Verpasste Chance
Ich möchte euch aber nicht aus diesem Test entlassen, ohne über das im EXP-Bundle enthaltene Modul Evercade Irem Arcade 1 zu sprechen. Denn: Ich liebe Irem sehr. Das seit langem geschlossene japanische Entwicklerstudio wurde mit R-Type berühmt und hatte auch sonst noch viele spannende, hochwertige und wunderschöne 2D-Spiele am Start. Einige davon sind nie für Heimkonsolen erschienen, manche sind wahre Wunderwerke traditioneller Pixelkunst – es überrascht nicht, dass sich der Metal Slug-Entwickler Nazca vor allem aus ehemaligen Irem-Angestellten zusammensetzte.
Doch zurück zum Evercade-Modu: Cover und Spine (der im Regal sichtbare „Spielerücken“) sind wie andere Arcade-Collections in lila gehalten, und natürlich steckt neben dem weißen Modul auch eine dünne farbige Anleitung in der stabilen Plastikverpackung. Sechs Games wurden darauf geparkt: 10-Yard Fight, Battle Chopper, In the Hunt, Lightning Swords, Moon Patrol und R-Type. Einzelkritiken erspare ich euch, Retro-Kennern dürfte aber klar sein, dass R-Type und In the Hunt die klaren Highlights sind. In Irems Durchbruch-Spiel Moon Patrol (1982) fährt man mit dem pixeligen Urahn des M35-Mako aus Mass Effect über die Mondoberfläche und vertreibt sich die Zeit mit Hopsen und Ballern. 10-Yard Fight (1983) wiederum inszeniert American Football als ziemlich statisches Ballsportspiel mit immerhin ansehnlich großen Sprites. Leider punkten beide Games heutzutage nur noch durch ihren musealen Wert. Auch das scrollende Hack’n’Slay Lightning Swords peitscht mich nicht auf – die Steuerung nervt mit trägen Sprüngen und Ein-Button-Angriffen.
Den recht variablen Horizontal-Shooter Battle Chopper kennen viele besser als Mr. Heli – der Look ist putzig und das Spielprinzip erinnert angenehm an Segas Fantasy Zone. R-Type schätzt natürlich fast jeder Ballerspiel-Fan: Der beinharte Kampf gegen das Bydo-Imperium ist auch heute noch überraschend hübsch anzusehen und dank Auflade-Schuss sowie Force-Modul spielerisch ordentlich gealtert. Mein Liebling der Collection ist aber In the Hunt: Der Horizontal-Shooter von 1993 schickt euch mit einem U-Boot in den Kampf gegen Schlachtschiffe, Helis, Seeungeheuer und Fantasy-Apparaturen. Das Arcade-Spiel wurde einst für PSone und Saturn umgesetzt, mittlerweile gibt es die sensationell hübsche Zerstörungsorgie – beachtet die berstenden Fensterfronten in Stage 2! – aber auch als Download für moderne Konsolen. Egal ob direkt auf der Evercade EXP oder (per Mini-HDMI-Ausgang in immerhin noch recht scharfem 720p) an meinem 65-Zoll-TV – In the Hunt rockt auch 2023 noch gewaltig.
Warum schreibe ich dann „verpasste Chance“ über diese Absätze: Weil zwei sehr alte, ein lahmes und drei starke Games einfach viel zu wenig sind – angesichts des hochkarätigen Irem-Katalogs! Wo sind Blade Master und Hammerin‘ Harry, Ninja Spirit und Kung-Fu Master, wo die anderen R-Types und Undercover Cops sowie Ninja Baseball Bat Man und die beiden GunForce-Teile? Vielleicht ja auf einer eventuellen Collection Irem Arcade 2 – für den Moment jedoch habe ich sie schmerzlich vermisst!
Evercade EXP in Zahlen:
- Bildschirm: 4,3 Zoll
- Auflösung: 800 × 480 Pixel
- Vorinstalliert: 18 Capcom-Spiele
- Speicher: 4 GB (nicht erweiterbar)
- CPU: 1.5 Ghz Cortex-A7 Quad-Core Prozessor
- Ausgabe: Mini-HDMI (720p), Stereo-Lautsprecher, 3,5mm-Klinkenanschluss
- Schnittstelle: WLAN
- Akku: 3.000mA Ladung (4 bis 5h Spielzeit)
- Maße: 19,3 x 7,9 x 2,1 cm
Beim Analogue Pocket hatte ich auch erst etwas Mühe mit dem Preis und wollte eigentlich ursprünglich einfach einen "gemoddeten" Gameboy Color mit IPS Farbdisplay kaufen, als ich aber deren Preise gesehen habe, dachte ich mir dass ich auch gleich den Analogue Pocket kaufen kann, der dann auch noch mehr Features hat.
Wenn man sowas will, relativiert sich der Preis des Analogue Pocket wieder etwas.
Playdate interessiert mich auch, finde das Konzept irgendwie schräg, aber auch klasse. Toll auch, dass es schon so viele Spiele dafür gibt und noch so viel mehr dafür erscheinen. Hab von Teenage Engineering, die es zusammen mit mit den Entwicklern von Panic entwickelt haben, schon andere Geräte (z.B. den Teenage Engineering PO-133), die mich ebenso begeistern. Der Analogue Pocket ist natürlich über jeden Zweifel erhaben. Reizvoll, sehr sogar, aber ich weiß nicht, ob sich dieser für mich und zu dem Preis wirklich lohnen würde. Viel Spaß mit den Geräten aber auf jeden Fall!
Was mich halt immer noch vom Kauf abhält sind die schlechten Spielsammlungen.
Es gibt glaub kein Modul bei dem mehr als 3 Toptitel drauf sind, der Rest sind Gurken.
Ich warte daher mal noch ein bisschen ab, ich hatte eigentlich auch erwartet dass mehr Eigenentwicklungen kommen.
Dann kann es auch ruhig nur ein Spiel sein, aber eben Top.
Naja, diesen Monat trifft bei mir noch der Playdate ein und Mitte Jahr der Analogue Pocket - ist ja vorerst mal auch nicht so schlecht.
Ich bleibe in Lauerstellung.