungewöhnlich Echo auf dem Papier erscheint, so wenig unterscheidet es sich in der Realität von vergleichbaren Spielen. Zum einen macht es selten einen großen Unterschied, ob die Wachen nun geduckt gehen oder schon aus der Ferne attackieren: Umgehen sollte man sie so oder so und mal nutzen sie eben diesen Weg, mal jenen.
Zum anderen fühlt sich En vergleichsweise starr an. Sie kann Wachen zwar anlocken, ablenken, von hinten erwürgen und sich auf verschiedene Art gegen Angreifer wehren. Ist sie einmal entdeckt, bleiben ihr aufgrund begrenzter Energie und Ausdauer aber lediglich zwei, drei schnelle Aktionen, bevor sie hinter eine Deckung rennen muss, um wieder unterzutauchen. Ihre Gegner kennen zudem nur abgesteckte Routen und gerade mal drei Zustände: patrouillieren, suchen, angreifen. Gerade in einem Spiel, das die KI in den Vordergrund rückt, wirkt das zu wenig.
Einfluss – aber wenig Varianz
Mir fiel immer wieder ein, wie viel abwechslungsreicher die Verhaltensmuster der Wachen anderer Stealth-Action-Abenteuer sind, wie aufmerksam die Wachen in Metal Gear Solid 5 etwa auf Veränderungen reagieren (in Echo nehmen sie nicht einmal tote „Kollegen“ wahr), wie penibel sie nach einem Eindringling suchen, wie unvorhersehbar ihre Laufwege mitunter sind und mit wie vielen Mitteln man dieses Geflecht manipulieren kann. Dagegen wirkt „Waffe nutzen oder nicht“ einfach fahl.
Der Spielfluss wird zudem von frustrierendem Trial&Error unterbrochen, weil man nicht immer ausreichend gut auf Gefahren reagieren kann und anschließend an einen Checkpunkt von vor zehn Minuten oder mehr zurückgeworfen wird. In Verbindung mit dem todschicken, aber auch immer gleichen Schauplatz sorgt das für ein über weite Strecken zähes Vorankommen, das für sich genommen nur ein halbwegs befriedigendes Spiel ausmacht.
Troz der Defizite ein gutes Spiel... auch die Deutschen Stimmen sind gut bis sehr gut.. nur so, weils mal wieder nicht im Test erwähnt wird...
Will die Geschichte auf jeden Fall selbst Spielen, wenn der Preis etwas fällt
Durch die erste Hälfte des Tests, hätte ich mir das Spiel wahrscheinlich gekauft. Aber leider (oder besser zum Glück) wird in der zweiten Hälfte auf die Unzulänglichkeiten der KI eingegangen.
Schade, aber so spar ich mir den Kauf...